Neues "Geothermie in NRW"-Portal vorgestellt

30.01.2023 | Enerchange

Für die erfolgreiche Nutzung der Geothermie ist das Wissen über die geologische Beschaffenheit des Untergrundes unverzichtbar. Ging es in den letzten Jahren dabei hauptsächlich um oberflächennahe Geothermieprojekte, steigt aktuell die Nachfrage nach Daten für mitteltiefe und tiefe Projekte rasant an. Daher wurde vom nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium eine Erweiterung des bundesweit ersten Portals zur Geothermie beauftragt und gemeinsam mit dem Landesbetrieb IT.NRW entwickelt. Mit der heute freigeschalteten, neuen Version des Online-Portals Geothermie in NRW stellt der Geologische Dienst NRW (GD NRW) nun auch geothermisch relevante Informationen bis in mehr als 5 000 Meter Tiefe bereit. Dies ist insbesondere für die Wärmeversorgung von Quartieren bis hin zur Einspeisung von sauberer Erdwärme in Fernwärmenetze von Bedeutung.

„Unser Portal ist seit 20 Jahren ein wichtiges Tool für die Planung von Erdwärmeanlagen für Eigenheime und zunehmend auch für größere Projekte“, erklärt Geologe Ingo Schäfer vom GD NRW. Dr. Ulrich Pahlke, Direktor des Geologischen Dienstes NRW, ergänzt: „Heute ist das Portal eine wichtige Brücke zur Wärmewende und orientiert sich daher an den Bedürfnissen der jetzigen Zeit: eine lokale, unabhängige, sichere und insbesondere klimafreundliche Wärmeversorgung für NRW. Mit der Erweiterung des Portals um die mitteltiefe und tiefe Geothermie stellen wir für Kommunen, Energieversorger und Unternehmen mit hohem Wärmebedarf wichtige Geo-Daten zur Verfügung und nehmen damit bereits in der Planungsphase einen Teil des Risikos aus den Projekten.“

„In einem ersten Schritt stellen wir die Daten für den Raum Rheinland und den Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges bereit“, erklärt Schäfer, „weitere Regionen sollen folgen.“ Neben mehr als 10 000 prognostischen geologischen Schichtverzeichnissen ist, basierend auf Messungen an Bohrkernen, erstmals eine Angabe der erwarteten Wärmeleitfähigkeiten bis in 1 000 Meter Tiefe möglich. Für die Bemessung von Erdwärmesonden sind dies unverzichtbare Kennwerte. Neu ist außerdem die Möglichkeit, sich Bohrungen in der Nähe des geplanten Projektstandortes sowie bestehende bergrechtliche Erdwärmefelder anzeigen zu lassen. Im neuen Portal ist zudem ein Planungstool zur Berechnung der benötigten Sondenlänge bis 1 000 Meter Tiefe enthalten. Das Tool WebEWS wurde an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt und gemeinsam für das Portal angepasst.

Für die mögliche Wärmeversorgung von Kommunen oder ganzen Städten kann die Verbreitung von potenziell für die Geothermie geeigneten Gesteinsschichten im Untergrund abgerufen werden. „Für Geothermievorhaben, die deutlich höhere Temperaturen benötigen und damit tiefer als 1 000 Meter reichen, fokussieren wir uns in NRW auf Kalkgesteine. Durch ihre Hohlräume kann heißes Wasser zirkulieren, das z. B. über Fernwärmenetze großräumig zu Heizzwecken genutzt werden könnte. Das Portal gibt daher nun auch Auskunft über die Verbreitung, Tiefe und Mächtigkeiten von Kalksteinschichten bis in mehr als 5 000 Meter Tiefe“, erläutert Schäfer.

„Damit stehen der Allgemeinheit bald für ganz NRW und heute schon für ausgewählte Regionen wichtige Informationen für die Planung von tiefengeothermischen Anlagen zur Verfügung. Dadurch unterstützen wir die Wärmewende in Nordrhein-Westfalen“, unterstreicht Schäfer und betont: „Die Planung von Anlagen und die Durchführung der einzelnen Projektschritte, vom bergrechtlichen Antrag bis hin zur ersten Bohrung, sollte erfahrenen Planungsbüros überlassen werden, denn sie haben dafür das notwendige Know-how.“

Zu erreichen ist das neue Portal des Geologischen Dienstes NRW unter: www.geothermie.nrw.de

Quelle:

GD NRW