Bohrauftakt in Brühl

02.04.2012

Die Firma GeoEnergy feiert den Bohrauftakt in badischen Brühl.

Die erste Bohrung der zur italienischen F.I.S.I.-Gruppe gehörenden GeoEnergy soll in Brühl auf eine Tiefe von 500 Meter abgeteuft werden. Nach Prüfung der Ergebnisse soll dann bis Anfang September die Bohrung auf 3.700 Meter erweitert werden. In dieser Tiefe erfolgt die Entscheidung, ob ein Geothermie-Kraftwerk realisiert wird.

Auf eine Fläche von 5.400 Quadratmetern soll nach den Plänen ein 450 Quadratmeter großes Kraftwerk entstehen, das 5 Megawatt elektrische Leistung erbringt. Sowohl die Bau- wie auch Bohrgenehmigungen liegen laut GeoEnergy vor. In 2008 wurde eine 3D-Seismik des 40 Quadratkilometer großen Untersuchungsgebietes erstellt. In Brühl im Oberrheingraben soll in das Nord-Süd verlaufende Grabensystem auf der östlichen Grabenflanke die Geothermie durch mindestens zwei 3.100 bis 3.700 Meter tiefe Bohrungen erschlossen werden, die von einem Bohrplatz mittels Richtbohrtechnik abgeteuft werden. Die Bohrlandepunkte werden circa einen Kilometer entfernt voneinander sein. Erwartet werden Wassertemperaturen von 169 Grad Celsius. Die Verstromung wird durch eine ORC-Anlage erfolgen. Eine Wärmeauskopplung in das Fernwärmenetz des Energieunternehmens MVV Energie AG ist vorgesehen.

In den Ansprachen zum Bohrauftakt wurde darauf verwiesen, dass die Betreiberfirma versicherungstechnisch alles getan hat, um eventuell auftretende Schäden schnell beheben zu können. Dafür wurde eine Beweislastumkehr in den Vertrag mit aufgenommen. Dies heißt, das GeoEnergy beweisen muss, dass eventuell auftretende Schäden nicht durch ihre Aktivitäten entstanden sind.

Am Rande des Bohrauftakts waren mehr Zuschauer als geplant zu gegen. Protestanten verfolgten von der Umzäunung aus das Geschehen.
Anlass der Proteste war ein Richtungswechsel in den Reihen des Gemeinderates im Bezug auf das Geothermie-Projekt. Laut Dr. Volker Miege hatte der „Gemeinderat mehrheitlich in seiner Sitzung vom 19. März 2012 den Beschluss gefasst, gegen den Beschluss des Landratsamtes das gemeindliche Einvernehmen von Amts wegen zu ersetzen“ und Einspruch einzulegen.

In einer Stellungnahme zu den Geothermie-Plänen stellte Bürgermeister Dr. Ralf Göck unabhängig zu dem Bohrauftakt folgendes fest: "Dass alle Fraktionen des Gemeinderates anfänglich dem Geothermieprojekt, sowohl dem Pachtvertrag als auch der Bauvoranfrage, geschlossen zustimmten, darauf lege ich großen Wert." Dies ist auch anhand der Gemeinderatsprotokolle nachzuvollziehen. Weiterhin verweist Göck darauf, dass er zwar das Projekt vorgeschlagen habe, aber nicht der Alleinverantwortliche sei, denn ohne die zunächst einstimmige und später dann mehrheitliche Zustimmung des Gemeinderates wäre das Projekt nicht zu realisieren gewesen. Diese Zustimmung gab es trotz der Ereignisse in Staufen und der Erschütterungen in Basel.

Göck mahnt weiterhin an Verträge einzuhalten und Investoren in der Gemeinde Rechtssicherheit zu bieten: "Mein Appell geht daher an alle Beteiligten, sachlich zu bleiben und die Lage realistisch zu betrachten". Die privaten Betreiber werden sicher noch mehr als bisher über ihr von Behörden genehmigtes und von zahlreichen Fachleuten positiv begutachtetes Projekt und dessen Fortschritt informieren müssen, weil ihre Arbeit weiterhin unter besonderer, auch kritischer Beachtung stehen wird. Die Gemeinde wird auf die Einhaltung der Verträge und Vereinbarungen achten, aber auch wie bisher den Kritikern zuhören und ihre Fragen beantworten, so sie denn gehört werden wollen", verdeutlicht Göck.

Ich bin aber zuversichtlich, dass auch dieses Projekt am Ende ein gutes werden wird", so Göck weiter in seiner Stellungnahme, "weil wir vieles getan haben um Fehler, die anderswo passierten, bei uns zu vermeiden". (va)

Quelle: www.morgenweb.de (1,2,3), GeoEnergy (1,2,3)