Tiefengeothermie ist eine bewährte und sichere Technologie. In NRW wird sie bisher noch nicht zur Wärmeversorgung eingesetzt. Daher unterstützt das Land im Rahmen des Masterplans Geothermie NRW die Kommunen und ihre Versorger bei der Entwicklung von Projekten. Die 3D-Seismik in Münster fördert das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) mit 5,7 Millionen Euro etwa zur Hälfte. Dank dieser Unterstützung könnte in Münster das erste Geothermie-Heizwerk in ganz NRW entstehen. Die Daten werden außerdem über den geologischen Dienst NRW der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mit dem gut ausgebauten Fernwärmenetz verfügt Münster über die notwendige Infrastruktur, um viele Haushalte mit grüner Wärme zu beliefern und sie klimaneutral zu stellen. „In der Klimastadt Münster haben wir ideale Voraussetzungen für den Einsatz von Geothermie: Wir haben die Verteilstruktur, den politischen Willen und die Zustimmung großer Teile der Bevölkerung für den Klimaschutz“, betont Arno Minas, Dezernent für Wohnungsversorgung, Immobilien und Nachhaltigkeit. „Wir gehen den Weg gemeinsam mit dem Land, den Bürgerinnen und Bürgern und unseren Stadtwerken.“ Unter Federführung der städtischen Klimastelle wird das Gesamtsystem der Wärmeversorgung in Münster im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung betrachtet und ein Zielbild entwickelt.
36.000 Geophone im 350 Quadratkilometer großen Messgebiet
In insgesamt 39 Messnächten gaben die Spezialfahrzeuge des Partners DMT Group an 25.603 Anregungspunkten kontrollierte Schallimpulse in den Boden, aufgezeichnet wurden deren Echos von insgesamt 36.000 Geophonen im 350 Quadratkilometer großen Messgebiet. Mehr als 500 Terabyte geologischer Rohdaten kamen im Messzeitraum zusammen. Dieser enorme Datenschatz wird bis Ende 2025 zu einem dreidimensionalen Modell aufbereitet. Anfang 2026 soll das Modell öffentlich vorgestellt werden. Auch wenn die Detailauswertung noch aussteht, ist die Datenlage gut: Die akquirierten Daten zur Geologie unter Münster bilden eine belastbare Grundlage für die weiteren Schritte.
Für die Wärmegewinnung besonders im Fokus stehen die wasserführenden Kalksteinschichten, die in 900 bis 1.700 Metern sowie in 4.700 bis 6.700 Metern Tiefe unter Münster vorhanden sind. „Das Modell wird uns zeigen, wie genau die Kalkgesteinsschichten verlaufen. Damit ergibt sich eine belastbare Grundlage für die Planung einer ersten Bohrung nach heißem Wasser in Münster“, sagt Projektleiter Dr. Carsten Lehmann. „Letztlich dienen die Daten dazu, geologische und finanzielle Risiken bei der Bohrung zu minimieren.“
Stadtwerke Münster