Der international angesehene Experte für Geothermie, Professor Dr. Rolf Bracke, reiste eigens aus Bochum ins Münsterland, um 120 interessierten Bürgern und Bürgerinnen die Möglichkeiten der Tiefengeothermie in Ihrer Heimat aufzuzeigen. Gleichermaßen möchten sich die Stadtwerke Münster Gebrauch von der regionalen Energiequelle machen. Markus Bieder, Leiter des Bereichs Erneuerbare Wärme der Stadtwerke Münster, erklärt dass sich die Stadtwerke das Potenzial der Erdwärme zu Nutzen machen möchten. Ziel sei es die regionale und unabhängige Energiequelle zu Wärmezwecken zu gewinnen. Damit ließen sich mehrere Tausend Haushalte über das aktuell 235 Kilometer lange Fernwärmenetz mit klimafreundlicher Wärme versorgen.
Günstige geologische Strukturen im tiefen Untergrund
Aufgrund günstiger geologischer Strukturen im tiefen Untergrund von Münsterland hat die Landesregierung die Region zur Pilot- und Modellregion in NRW ausgewählt.
Anhand der im vergangenen Herbst erhobenen 2D-Seismik Daten, konnte Professor Rolf Bracke die günstigen geologischen Strukturen zur Erschließung der Erdwärme im Münsterland den Zuschauern veranschaulichen. Für die Nutzung der Erdwärme wird eine wasserführende Gesteinsschicht mit einer Tiefenbohrung erschlossen. Die Auswertungen zeigen, dass sich gleich drei solcher Formationen im tiefen Untergrund befinden. Dabei wird das bis zu 180 Grad heiße Thermalwasser aus bis zu 5.000 Metern Tiefe an die Erdoberfläche gefördert. Über Wärmetauscher wird dem Wasser seine Wärme entzogen und diese anschließend in das Fernwärmenetz der Stadt eingespeist. Das abgekühlte Thermalwasser wird zurück in die Entnahmeschicht geleitet, wo es sich auf natürliche weise wieder erwärmt. Es handelt sich demnach um einen geschlossenen Kreislauf – ohne Vermischung von Grund- und Thermalwasser.
Ambitionierte Meilensteine der Stadtwerke
Markus Bieder stellte im Anschluss den ambitionierten Zeitplan der Stadtwerke Münster vor, die das Potenzial hinter der Wärmequelle für die Dekarbonisierung ihres Fernwärmenetzes erkannten. So sicherten sich diese bereits frühzeitig die bergrechtliche Erlaubnis um den bergfreien Bodenschatz – in einem zugeteilten Erlaubnisfeld – aufsuchen zu dürfen. „Wenn alles gut läuft, könnte eventuell schon im Jahre 2030 ein erstes Geothermie-Heizwerk seinen Betrieb aufnehmen“, so Bieder.
Weitere Voruntersuchungen von Nöten
Dass die Tiefengeothermie eine wichtige Rolle in der Wärmewende fürs Münsterland einnehmen kann, erkannten auch die Zuschauer. Die Frage aus dem Publikum, warum die Erschließung nicht schneller von statten gehen könne, beantwortete Professor Rolf Bracke wie folgt. Für eine sichere Erschließung der Tiefengeothermie benötige es weitere Voruntersuchungen. So kann erst im Anschluss an eine 3D-Seismik eine geeignete Stelle für eine Probebohrung bestimmt werden. Dass sich gewissenhafte Voruntersuchungen in jeglicher Hinsicht im Nachgang auszahlen, bekräftigte auch Tobias Rudolph, Professor für Geomonitoring von der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum.
So scheint es, dass zukünftig die Geothermie neben der Solarthermie und anderen erneuerbaren Energien eine Schlüsselrolle in der Wärmeversorgung in Münster einnehmen wird. Wer das hohe Ziel der Klimaneutralität erreichen wolle, der müsse in alle Richtungen blicken. „Nach oben zu Sonne und Wind, aber auch nach unten, tief in die Erde“ so Andreas Malleprée, Vorsitzende der Mecklenbecker CDU, der zur zusammen mit Frank Bürgel, stellvertretende Vorsitzende des Mecklenbecker Bürgervereins, zur Informations- und Diskussionsveranstaltung einlud.