Aeromagnetische und gravimetrische Messungen in Wiesbaden

19.08.2011

In Wiesbaden werden aktuell im Zuge der Exploration für das Tiefengeothermie-Projekt aeromagnetische Messungen durchgeführt, um den Untergrund bezüglich magnetischer Eigenschaften zu untersuchen. Zusammen mit den Ergebnissen der Gravimetrie erwartet man neue Erkenntnisse über den strukturellen Aufbau des Untergrunds.

Zusammen mit dem Umweltamt der Landeshauptstadt Wiesbaden hat die ESWE Anfang August eine Fortsetzung der Voruntersuchungen angkündigt. Im einzelnenn heißt es  in der Mitteilung: "Für mehrere Tage wird im Rahmen der Vorunterushcungen ab dem 12. August ein Kleinflugzeug aeromagnetische Messungen über den Stadtteilen Erbenheim, Igstadt, Nordenstadt, Delkenheim, Bierstadt, Breckenheim, Kostheim und Kastel sowie Hochheim, Wicker, Massenheim, Wallau, Diedenbergen, Weilbach und Flörsheim durchführen. Durch die Flüge werden weitere Analysen des Untergrundes auf dessen Eignung zur Nutzung der Tiefen Geothermie durch Untersuchung der magnetischen Eigenschaften erstellt. Das Messflugzeug überfliegt im Untersuchungsgebiet in einer Höhe von mindestens 300 Meter, festgelegte Routen von insgesamt 820 Kilometer. Die Landeshauptstadt Wiesbaden und ESWE Versorgung bitten um Verständnis, falls es dennoch zu Belästigungen durch den Fluglärm kommen sollte.“

Durch angewandte Geomagnetik können regionale oder lokale Abweichungen (Anomalien) des erdmagnetischen Feldes gemessen werden. Die Gesamtmagnetisierung eines Gesteins setzt sich dabei aus der „induzierten Magnetisierung“ und der „remanenten Magnetisierung“ zusammen. Die „induzierte Magnetisierung“ wird durch das gegenwärtige Magnetfeld der Erde hervorgerufen, wobei die „remanente Magnetisierung“ die Magnetisierung des Gesteins aufzeigt, das es bei seiner Bildung erhalten hat. Dabei weisen speziell Tertiäre Vulkanite, basische Magmatite und Gesteine mit ferrimagnetischen Mineralen wie zum Beispiel Magnetit, Titanomagnetit und Magnetkies, eine hohe Magnetisierung auf. (*)

Das Maß für die Magnetisierbarkeit eines Gesteins ist seine magnetische Suszeptibilität. Nach den Magmatiten weisen metamorphe Gesteine einen höhere Werte auf als sedimentäre Gesteine. Dabei haben Metamorphite aus magmatischem Ausgangsgestein nochmals höhere Werte, als solche, die aus Sedimenten entstanden sind. Innerhalb der Sedimente steigen die Werte im Allgemeinen von den Sandsteinen zu den Tonsteinen.

Für die rasche und kostengünstige Untersuchung großer Gebiete ist die luftfahrzeuggestützte Magnetik der bodengestützten vorzuziehen. Dabei werden Magnetometer an den Flügelspitzen montiert oder unterhalb eines Helikopters geschleppt. Auch Kleinstluftfahrzeuge und unbemannte Flugkörper werden heutzutage eingesetzt.

Das Institut für geothermisches Ressourcenmanagement (igem) aus Bingen ist mit der Auswertung der aeromagnetische Messungen im Raum Wiesbaden beauftragt. Auf Nachfrage von ENERCHANGE erläuterte Herr  Dipl. Phys. Johannes Geiermann das für die Geothermie neuartige Verfahren.

Ziel der Untersuchungen ist es eine strukturelle Kartierung des Gebietes vorzunehmen und die Ergebnisse gemeinsam mit den Ergebnissen der bereits durchgeführten, bodengestützten Gravimetriekampagne zu interpretieren. Die Interpretation soll Hinweise auf Störungen, Störungszonen und Wechsel von sedimentären zu metamorphen Gesteinen erbringen.

Durch die erfolgreich angewandte Gravimetrie verspricht sich das Institut mit den zusätzlichen aeromagnetischen Untersuchungen des Untergrundes von Wiesbaden eine höhere Sicherheit in der Interpretation der Ergebnisse, da voneinander unabhängige gesteinsphysikalische Größen untersucht werden.

Die aeromagnetischen und gravimetrischen Messungen bieten sich bereits im Vorfeld der Durchführung von 2D- oder 3D- Seismik an. Durch die gewonnenen Informationen lassen sich die Auslagen und Orientierungen von Schusspunkten und Receiverlinien gegebenenfalls optimieren. In Verbindung mit einer 2D-Seismik sind die Ergebnisse der Worminganalyse von gravimetrischen und magnetischen Daten unterstützend und erlauben bspw. die Lücken zwischen den Seismiklinien mit Struktur-Information zu füllen. (va)

Quelle: www.eswe-versorgung.de, (*) www.umwelt.sachsen.de (1,2)