Risiken für Projektentwickler und Investoren minimieren

Thema im Fokus | Marcus Brian

Die Erfolgsmeldungen der vergangenen Wochen - Kraftwerksstart in Landau und Unterhaching sowie Grundsteinlegung in Bruchsal - zeigen, dass die Geothermie in Süddeutschland auf dem besten Weg ist, sich in der Energiebranche zu etablieren. Noch etwas zurückhaltend geben sich allerdings manche Investoren, weil sie vor den möglichen Risiken der geothermischen Energienutzung zurückschrecken.
Die Minimierung dieses Risikos ist auf zwei unterschiedliche Arten möglich: Eine Variante der Risikominimierung strebt derzeit die Süddeutsche Geothermieprojekte Gesellschaft im Molassebecken an - geplant ist, durch die Bündelung mehrerer Projekte die Streuung des Risikos und somit den Verzicht auf eine Versicherung zu ermöglichen. Der erfolgreiche Abschluss mehrerer Projekte soll dabei einen eventuellen Schadensfall bei einem einzelnen Projekt wieder ausgleichen.
Die zweite Variante ist die Versicherung der möglichen Risiken. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt in Unterhaching, das dank der Versicherung trotz Schadensfälle erfolgreich realisiert werden konnte. Mit einer passenden Versicherungslösung können diese Risiken zumindest für den Investor aufgefangen werden.
Risiken, die abgedeckt werden müssen, stecken unter anderem in der Technik, der Fündigkeit und der Bohrlochstabilität. Im Molassebecken verzichten die Projektentwickler momentan eher auf die Versicherung der Fündigkeit, da sie diese als gegeben ansehen und schließen lediglich eine Bohrrisikoversicherung ab. Die Bohrrisikoversicherung umfasst das Bohrloch als Bauwerk, wobei die Stabilität und das Erreichen des Ausbaudurchmessers im Vordergrund stehen. Wird der Ausbaudurchmesser durch Instabilitäten des Bohrloches oder geologische Verschiebungen nicht erreicht, so greift die Versicherung und deckt den Schaden ab.
Inwieweit der Schadensfall "lost in hole" durch eine Versicherung abgedeckt ist, hängt von den individuellen Vereinbarungen des Projektentwickler mit der Bohrfirma ab. Die Maschinenversicherung der Bohrfirma umfasst lediglich alle obertägigen Maschinenteile des Bohrgerätes. Der Schadensfall "lost in hole" kann aber mit einer Zusatzversicherung durch den Projektentwickler oder die Bohrfirma zusätzlich abgeschlossen werden. "Hier sehe ich dringlichen Gesprächsbedarf zwischen dem Projektentwickler und der Versicherung", so Christian Müller-Wagner von der Axa-Versicherungsgruppe, "denn der Projektentwickler kann nicht davon ausgehen, dass die Bohrfirma grundsätzlich eine solche Versicherung abgeschlossen hat."
Aspekte der Risikominimierung werden auch auf der 4. Internationalen Geothermiekonferenz am 24. April 2008 in Freiburg diskutiert. Experten äußern sich beispielsweise auch zu dem Themenbereich Hot-Fractured-Rock-Verfahren und Versicherung.