Staatssekretär Stefan Wenzel MdB will sich weiter für die Geothermie einsetzen

11.10.2023 | Veranstaltungen | Karin Jehle
Preisträger Geothermische Energiepreise

Über 1,5 Terawattstunden (TWh) Wärme und 145.506 Megawattstunden (MWh) Strom haben die Geothermieanlagen in Bayern 2022 erzeugt. Viele neue Projekte sind in der Entwicklung und im Bau, so dass in den kommenden Jahren mit einem steigenden Beitrag der klimafreundlichen Energie zu rechnen ist. Die Geothermischen Energiepreise Bayern würdigen auch in diesem Jahr wieder die effizientesten Anlagen in den Kategorien Wärme und Strom. Die Preisverleihung auf dem Praxisforum Geothermie.Bayern am 11. Oktober 2023 in Pullach ist jedes Mal ein Highlight des Branchenevents. Der Christian-Hecht-Preis prämiert die beste nachwuchswissenschaftliche Arbeit. Aus Berlin zugeschaltet war Staatssekretär Stefan Wenzel MdB aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), der die wichtige Rolle der Geothermie für eine erfolgreiche Wärmewende betonte.

Eröffnet wurde die Preisverleihung von Helmut Mangold, Geschäftsführer der Innovative Energie Pullach (IEP), der deutlich machte, was die Geothermie alles für die Energiewende leisten kann und muss. Er stellte aber auch klar, wo die Rahmenbedingungen immer noch nachteilig für die Geothermie sind – vom EU-Abkommen RED III bis zu Strompreisbremsen, die in Konkurrenz zur Geothermie stehen. Sein Appell an den parlamentarischen Staatssekretär des BMWK lautete: „Herr Wenzel, herzlichen Dank, dass Sie heute beim wichtigsten Forum für Praktiker zugegen sind. Meine Frage ist: Wie schaffen wir es, dass die Energiequelle unter unseren Füßen, die langfristig und ökonomisch große Teile Deutschlands mit Wärme versorgen könnte, endlich im industriellen Maß angepackt wird?“

Staatssekretär Stefan Wenzel erklärte, dass das große Potenzial der Geothermie in den letzten Jahren nicht so erschlossen worden sei, wie man sich das wünsche. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz habe aber Eckpunkte aufgestellt, um die Geothermie voranzubringen, wie die Explorationsförderprogramme oder die Bundesförderung Effiziente Wärmenetze (BEW). Das BMWK wolle im engen Austausch mit der Branche gemeinsam schauen, was am gesetzlichen Rahmen verbessert werden müsse und was es an weiterer finanzieller Unterstützung brauche.

„Um die Wärmeversorgung im Gebäudebestand, im Neubau sowie für industrielle Prozesse bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu gestalten, sind Effizienzmaßnahmen und der massive Ausbau erneuerbarer Energien erforderlich“, sagte Staatssekretär Wenzel MdB. „Gerade im Wärmemarkt kommt der Geothermie eine hohe Bedeutung zu. Besonders Bayern verfügt über ein hervorragendes geothermisches Potenzial und langjährige Erfahrung in der Nutzung der hydrothermalen Geothermie."

Aufgrund seiner parlamentarischen Verpflichtungen konnte der Staatssekretär nicht persönlich anwesend sein und war online zugeschaltet.

Betreiberdaten zeigen die Leistungsfähigkeit der Geothermie in Bayern

Zum sechsten Mal hat die Enerchange GmbH & Co. KG als Veranstalterin des Praxisforums Geothermie.Bayern die Betriebsdaten der bayerischen Geothermieanlagen abgefragt. „Wir sind jedes Jahr wieder begeistert von der Gesamtleistung der bayerischen Geothermieanlagen, wenn wir die Daten auswerten“, konstatierte Geschäftsführer Dr. Jochen Schneider. „Sowohl die erzeugten Energiemengen als auch die Zuverlässigkeit der Energieproduktion sind beeindruckend. Und die Vielzahl der neuen Projekte lässt uns hoffen, dass die Geothermie zukünftig eine noch bedeutendere Rolle für die Wärmewende spielen wird – in Bayern und auch bundesweit. Insgesamt haben wir in Bayern eine installierte Leistung von 300 Megawatt – das ist wohl einen Applaus wert.“

Die Auswertung der Betreiberdaten ergab eine durchschnittliche Verfügbarkeit der geothermischen Wärmeanlagen in Bayern im abgefragten Zeitraum von 95,7 Prozent. Zuverlässig speisen die Geothermieanlagen die Fernwärmenetze in ihren Kommunen, versorgen Haushalte, Gewerbe und Landwirtschaft mit klimafreundlicher Wärme. Die höchste erzeugte Wärmemenge eines einzelnen Heizwerks lag im Jahr 2022 bei 156.260 Megawattstunden (MWh). Hochgerechnet produzierten die bayerischen Geothermieanlagen über 1,5 Terawattstunden Fernwärme.

Hinzu kommt die geothermische Stromerzeugung. Insgesamt produzierten die sechs bayerischen Geothermiekraftwerke stolze 145.506 Megawattstunden klimafreundlichen Strom. Auch sie wiesen eine sehr hohe Verfügbarkeit auf, eine Anlage lief sogar 8.586 Stunden – bei 8.760 Stunden, die ein Jahr insgesamt hat. Weitere Kriterien für die Wertung waren neben der Verfügbarkeit des Heiz- oder Kraftwerks und der erzeugten Energiemenge die Leistungszahl (COP), die das Verhältnis von eingesetztem Pumpenstrom und eingespeister Energiemenge angibt. Hier erreicht die Tiefengeothermie Werte von bis zu 26,4 – das bedeutet, dass aus einer Kilowattstunde elektrischer Energie über 25 Kilowattstunden Wärme erzeugt werden. Dies sind beeindruckende Werte, verglichen mit Wärmepumpen, bei denen eine COP von 3 bis 5 schon als effizient gilt.

Ausgezeichnete Geothermieanlagen: Traunreut und Garching

Die Preisverleihung leitete Laudator Jörg Uhde von den Stadtwerken Speyer ein: „Es ist immer eine wunderschöne Aufgabe, gute Botschaften zu verkünden. Ich bin beeindruckt von den tollen Zahlen. Wir sind mit der Geothermie auf einem guten Weg und müssen uns nicht verstecken.“

Die Auszeichnung „Goldenes Kraftwerk“ erhielt in diesem Jahr die Geothermie Traunreut, die diesen Preis auch schon 2020 entgegennehmen durfte. „Ich freue mich sehr, diesen Preis zu überreichen“, sagte Jörg Uhde in seiner Laudatio. „Mit Ihrem Team machen Sie das Beste aus einer hervorragenden Anlage.“ Für die Geothermie Traunreut war Projektingenieur Felix Borchert nach Pullach gekommen, um die Auszeichnung zusammen mit einem großen Blumenstrauß entgegenzunehmen.

Als effizienteste geothermische Wärmeanlage schnitt das Heizwerk der Energiewende Garching ab. „Herzliche Glückwünsche für die tolle Leistung und die super Effizienz, die Sie mit Ihrer Anlage erreichen“, würdigte Jörg Uhde den Preisträger in seiner Laudatio. Vom Team aus Garching war niemand abkömmlich, um den Preis zu empfangen – alle arbeiten mit Hochdruck an der Energiewende.

Innovativer wissenschaftlicher Nachwuchs

Der Christian-Hecht-Preis ehrt wissenschaftliche Forschungsprojekte von Studierenden und Doktorand:innen, die einen bedeutenden Beitrag zur geothermischen Nutzung des bayerischen Molassebeckens oder Oberrheingrabens leisten. Dieses Jahr konnte Christopher Schifflechner die Auszeichnung gewinnen. Seine Arbeit „Effiziente und flexible Geothermiesysteme zur gemeinsamen Strom-, Wärme- und Kältebereitstellung“ ist im Rahmen seiner Promotion an der Technischen Universität München (TUM) entstanden.

„Die ausgezeichnete Arbeit analysiert die vielfältigen Möglichkeiten zur Nutzung der geothermischen Wärme. In der Arbeit werden verschiedene Betriebsstrategien verglichen und optimiert“, sagte Laudator Dr. Christian Pletl von den Stadtwerken München, die den Christian-Hecht-Preis unterstützen.

Weitere Informationen erhalten Sie auf www.praxisforum-geothermie.bayern

Quelle:

Enerchange

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