Stadtwerke Speyer und Schifferstadt stellen Geothermie vor

11.05.2022 | Enerchange
Infoveranstaltung der Stadtwerke Speyer

Bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung der Stadtwerke Speyer und der Stadtwerke Schifferstadt am 09. Mai wird sowohl das große Interesse aus der Bevölkerung an Geothermieprojekten in der Region, als auch deren Profitabilität deutlich. Zunächst steht nun eine Kooperation der beiden Energieversucher auf dem Feld „Rhein-Pfalz“ an, für das eine dreijährige Aufsuchungserlaubnis besteht.

Das große Interesse an alternativen Energieformen zeigte die Resonanz auf das erste Treffen. Laut der Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler seit das Geothermieprojekt dringlich, um im Energiebereich unabhängig zu werden. Unterstützt wird Seiler von ihrer Amtskollegin Ilona Volk aus Schilfferstadt, welche ebenfalls betont, dass Wärme- und Stromversorgung zukünftig in kommunaler Hand bleiben.

Geothermie, das stellte der Geschäftsführer der Stadtwerke Speyer, Wolfgang Bühring, heraus, ist dabei in Speyer kein neues Thema. Bereits Anfang der 2000er-Jahre sei am ehemaligen Heizkraftwerk eine Bohrung vorgenommen und Thermalwasser gefunden worden. Hierbei stieß die ausführende Firma auch auf Erdöl und fördert dieses seither erfolgreich. Mit der Geothermie soll nun eine Ressource genutzt werden, die ideal zur Fernwärme passe. Auch für Bühring steht dabei – besonders mit Blick auf die aktuelle Lage in Folge des Angriffskriegs in der Ukraine – die Sicherung der Energieversorgung in der Region an oberster Stelle.

In Dr. Hagen Deckert, dem Geschäftsführer des Instituts für geothermisches Ressourcenmanagement, hatten die Stadtwerke einen versierten Fachmann vor Ort, der umfänglich über Geothermie berichtete. Anschaulich führte er den Interessierten vor Augen, wie der Vorstoß in die Erdschichten vonstattengehen soll, welche Erfolge zu erwarten sind und welche Rolle seismographische Bewegungen spielen. Die wichtigste Nachricht von Hagen Deckert: „Wir sitzen im Oberrheingraben auf dem heißesten Punkt in ganz Deutschland.“ Den Blick auf Europa gewendet, lasse sich der nur beispielsweise mit der Toskana vergleichen. Konkret bedeute das: „In 3.000 Metern Tiefe stoßen wir stellenweise bereits auf 160 Grad warmes Wasser.“

Klimafreundlichste Energieversorgung

Dr. Deckert führt weiter aus, dass es sich bei der Geothermie nicht um eine Netto-Volumenentnahme handle. Das entnommene Tiefenwasser werde nach der Abkühlung wieder dem Erdreich zugeführt. Bei einer Förderung von 80 Litern pro Sekunde und 8.000 Betriebsstunden pro Jahr könnten im Bereich Strom etwa 8.000 Haushalte versorgt werden. Mit Wärme würden nach grober Hochrechnung des Referenten 1.300 Altbau-Einfamilienhäuser oder zirka 8.000 neue Drei-Zimmer-Wohnungen gespeist werden. „Laut einer Studie des Umweltbundesamtes ist die Geothermie aktuell die klimafreundlichste Energieversorgung“, untermauerte Hagen Deckert.

Nachdem die Aufsuchungserlaubnis erteilt wurde, geht es nun darum, heißes Wasser zu finden. Zunächst finden die geologischen Bewertungen statt. „Mitte, spätestens Ende 2023 wissen wir, wo wir bohren können“, zeigte Wolfgang Bühring auf. Erste Probebohrungen sollen dann 2024 vorgenommen werden. Die Bürger*innen müssten jedoch hinter dem Projekt stehen, machte Wolfgang Bühring deutlich, dass den Dienstleistern die Meinung der Kundinnen und Kunden wichtig ist.

Baustein ergänzt Sonne und Wind

Einen Kraftwerksbau kündigt Dr. Hagen Deckert für das Jahr 2027/28 an. Der Großteil der Speyerer Wärmeversorgung könnten dann durch die Geothermie in der Region sichergestellt werden, warf Wolfgang Bühring ein und fügte an: „Das ist ein guter Baustein, um Wind und Sonne zu ergänzen.“ Gerd Baumann, stellvertretende Werkleiter der Schifferstadter Stadtwerke, ergänzte: „Die Vorbereitungen haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, das Projekt gemeinsam umzusetzen.“

Moderiert wurde die zweistündige Veranstaltung, bei der viele Fragen aus der Bevölkerung beantwortet wurden, von Matthias Holstein, Geschäftsführer der Stiftung Risiko-Dialog.

Einen zweiten Informationsabend wird es in Schifferstadt am 24. Mai, 19 Uhr, in der Aula des Paul-von-Denis-Schulzentrums, geben. Weitere Hinweise sind zudem im Internet auf der Webseite der Stadtwerke Speyer unter www.stadtwerke-speyer.de/geothermie zu finden.

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