Erkundungsbohrung am Standort Weisweiler

19.10.2023 | Erkundung & Analyse | Rachel McRae

Für die Erkundung des geologischen Untergrunds und Evaluierung des geothermischen Potenzials am Standort Weisweiler, haben die Fraunhofer IEG und RWE Power eine 100 Meter tiefe Erkundungsbohrung abgeteuft. Diese sowie eine weitere Bohrung sollen als Grundlage für eine spätere tiefe Erkundungsbohrung dienen und bei der Aufsuchung von Thermalwasser helfen.

Rund 100 Meter tief reicht die erste Erkundungsbohrung vor dem Kraftwerk Weisweiler, welche durch RWE Power und der Fraunhofer IEG niedergebracht wurde. Dabei soll die Bohrung wichtige Daten über den geologischen Untergrund liefern, um so erste Aussagen über das geothermische Potenzial am Standort Weisweiler zu treffen. Damit ist das Vorhaben Teil des internationalen Interreg-Forschungsprojekts DGE-ROLLOUT (Roll-out of Deep Geothermal Energy in North-West Europe), welches vom Geologischen Dienst NRW koordiniert wird.

Was ist geplant?

Nach einer fachlichen Auswertung wird die Erkundungsbohrung durch die Fraunhofer IEG anschließend zu einem seismologischen Observatorium ausgebaut und in ein bestehendes Netz von Überwachungsstationen für den tiefen Untergrund im Raum Weisweiler aufgenommen. Laut einer Pressemitteilung der Fraunhofer IEG soll Anfang 2024 eine weitere Erkundungsbohrung mit etwa 500 Meter Tiefe abgeteuft werden. Hier möchte das Unternehmen im weiteren Verlauf eine Erdwärmesonde zur Versorgung des Observatoriums einbringen.

„Heißes Wasser aus der Tiefe wird in vielen europäischen Städten zur Wärmeversorgung genutzt und kann auch in NRW zu einer alternativen, klimafreundlichen Wärmequelle werden. Aachen profitiert bereits seit römischer Zeit von dieser heimischen Energiequelle für die Beheizung von Gebäuden. Den modernen Beitrag der Geothermie für die kommunale Wärmeplanung wollen wir mit dem Projekt aufzeigen und die Daten sammeln, die wir auf dem Weg zur Wärmewende im südlichen Rheinland brauchen“, so Prof. Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer IEG.

Sofern ausreichend heiße Thermalwasservorkommen erschlossen werden, können fossile Energieträger, wie beispielsweise Erdgas und Braunkohle, bei der Fernwärme-Versorgung ersetzt werden. Auch in Kombination mit dem Einsatz von Großwärmepumpen ermöglicht die Geothermie eine nachhaltige Wärmeversorgung für zahlreiche Verfahren der NRW-Industrie.

„Fernwärme aus Thermalwasser – das wäre für unsere Region ein technologisch neuer Baustein der Energiewende. Vom Standort Weisweiler zieht sich eine Fernwärmeleitung bis nach Aachen. Wenn durch sie eines Tages regenerativ erzeugte Fernwärme strömt, ist das wie unsere Windkraft- und Solarprojekte hier im Revier ein weiterer handfester Beitrag von RWE zum regionalen Strukturwandel“, erklärt Dr. Lars Kuli, RWE Power-Vorstandsmitglied.

Basierend auf den gewonnenen Daten beider Erkundungsbohrungen soll unter Koordination der Fraunhofer IEG später eine tiefere Bohrung zur Aufsuchung von Thermalwasser niedergebracht werden.

Nach Angaben der Fraunhofer IEG könne rund ein Viertel des deutschen Wärmebedarfs durch Tiefe Geothermie gedeckt werden. Neben Standorten wie dem Süddeutschen Molassebecken und dem Oberrheingraben, weist auch Nordrhein-Westfalen ein signifikantes geothermisches Potenzial auf. Dennoch ist die Erkundung des geologischen Untergrunds mithilfe von Bohrungen und seismischen Untersuchungen für eine geothermische Erschließung zwingend notwendig.