Betreiberumfrage zeigt: Geothermie bietet verlässliche Wärme für viele tausend Haushalte

Thema im Fokus 15-2013 | Marcus Brian

Die Nutzung geothermischer Wärme nimmt stetig zu und entwickelt sich zu einem beachtenswerten Mosaikstein erneuerbarer Energieversorgung. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage unter den Betreibern von geothermischen Heizanlagen und Kraftwerken in Deutschland für das Informationsportal Tiefe Geothermie. Auf Basis der erhobenen Daten lässt sich abschätzen, dass im Jahr 2012 mehr als 260 Millionen Kilowattstunden (Mio. kWh) tiefengeothermische Wärme in Fernwärmenetze gespeist wurde und so rein rechnerisch 20.000 bis 25.000 Haushalte mit umweltfreundlicher Wärme versorgt werden konnten. Allein das Geothermiekraftwerk in Unterhaching hat 2012 rund 80 Mio. kWh Erdwärme an seine Kunden abgegeben, die Anlage in Simbach-Braunau rund 45 Mio. kWh. Zum Vergleich: Die Wärmebereitstellung aus den rund 7500 installierten Biogasanlagen summierte sich 2011 auf rund 16.500 Mio. kWh, aus Deponie- und Klärgas wurden deutschlandweit rund 1.400 Mio. kWh Wärme gewonnen. Für das Jahr 2013 ist mit einer weiter steigenden Einspeisemenge geothermischer Wärme zu rechnen, da – wie zum Beispiel in Waldkraiburg oder Poing – eine Reihe weiteren Geothermie-Anlagen in Betrieb gegangen sind.

 

Umfrageergebnisse zeigen hohe Verfügbarkeit

Die Umfrage ging an 17 deutsche Betreiber und 2 Betreiber im Ausland. Insgesamt 13 Betreiber haben geantwortet. Vier der 13 Anlagen produzieren auch oder ausschließlich Strom. Insgesamt haben diese Kraftwerke im vergangenen Jahr 25 Mio. kWh ins Stromnetz eingespeist und damit fast doppelt so viel wie 2011. In diesem Jahr wird sich diese Zahl voraussichtlich nochmals verdoppeln, da mit Insheim, Dürrnhaar und Kirchstockach drei weitere stromproduzierende Anlagen ans Netz gegangen sind. Das Kraftwerk in Insheim beispielsweise ist erst Ende 2012 in Betrieb genommen worden, hat aber in den wenigen restlichen Wochen des Jahres 2012 bereits über drei Mio. kWh erzeugen können.

Interessant sind auch die Zahlen zur Verfügbarkeit: Sie spiegeln eine insgesamt große Verlässlichkeit geothermischer Energieversorgung wider. So zeigten neun der 13 Anlagen im vergangenen Jahr über 8.000 Betriebsstunden. Dabei ist eine der Anlagen mit unter 8.000 Betriebsstunden eine Forschungsanlage, eine andere wurde erst 2012 in Betrieb genommen und kommt deshalb nicht auf die maximalen Volllaststunden. Sechs Anlagen liefen ohne Probleme das ganze Jahr durch. Wenn es zu Stillständen kam, lag dies häufig entweder an den Pumpen (fünf Mal) oder an normalen Revisionsarbeiten.

 

Kein Temperaturrückgang an der Produktionsbohrung

Die älteste hydrothermale Geothermie-Anlage im deutschsprachigen Raum befindet sich an der Schweizer Grenze in Riehen: Im kommenden Jahr feiert sie ihr 20jähriges Bestehen. Ein Temperaturrückgang an der Produktionsbohrung konnte dort wie in den meisten anderen Anlagen auch bislang nicht festgestellt werden.

Für die Zukunft gehen Experten von einem deutlichen Wachstum der Erdwärmenutzung aus. In ihrem „Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energien“, den die Bundesregierung im August 2010 beschlossen hatte, wird als Ziel für 2020 eine Produktion von 14.400 Mio. kWh geothermischer Wärme angegeben (oberflächennah und tief), wobei sie insbesondere auf ein schnelles Wachstum der tiefen Geothermie setzt. Nach Abschätzungen der bayerischen Landesregierung kann in Bayern allein durch hydrothermale Tiefengeothermie mittelfristig rund 1.800 MW Wärmeleistung bereit gestellt werden – also das etwa Neunfache der Ende 2012 in Bayern installierten Leistung.

 

Beispiele gelungerer Wärmeprojekte und Erfahrungen mit der Nutzung geothermischer Wärme werden im Rahmen eines Forums auf der 10. Internationalen Geothermiekonferenz diskutiert, die vom 14. Bis 16. Mai 2014 in Freiburg stattfindet. Darüber hinaus bietet die Konferenz erneut vielfältige Möglichkeiten, sich mit der tiefen Geothermie auseinanderzusetzen – Themen sind zum Beispiel Kosteneffizienz, Risikominimierung, Geothermie in der trinationalen Region des Oberrheingrabens, Möglichkeiten der Stromvermarktung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Programmvorschau und die Möglichkeit zur Online-Anmeldung finden Sie unter www.geothermiekonferenz.de
 

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