Zurückhaltendes Interesse beim Geothermiekongress in Karlsruhe

23.11.2010 | Politik, Veranstaltungen

Der diesjährige Geothermiekongress, der vom 17. bis 19. November 2010 in Karlsruhe stattfand, hatte mit nachlassendem Interesse zu kämpfen: Gegenüber 2008 war ein Besucherrückgang auf rund 450 Teilnehmer zu verzeichnen. Gleichzeitig nahm auch die Zahl der Aussteller ab. Der GtV-BV führt dies vor allem auf die Wirtschaftskrise zurück. Weitere Gründe sind in den seismischen Ereignissen und in der momentan restriktiven Behördenpraxis in Rheinland-Pfalz und Baden Württemberg zu suchen.

Die politischen Statements zeigten allerdings, dass die Geothermie nach wie vor eine über Parteigrenzen hinweg anerkannte erneuerbare Energieform ist. Erfreulich für die Entwicklung in der tiefen Geothermie ist auch die zunehmende Anzahl ausländischer Investoren, die sich in Deutschland engagieren. Neben den schon bekannten Akteuren bei Geoenergie Bayern, Bernried Erdwärme oder auch Erdwärme Oberland engagiert sich jetzt auch bei Geoenergy ein italienischer Finanzinvestor. Auch ein Schweizer Energieversorger plant den Einstieg in die tiefe Geothermie in Deutschland. Dies zeigt, dass die Geothermie ein interessantes Investment ist.

Im Hinblick auf konkrete Projekte ist 2010 ein eher ein ruhiges Jahr gewesen. Im Rahmen des Geothermiekongresses wurde aber darauf hingewiesen, dass es vor allem im Oberrheingraben zahlreiche bohrfertige Projekte gibt, die in den nächsten Jahren erschlossen werden - unter anderem sind hier Neuried und Brühl zu nennen. Aber auch im baden-württembergischen Teil des Molassebeckens soll ein Projekt entwickelt werden, das eine Liegenschaft der Bundeswehr mit Wärme versorgt.

Der Vorstand des GtV-BV betonte, dass die Bedenken der Bevölkerung, vor allem in Rheinland-Pfalz, sehr ernst genommen werden. Dem Misstrauen und der Kritik will man mit mehr Bürgerbeteiligung und besserer Informationsaufbereitung begegnen. Ein Baustein in diesem Zusammenhang ist eine großformatige Karte mit allen Geothermie-Projekten in Deutschland, die zum Geothermiekongress in Karlsruhe neu erschienen ist.

Insgesamt war der diesjährige Geothermiekongress in Karlsruhe ein interessanter Branchentreff mit einem gelungenen Rahmenprogramm. Hier ist die neu eingeführte "Science Bar" hervorzuheben, wo die Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlern in einem neuen Rahmen präsentiert und die besten Arbeiten während des Abends ausgezeichnet wurden. Kritisiert wurde dagegen von einigen Teilnehmern die Programmgestaltung: Hier kam es zu vermeidbaren Überschneidungen von Vorträgen im Bereich der tiefen Geothermie.
Trotz des Besucherrückgangs ist festzustellen, dass sich die Branche weiter entwickelt und neue Akteure anzieht. Wie das Projekt der Stadt Hamburg zeigt, ist die tiefe Geothermie auch für Kommunen eine nach wie vor interessante Option im Zuge der Rekommunalisierung ihrer Energieversorgung. (js)