Über zehn Jahre im Betrieb – Erfahrungen mit der Geothermieanlage Bruchsal

24.03.2021 | Karin Jehle
Blickpunkt Geothermie Thomas Kölbel (EnBW): Betriebserfarungen mit der Bruchsaler Geothermieanlage

Am 5. März referierte Dr. Thomas Kölbel von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG über die Geothermieanlage Bruchsal, die zunächst als Forschungsanlage konzipiert war, mittlerweile jedoch im wirtschaftlichen Betrieb läuft.

Eine lange Geschichte hat die Geothermieanlage in Bruchsal. Schon 1979 gab es in der Region geologische Erkundungen, bei der ersten Bohrung 1983 stieß man in nur 1.900 Meter Tiefe auf heißes Wasser. Temperatur und Schüttung waren außerordentlich gut, der Salzgehalt war jedoch auch sehr hoch, so dass schnell klar war, dass eine zweite Bohrung zur Reinjektion notwendig war. Diese folgte 1985.

Es kam indes (unter anderem durch den Ölpreisverfall) zur Änderung der ökonomischen Randbedingungen, so dass die Anlage 1990 wieder stillgelegt wurde. 2002/2003 sah man durch das im Jahr 2000 in Kraft getretene EEG Chancen in der Stromproduktion und machte neue Zirkulationstests.

Ab 2005 engagierte sich die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der EnBW in Bruchsal und nahm dann 2009 die Stromerzeugungsanlage in Betrieb. Einige Jahre Forschungstätigkeit an der Anlage folgten, seit 2018 läuft sie im wirtschaftlichen Betrieb, seit 2019 versorgt sie die benachbarte Polizeikaserne mit Wärme.

Optimierung im laufenden Betrieb…

Nach einem kurzen Ritt durch die Geschichte des Geothermieprojekts Bruchsal ging Dr. Thomas Kölbel auf Design und Betriebsdaten der kleinen und kompakten Anlage ein. Die EnBW erforscht hier während des laufenden Betriebs unterschiedliche Parameter und gewinnt so Erkenntnisse für die Planung künftiger Anlagen im geologisch hervorragend geeigneten jedoch auch herausfordernden Oberrheingraben.

Zum einen ist die Zusammensetzung des Thermalwassers nicht unproblematisch. Es ist halb so salzig wie das Tote Meer, enthält Radon (wenn auch in Mengen unterhalb der Grenzwerte der Trinkwasserschutzverordnung) und CO2, dessen Ausgasung tunlichst zu vermeiden ist. Zum anderen sind seismische Ereignisse im Oberrheingraben häufiger zu erwarten als beispielsweise im bayerischen Molassebecken.

…und für künftige Geothermieprojekte

Im Video des Vortrags, der auf https://www.tiefegeothermie.de/webinar kostenlos zu sehen ist, stellt Kölbel die Ansätze vor, mit denen die EnBW technische Lösungen für die Herausforderungen der Geothermie im Oberrheingraben entwickelte: für die Anlage in Bruchsal konzipiert – für künftige Projekte wegweisend.

Aktuell forscht die EnBW nach Möglichkeiten, das Bruchsaler Geothermiekraftwerk zu erweitern. Über die Aufsuchungslizenz Karlsdorf III rund um Bruchsal verfügt das Unternehmen bereits.

Lithiumgewinnung – das Projekt UnLimited

Jüngstes Forschungsprojekt rund um die Geothermieanlage Bruchsal ist UnLimited, gefördert vom BMWi. Hier arbeitet die EnBW mit verschiedenen Partnern (Hydrosion GmbH, Karlsruher Institut für Technologie KIT, Georg-August-Universität Göttingen, Bestec GmbH) an der Extraktion von Lithium aus dem geförderten Tiefenwasser. In vier Jahren Laufzeit will das Team Extraktionsmethoden entwickeln und in einer Pilotanlage beim Kraftwerk Bruchsal testen, um die Ressource Lithium als Nebenprodukt der geothermischen Strom- und Wärmeerzeugung zu gewinnen.

Attraktiv wäre dies theoretisch in allen Geothermieanlagen im Oberrheingraben. Dr. Kölbel ging auf verschiedene Aspekte ein und verwies auf die Webseite des Projekts, wo stets aktualisierte Informationen zu finden sind.

Quelle:

Enerchange

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