Praxisforum Geothermie.Bayern setzt auf Chancenverwertung und Lösungsmodelle

Thema im Fokus 3-2016 | Sabine Volland

Seit mehr als 10 Jahren ist Bayern der geothermische Hotspot in Deutschland. Die geologischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind so günstig, dass die Projektdichte im Land nirgendwo so hoch ist, wie im Großraum München.

Die Bayerische Geothermie-Branche ist agil und wach. Über zwanzig tiefengeothermische Strom- und Wärmeanlagen sind derzeit in Ober- und Niederbayern in Betrieb. Sie versorgen die Regionen mit mehr als 280 Megawatt Wärme und produzieren knapp 27 Megawatt geothermischen Strom. Gehen die noch im Bau befindlichen Projekte ans Netz, blickt die Branche auf knapp 36 Megawatt Stromproduktion aus Tiefer Geothermie.

In weniger als einer Dekade haben sich alle diese Projekte entwickelt, anfangs mit steiler Lernkurve. Heute blickt die Branche auf eine große Erfahrung in der Projektentwicklung im Niederenthalpie-Bereich. Das anfänglich gezahlte Lehrgeld hilft der gesamten Branche für die Entwicklung ihrer weiteren Projekte. Heute gibt es standardisierte Herangehensweisen zur Qualitätssicherung in der Projektentwicklung. Doch wie bereits der Philosoph Gerd Achenbach es ausdrückte: „Routine ist der Schlaf des Denkens.“ Jedes Geothermie-Projekt ist so individuell, dass es keine Routine verträgt. Dazu sind die Bedingungen im Bayerischen Molassebecken zu besonders. Für Projektentwickler, Betreiber, Bohrunternehmer, Kommunen, Gemeinden, Investoren und alle weiteren Akteure in der Geothermie-Branche bedeutet dies, in einem regelmäßigen Austausch zu bleiben und die Erfahrungen zu teilen. Damit steigt die Lernkurve weiter an, um auf vorhersehbare und unvorhersehbare Ereignisse in der Projektentwicklung und Anlagenbetrieb eines Tiefen Geothermie-Projekts professionell und adäquat reagieren zu können und die Qualität ständig zu verbessern.

Das Praxisforum Geothermie.Bayern ist seit vier Jahren das zentrale Podium für die Bayerische Geothermie-Branche, um diesen Erfahrungsaustausch zu forcieren. Die diesjährige Veranstaltung findet am 5. und 6. Oktober 2016 wieder im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München statt. Mit einem facettenreichen Programm werden in fünf verschiedenen Foren die Chancen und Herausforderungen in der Projektentwicklung, im dauerhaften Anlagenbetrieb, in der Effizienz und Bewertung der laufenden Anlagen, Forschung & Entwicklung und auch in der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung tiefgründig betrachtet und daraus Schlussfolgerungen für die Zukunft gezogen. Eingerahmt werden die Foren von verscheidenen Keynotes, unter anderem von Herrn Rainer Zimmer des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, Dr. Inga Moeck vom LIAG Leibniz Institut für Angwandte Geophysik und Dr. Christian Hecht von den Stadtwerken München.

Forum I und II werden parallel die geothermische Ressource, Anlagenentwicklung, laufende Anlagenleistung und die Betriebserfahrung in der geothermischen Stromerzeugung (Forum I) und Wärmeproduktion (Forum II) am Vormittag des 5. Oktober 2016 evaluieren und über die Chancen und Lösungen von Herausforderungen debattieren, unter anderem mit dem Geothermie-Projekt Unterföhring und dem neuen Wärmeverbund im Südosten der Landeshauptstadt.

Das bayerische Molassebecken ist Erdölregion und als Voralpensenke bohrtechnisch stets besonders zu bewerten. Forum III diskutiert am Nachmittag die bohrtechnischen Herausforderungen im Voralpenraum. Es werden vor allem Erfahrungen und Notwendigkeiten für dieses geologisch besondere Vorlandbecken erörtert und ein Fazit für den bisherigen Status quo abgeleitet.

Eine Tiefe Geothermie-Anlage kann obertägig nur so gut produzieren, wie die Bedingungen Untertage verstanden und die Ressource optimal entwickelt ist. Das Herz jeder Anlage bildet der Thermalwasserkreislauf. Zahlreiche geologische und geochemische Faktoren beeinflussen die Leistungsfähigkeit der obertägigen Anlagen. Forum IV widmet sich nachmittags (parallel zu Forum III und V) den Herausforderungen im Thermalwasserkreislauf, betrachtet Ursachen für Scaling, geochemische Modelle, rechtliche Rahmenbedingungen, sucht und bietet Lösungen für aktuelle Fragestellungen.

Erkenntnisse und Erfahrungen im laufenden Anlagenbetrieb und der Ressourcenentwicklung bringen immer neue Fragestellungen bezüglich des unter- und obertägigen Bereichs eines Tiefen Geothermie-Projekts hervor, was eine akademische Betrachtung zwingend notwendig werden lässt. Forum V (parallel zu Forum III/IV) erörtert gegenwärtige Fragestellungen in der Forschung & Entwicklung von Geothermie-Projekten, die im Rahmen des Forschungsprojekts Geothermie-Allianz Bayern von der TU München geleitet wird. Vorgestellt werden aktuelle Forschungsprojekte und Grundsatzfragen, die für die Tiefe Geothermie-Branche essentielle Bedeutung haben.

Der Großraum München ist seit einiger Zeit wieder sehr aktiv in der Projektentwicklung. Die Exkursion des Praxisforums Geothermie.Bayern führt am zweiten Veranstaltungstag, 6. Oktober 2016, zu aktuellen Wärme- und Stromprojekten im Großraum München.

Praxisforum Geothermie 2016 kompakt:

Veranstaltungstermin: 5. bis 6. Oktober 2016

Veranstaltungsort: Haus der Bayerischen Wirtschaft, Max-Joseph-Straße 5, 80333 München

Teilnahmegebühren: 

Kongress (5. Oktober 2016): Normalpreis 400 Euro - zzgl. MwSt.

Exkursion (6. Oktober 2016): Normalpreis 200 Euro - zzgl. MwSt.

Komplett (5./6. Oktober 2016): 540 Euro - zzgl. MwSt.

Bis zum 15. Juli 2016 gilt der Frühbucherrabatt von 10 Prozent auf den Normalpreis.

Das detaillierte Programm und die Exkursionsziele werden in Kürze bekannt gegeben. Weitere Einzelheiten zum Programm, Ermäßigungen und Anmeldemöglichkeiten finden sich auf der Webseite der Veranstaltung. Zur Anmeldung geht es hier.