Fragen zur Bundestagswahl an die Grünen – wie halten Sie es mit der Geothermie?

14.09.2021 | Politik | Karin Jehle
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Der Klimaschutz wird eines der wahlentscheidenden Themen für die anstehende Bundestagswahl sein. Immer noch führt die tiefe Geothermie in diesem Zusammenhang ein Schattendasein, obwohl sie ein sehr großes Potenzial hat. Wir haben die Bundestagswahl zum Anlass genommen, die Parteien mit den Chancen zu konfrontieren, welche die tiefe Geothermie bietet, und sie um eine Stellungnahme gebeten. Die Fragen haben wir Ende Juni verschickt. Geantwortet haben Bündnis 90/Die GRÜNEN und die LINKE.

Bündnis 90/Die GRÜNEN

1. Welche Maßnahmen planen Sie, um eine zügige Entwicklung der Geothermie zu fördern, wenn Ihre Partei an der nächsten Regierung beteiligt ist?

Wir GRÜNE wollen die Fern- und Nahwärme dekarbonisieren und richten die Förderung an klimaneutralen Lösungen aus. Dabei ist es für die Energieeffizienz maßgeblich, weg von der Einzelbefeuerung und stattdessen zu verknüpften Systemen zu kommen, in denen aus verschiedenen Erneuerbaren-Quellen wie Abwärme, Geo- oder Solarthermie Wärme eingespeist und gespeichert wird. Solche verbundenen, klimaneutralen Energiesysteme werden wir fördern, besonders für städtische Gebiete.

2. Gerade in Städten hängt die Fernwärmeversorgung oft noch an fossilen Brennstoffen. Beispiele wie München zeigen, wie die Transformation zu klimaneutralen geothermischen Fernwärmenetzen funktionieren kann. Welche Rahmenbedingungen wollen Sie schaffen, um dies auch in anderen Regionen zu fördern?

Wir GRÜNE wollen Fernwärmeversorgung grundsätzlich dekarbonisieren und auf erneuerbare Wärme umstellen. Dazu gehören neben Geothermie auch z.B. Großwärmepumpen, Solarthermie und Wärmespeicher. Neben der Förderung von klimafreundliche Alternativen bei Wärmenetzen wollen wir auch Stadtwerke finanziell bei der Dekarbonisierung ihrer eigenen Wärmenetze unterstützen. Außerdem wollen wir eine kommunale Wärmeplanung einführen, um sie bei der Umstellung auf erneuerbare Wärme zu unterstützen und mögliche Potentiale zu identifizieren.

3. Die Entwicklung von Geothermieprojekten ist kapitalintensiv und gerade in der Erkundungsphase auch mit dem finanziellen Risiko eines Totalausfalls. Wie würden Sie zu Beginn eines Geothermieprojektes das Risiko mindern? Könnten Sie sich ein staatliches Bohrprogramm vorstellen?

Mit unserem Förderprogramm für die Dekarbonisierung von Fern- und Nahwärmenetzen wollen wir GRÜNE den Umbau und die Umstellung auf erneuerbare Wärme aus Geothermie, aber auch aus Großwärmepumpen sowie Solarthermie finanziell unterstützen.

4. Eine der Stärken der tiefen Geothermie ist die kombinierte Wärme-und Stromerzeugung bei Tiefenwassertemperaturen über 110 °C. Aktuell gibt es jedoch noch keine gesetzliche Gleichstellung mit fossil befeuerter Kraft-Wärme-Kopplung. Wie kann dieses Ungleichgewicht behoben werden?

Die KWK-Förderung wollen wir umstellen und perspektivisch nur noch für den Einsatz von Erneuerbaren gewähren. Gleichzeitig wird mit dem Neubau einer KWK-Anlage ab 1 MW eine kommunale Wärmeplanung vorgeschaltet. So können bestehende erneuerbare Wärmepotenziale angemessen berücksichtigt und eingebunden werden. Und um den Anteil der erneuerbaren, leitungsgebundenen Wärme zu erhöhen, wollen wir GRÜNE ihre Finanzierung perspektivisch von der KWK-Finanzierung entkoppelt. Unser Ziel ist ein grünes Wärmenetzgesetz, das ausschließlich den Einsatz von Erneuerbaren und Effizienzmaßnahmen unterstützt.

5. Im Oberrheingraben können neben geothermischer Energie auch Rohstoffe wie Lithium aus dem Thermalwasser gewonnen werden. Methoden zur Extraktion sind in der Entwicklung. Wie würden Sie die Produktion von heimischen, umweltschonend produzierten Rohstoffen fördern?

Wir GRÜNE befürworten eine Erforschung der Extraktion von Lithium aus gefördertem Tiefenwasser als Nebenprodukt der geothermischen Strom- und Wärmeerzeugung. Sowohl im Rahmen einzelner Forschungsvorhaben als auch im möglichen darauf folgenden kommerziellen Betrieb muss gewährleistet werden, dass negative Auswirkungen auf das Grundwasser sowie auf Natur und Umwelt insgesamt ausgeschlossen sind. Das halten wir für realistisch.

Quelle:

Enerchange

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