Der Leuchtturm für eine klimafreundliche Wärmeerzeugung

06.05.2022 | Marlene Käppler
Bohrungen am HKW Süd in München

Der Bundesverband Geothermie und die Stadtwerke München heben bei einer Führung durch das Münchner Heizkraftwerk Süd die zentrale Bedeutung der Tiefen Geothermie für eine erfolgreiche Wärmewende in Deutschland hervor. Beide Akteure stellen konkrete Forderungen an die Politik, um bis 2045 mindestens 186 Terawattstunden Energie aus Erdwärme gewinnen zu können.

Unter dem Schlagwort #GeothermieFürAlle setzt sich der Bundesverband Geothermie (BVG), besonders mit Blick auf die aktuelle politische Kontroverse um Kohle-, Gas- und Ölimporte, für einen zügigen Ausbau ein. Derzeit stammen nur rund 0,1 Prozent der in Deutschland verbrauchten Energie aus Tiefen und 1,4 Prozent aus Oberflächennahen Geothermieprojekten – im Vergleich hierzu macht Erdgas einen Anteil von 26,6 Prozent aus. Zwar konnte die Branche mit der Aufnahme der Geothermie in den Koalitionsvertrag einen Erfolg feiern, so Andre Deinhardt, Geschäftsführer des BVGs, jedoch stellen sowohl das untertage geltende Berg-, sowie das an der Oberfläche geltende Baurecht nach wie vor zentrale Hindernisse für die Umsetzung der angedachten Maßnahmen dar. Insgesamt formuliert Deinhardt sieben Voraussetzungen für den Ausbau der Geothermie, wie die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, eine Absicherung der Fündigkeit oder aber eine Intensivierung von Forschung und Entwicklung.

Im Großraum München ist man der #GeothermieFürAlle spätestens seit Inbetriebnahme der neuen Geothermieanlage im Heizkraftwerk Süd im Spätsommer 2021 bereits einen großen Schritt nähergekommen. Besonders der Rückblick auf die lokalen Anfänge, die 1996 in Riem gegangen wurden, veranlasst Dr. Christian Pletl von den Stadtwerken München dazu, die enormen Fortschritte zu loben. Während zum Ende des letzten Jahrtausends noch kaum Wissen und wenige Referenzanlagen zur Verfügung standen, werden die Münchner inzwischen mittels mehr als einem Dutzend Kraftwerken mit Wärme aus Geothermie versorgt. Weitere Projekte, wie am Michaelibad, lassen zudem hoffen, dass die SWM bis 2040 ausreichend CO2-neutrale Fernwärme produzieren können, um die Grundlast sicherzustellen und zusätzlich für Spitzenlastzeiten im Winter zu speichern. Dies ist unter anderem auf einen enormen technischen Fortschritt zurückzuführen, der die Förderung mit drei Dubletten am HKW Süd, bzw. vier Dubletten am Michaelibad und die sogenannte Multilateralerschließung bei ursprünglich einfachen Bohrungen ermöglicht.

Ein Symbol für den Aufschwung der Geothermie – zumindest für München – stellt das historische Heizkraftwerk Süd der Stadtwerke München dar. Das 1899 ursprünglich als Kohlekraftwerk genutzte Areal beherbergt nun eine moderne, hochautomatisierte Geothermieanlage rund 80.000 Menschen mit klimaneutraler Wärme versorgen soll. Auch ein derzeit im Bau befindlicher Wärmespeicher, sowie die nach Fertigstellung größte Kälteanlage der Stadtwerke erfüllen Kraftwerksleiter Thomas Gilg mit Stolz. Um den hier spürbaren Auftrieb jedoch auch weiterhin für eine Beschleunigung des Ausbaus von Geothermie nutzen zu können, stellen auch die SWM konkrete Forderungen an die Politik. So sollen Genehmigungsverfahren verkürzt und vereinfacht, der Ausbau von Wärmenetzen und der Anschluss von Gebäuden in die Bundesförderung Effiziente Wärme aufgenommen und Hemmnisse für den Fernwärmeausbau, wie die Wärmelieferverordnung, beseitigt werden.

Schlagworte