Unter dem Titel „Oberfrankens Untergrund hat einiges zu bieten“ interviewte Peter Fraas, Mitarbeiter der Bayern Plus Redaktion Dr. Wolfgang Bauer am 18. Januar 2019 zu den seismischen Messungen im Herbst 2018 und Oberfrankens geologischer Besonderheit.
Seismische Messungen
Nordbayern wurde mit tonnenschweren Messfahrzeugen abgefahren und Teile Oberfrankens wurden vor Weihnachten aufgerüttelt. In der Region um Bamberg, Haßfurt, Kronach, Coburg […] wurden Schallwellen bis zu 12 Kilometer in die Tiefe geschickt. Bis vor Weihnachten waren etwa 40 Leute in der Region unterwegs um in den Untergrund hinein zu horchen. Grundstückseigentümer mussten natürlich nach Betretungserlaubnissen gefragt werden. Es wurde nicht gebohrt oder nach Öl gesucht. „Wie ist das abgelaufen? Was genau hat es damit auf sich? Was genau können Sie da sehen?“ wurde Dr. Bauer der Projektleiter am GeoZentrum Nordbayern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, von Peter Fraas gefragt.
„Wir suchen heißes Wasser, die Arbeiten wurden ausschließlich an der Oberfläche durchgeführt. Eigentlich können wir mit den Schallwellen nicht direkt das heiße Wasser suchen, sondern wir schauen uns den Aufbau des Untergrundes an und versuchen daraus Schlüsse zu ziehen, wie sich das Wasser im Untergrund bewegen könnte. Wir sehen Gesteinspakete, die bestimmte physikalische Eigenschaften haben, Versätze zwischen diesen Gesteinspaketen, die wir als Bruchzonen interpretieren und wir sehen die Ausdehnung dieser Gesteinspakete. Die Messfahrzeuge sind hauptsächlich auf öffentlichen Straßen und Wegen unterwegs gewesen, aber die Messgeräte wurden auf Privatgrund in den Boden gesteckt. Die Bevölkerung in der Gegen war sehr, sehr kooperativ.“ so Dr. Bauer.
Warum gerade Nordbayern?
Die geologische Besonderheit der Region ist (hauptsächlich Oberfranken und ein kleiner Teil Unterfrankens), dass durch Thermalbohrungen in der Gegend bekannt ist, dass es bis zu 1.500 Metern Tiefe deutlicher schneller warm wird, als in anderen Gegenden. Als die Bohrungen in den Siebzigern abgeteuft wurden „war Geothermie kein Thema in der Energieversorgung“, so dass das heiße Wasser nicht weiter untersucht wurde. Der Grund lag auch nicht in mangelnder Ausrüstung oder Messinstrumenten, „[…] sondern es geht eher um das Bewusstsein, dass wir Geothermie mittlerweile zum Heizen und zur Stromproduktion nutzen“ so Dr. Bauer weiter.
„Das kalte Wasser – das ist das Trinkwasser – fließt oberflächennah und in Tiefen von 100 bis 150 Metern. Das heiße Wasser bewegt sich dann bis mehrere 1.000 Meter in die Tiefe und dort hauptsächlich auf Bruchzonen und Klüften. […] Wir haben mal ausgerechnet, dass man in der Region in einer Tiefe von etwa 4.000 Metern auf Temperaturen zwischen 140 bis 170°C treffen könnte.“
Wann ist mit Ergebnissen zu rechnen?
Bevor die gemessenen Daten ausgewertet werden können, müssen sie erst einmal mit aufwendigen mathematischen Verfahren prozessiert werden, das heißt sie werden umgerechnet bevor sie interpretiert werden können. Wahrscheinlich werden in etwa einem halben Jahr die ersten fertig ausgewerteten und interpretieren Ergebnisse vorliegen.
Ziel der Untersuchungen
Langfristiges Ziel der Untersuchungen ist es Städte wie etwa Coburg, Bamberg oder Kronach autark mit der Energie aus der erneuerbaren Ressource Tiefenerdwärme zu versorgen und die Häuser damit zu heizen. Bis es soweit ist wird es allerdings noch einige Jahre dauern. Der nächste Schritt sei nun weitere Forschungsgelder zu beschaffen um eine Forschungsbohrung durchzuführen und „nachzuschauen“ wie heiß es im Untergrund tatsächlich ist, so Dr. Bauer auf Nachfrage. Eine erste Projektskizze für das weitere Forschungsvorhaben liegt bereits vor.
Das komplette Interview können Sie auf der Website des Bayerischen Rundfunks anhören.