Wie geht es mit der Tiefengeothermie im Münsterland weiter?

19.01.2023 | Enerchange

Zum Abschluss des Pilotprojektes „Seismik Münsterland“ fand am Dienstag in Münster der Workshop „Wärme aus Tiefengeothermie für das Münsterland“ statt. Entscheiderinnen und Entscheider von Kommunen und Stadtwerken wurden über mögliche nächste Schritte auf dem Weg zu einem eigenen Tiefengeothermieprojekt informiert. Anlass hierfür waren die vielversprechenden Ergebnisse der vom Geologischen Dienst NRW (GD NRW) durchgeführten seismischen Messungen im Münsterland.

Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE), der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz „NRW.Energy4Climate“ und dem GD NRW. In Vorträgen und Podiumsdiskussionen gab es vielseitigen Austausch, z. B. zu den Potenzialen der klimafreundlichen Wärmenutzung des Wärmekatasters NRW bis hin zur praktischen Nutzung.

Über die Unterstützungsangebote zur kommunalen Wärmeplanung informierte Sigrid Lindner, Projektmanagerin Wärme und Gebäude bei NRW.Energy4Climate. Sie betonte: „Die Potenziale für tiefe Geothermie sollten, soweit Daten schon vorhanden sind, neben den Potenzialen für andere erneuerbare Wärmequellen in die kommunale Wärmeplanung einfließen.“ Die Vertreterin der Bergbehörde Carola König erläuterte, was bei einer Aufsuchungserlaubnis im bergrechtlichen Verfahren zu beachten ist, denn für die Aufsuchung und Gewinnung von Erdwärme bedarf es einer staatlichen Konzession.

Ingo Schäfer (GD NRW) stellte die Untersuchungsergebnisse der 2D-Seismik im Münsterland vor und gab Hinweise und Empfehlungen für Kommunen und Stadtwerke. „Das Land ist mit diesen seismischen Erkundungen in Vorleistung gegangen und hat damit einen doppelten Effekt erzielt: Wichtige Grundlagendaten wurden beschleunigt zur Verfügung gestellt und durch die gute Qualität der Daten wurde bereits in der frühen Planungsphase ein Teil des Risikos aus den Projekten genommen“, so Dr. Ulrich Pahlke, Direktor des GD NRW.

Aus der Praxis berichtete Wolfgang Geisinger, Betreiber einer erfolgreichen Tiefengeothermieanlage im Münchener Süden in seinem Vortrag „Tiefengeothermie ist Langstrecke“. Denn von der ersten Planung über Untergrunduntersuchungen bis hin zur Realisierung von Anlagen vergehen Jahre. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass die nordrhein-westfälische Vorgehensweise der staatlichen Erkundung Vorzeigecharakter habe und den Planungszeitraum für zukünftige Anlagen verkürze. Die Erkundungsergebnisse seien die Grundlage, jetzt die Weichen für die Nutzung von Tiefengeothermie zu stellen.
An dieser Stelle entwickelte sich eine angeregte Diskussion zu sehr unterschiedlichen Fragestellungen in Bezug auf Wärme aus Tiefengeothermie für das Münsterland. Ein Fazit der Diskussion: Insbesondere die frühzeitige Kommunikation in alle Richtungen sowie die Einbeziehung externer Fachleute müssen beachtet werden.

Dr. Andrea Hoppe (MWIKE) wies auf die Bedeutung der Veranstaltung hin: „Wir müssen endlich in die Umsetzung kommen. Daher ist die heutige Veranstaltung nicht nur Abschluss des Pilotprojektes, sondern vielmehr das Startsignal, mit den Ergebnissen der 2D-Seismik weiterzuarbeiten. Die grundlastfähige Tiefengeothermie ist für uns eine zentrale Schlüsseltechnologie für die Wärmewende.“ Nordrhein-Westfalen werde weitere Förderprogramme ins Leben rufen, um seismische Messungen und Machbarkeitsstudien zu unterstützen.

 

Das Bild zeigt die Redner:innen Carola König (Bergbehörde NRW), Wolfgang Geisinger (Geothermie Unterhaching), Sigrid Lindner (NRW.Energy4Climate), Dr. Andrea Hoppe (MWIKE), Ingo Schäfer (GD NRW) und Klaus Vogel (LANUV NRW) beim Workshop in Münster (v. l. n. r).

Quelle:

GD NRW