Nach über einem Jahr Planung konnte die Erdwärme Inn GmbH & Co KG (Tüßling) jetzt den Antrag auf Zulassung des bergrechtlichen Hauptbetriebsplanes stellen. Er bildet die Grundlage, um den Bohrplatz bauen und die beiden geplanten Tiefbohrungen niederbringen zu können. Das zuständige Bergamt Südbayern, ansässig bei der Bezirksregierung Oberbayern, prüft nun den sehr umfangreichen Antrag mit seinen zahlreichen Anhängen. Wenn das Bergamt grünes Licht gegeben hat, können die Initiatoren der Erdwärme Inn voraussichtlich im nächsten Jahr mit dem Vorhaben beginnen.
Aufwendige Gutachten stellen sicher, dass ein optimaler Standort gewählt wurde.
Bestandteil des Antrags sind neben vielzähligen technischen Inhalten vor allem auch einige Gutachten, die sich mit den Belangen zum Schutz von Mensch und Umwelt beschäftigen. Dazu zählen:
• Schallgutachten zu den Bohrarbeiten
• Abschätzung zum Risiko möglicher Erschütterungen
• Sonderartenrechtliche Prüfung zu Fauna und Flora in Bezug auf den Bau des Bohrplatzes und den Betrieb der Bohranlage
• Landschaftsökologische Betrachtungen
• Fachgutachterliche Stellungnahme eines Sachverständigen für den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen
• Entwässerungskonzept für den Bohrplatz
• Bodengutachten inkl. Untersuchungen zum Grundwasservorkommen
Eingebunden bei der Erstellung dieses Antrags waren ein Dutzend von Expertinnen und Experten sowie Fachfirmen.
„Die Untersuchungen haben alle gezeigt, dass der Standort im Norden von Polling für die Bohrungen ideal gewählt wurde“, so der Projektleiter Bernhard Gubo von der Firma Geoenergie Bayern Beteiligungen GmbH. Die Zuziehung aller Fachbehörden durch das Bergamt Südbayern werde zeigen, ob man bei der Planung auch wirklich alle Faktoren ausreichend berücksichtigt habe.
Kommunen äußern Interesse an der Fernwärmenutzung
Als nächster Schritt in der Projektumsetzung folgen im Herbst dieses Jahres die vertraglichen Vereinbarungen mit den Wärmeabnehmern der geothermischen Energie. Einerseits sind dies die Betreiber der beiden Gewächshäuser in Tüßling und Weiding, andererseits haben die umliegenden Kommunen bereits Interesse an der Nutzung der Wärme für ihre Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbetreibende signalisiert. Das Fernwärmenetz wird voraussichtlich die Ortschaften Polling, Tüßling und Mühldorf südlich des Inns umfassen, der genaue Trassenverlauf ist noch offen.
Betreiber des Wärmenetzes wird jedoch nicht die Erdwärme Inn GmbH & Co. KG sein. Hierfür sind kommunale, genossenschaftliche oder privatwirtschaftliche Modelle möglich, eine abschließende Entscheidung ist noch nicht gefallen und liegt in den Händen der Kommunen.
„Wir tun alles, um die Projektumsetzung zu beschleunigen“, versichert Bernhard Gubo. Die aktuelle Gaskrise in Deutschland mache es ganz deutlich bewusst, wie notwendig ein schneller Ersatz fossiler Brennstoffe notwendig sei.
Weitere Infoveranstaltung geplant
Die Öffentlichkeit soll im Laufe dieses Jahres wieder im Rahmen einer Vor-Ort-Veranstaltung informiert werden, wie es mit dem Projekt weitergehen kann und was genau im Detail geplant ist. Dies beinhaltet auch die Nachfolgenutzungen des Bohrplatzes, der zum größten Teil nach den Bohrarbeiten wieder zurückgebaut wird. Neben den Bohrungen und der Energiezentrale für das Fernwärmenetz könnte eine sogenannte ORC-Anlage aus der geothermischen Restwärme vor allem in den Sommermonaten klimafreundlichen Strom erzeugen. Als weitere Quelle regionaler, erneuerbarer Energien könnte eine Holzgasanlage zur Gewinnung von Holzgas errichtet werden.
„Alle derzeit angedachten Maßnahmen in Polling zielen darauf ab, die Abhängigkeit von den bestehenden Energielieferungen zu reduzieren bzw. komplett zu ersetzen“, kommentiert Bernhard Gubo die Gesamtplanung.