Seismische Messungen im Schweizer Seenland

21.06.2022 | Erkundung & Analyse | Karin Jehle
Biel/Bienne

In der Umgebung von Biel/Bienne lässt die Schweizer Bundesregierung den Untergrund seismisch untersuchen. Findet sich heißes Tiefenwasser, soll es zur Beheizung des Nationalen Sportzentrums in Magglingen/Macolin dienen.

Vorliegende geologische Gutachten lassen darauf schließen, dass im Untergrund der Gemeinde Magglingen/Macolin im Schweizer Seenland heißes Tiefenwasser vorhanden ist. Vermutet wird es in etwa 1.300 Meter Tiefe. Nun sollen seismische Messungen im Auftrag des Bundesamtes für Bauten und Logistik (BBL) Aufschluss über die genaue Lage der wasserführenden Schichten liefern.

Wie die Schweizer Zeitung „Der Bund“ berichtet, sollen ab der zweiten Oktoberhälfte Vibrationsfahrzeuge durch 13 Gemeinden rund um Magglingen/Macolin rollen. Auch zu Wasser wird gemessen, denn im rund 30 Quadratkilometer großen Untersuchungsgebiet liegen auch vier Quadratkilometer des Bieler Sees.

Erste Seismik-Kampagne im Kanton Bern

Nach Angaben des BBL ist dies die erste seismische Untersuchung in großem Maßstab, die im Kanton Bern stattfindet. Drei Vibrofahrzeuge werden im Einsatz sein und an mehr als 3.000 Messpunkten Schallwellen in den Untergrund schicken. Pro Messpunkt wird jeweils drei bis vier Mal etwa 30 Sekunden lang vibriert.

Die so erzeugten Schallsignale werden von geologischen Schichtgrenzen reflektiert und oberirdisch dann von insgesamt rund 2.500 Messgeräten aufgezeichnet. Die Vibrationen sind zwar deutlich hör- und spürbar, stellen für Mensch und Umwelt jedoch keinerlei Gefahr dar.

Nach einer aufwendigen Analyse der Geodaten lässt sich ein detailliertes Bild der geologischen Formationen im Untergrund erstellen. Es ist geplant, bis zum Sommer 2023 die Datenauswertung abgeschlossen zu haben und ein präzises Modell vorstellen zu können.

Ein Beitrag zur Wärmewende in der Region

Ist anhand der Daten ein geeignetes Bohrziel ermittelt, können ab 2025 die Bohrarbeiten beginnen. Neben den notwendigen Genehmigungen ist es auch erforderlich, dass die eidgenössischen Räte der Finanzierung des Geothermieprojekts zustimmen. Die Geothermieanlage könnte dann 2027 in Betrieb gehen.

Die klimafreundliche Wärmequelle soll die Gebäude des Bundesamts für Sport oberhalb von Biel versorgen, die heute noch mit Gas beheizt werden. Das BBL rechnet mit einer CO2-Minderung von über 90 Prozent für das Nationale Sportzentrum – ein wichtiger Beitrag für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in der Region.

Um möglichen Befürchtungen von Bürger:innen entgegenzuwirken, hat das BBL diverse Informationsveranstaltungen für die Gemeindeverwaltungen in der Region durchgeführt und sowohl die Grundstücks- und Gebäudebesitzer:innen als auch die direkten Anwohner:innen der Messstrecken schriftlich informiert. Wichtig ist dem BBL auch der Hinweis, dass mit Erdbeben bei einer solchen hydrothermalen Geothermieanlage nicht zu rechnen sei. Dabei verweist es auf die Anlage in Riehen bei Basel, die seit 1994 störungsfrei in Betrieb ist.

Quelle:

www.derbund.ch

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