Geothermie funktioniert – dies ist das Ergebnis einer Umfrage von der Agentur Enerchange unter rund einem Dutzend Betreiber von Geothermieanlagen in Deutschland und Frankreich. Die erhobenen Daten zeigen, dass geothermische Wärme in den vergangenen beiden Jahren bei den meisten Anlagen praktisch rund um die Uhr zur Verfügung stand. So brachte es die Anlage in Erding in den vergangenen beiden Jahren auf jeweils 8.520 Betriebsstunden, die Heizzentrale in Unterschleißheim auf 8.640 Stunden. Auch die Anlagen in Pullach und Simbach-Braunau waren fast das komplette Jahr in Betrieb. Mit der abgegebenen Wärmemenge konnten jeweils einige tausend Haushalte komplett mit geothermischer Wärme versorgt werden. Die Anlage in Unterschleißheim beispielsweise lieferte in der Heizperiode 2010 rund 38,6 Gigawattstunden (GWh) Wärme, 2011 waren es 36,6 GWh. Weitere Ergebnisse der anderen angefragten Wärmeprojekte lagen bis Fertigstellung des Artikels noch nicht vor.
Für die Strom erzeugenden Kraftwerke in Landau und Unterhaching verlief das Jahr 2010 ebenfalls erfolgreich: Beide Kraftwerke waren rund 8.300 Stunden in Betrieb. Auch die EGS-Forschungsanlage im französischen Soultz-sous-Forêts erreichte 2010 eine Betriebszeit von 7.752 Stunden und zeigte damit eine Verfügbarkeit von knapp 90 Prozent. Während Unterhaching eine Bruttostromproduktion von 11 GWh meldete, erreichte Landau im reduzierten Betrieb noch eine Netto-Stromproduktion von gut 12 GWh – jeweils eine Strommenge, die dem Output von fünf bis sechs Anlagen der 1,5 MW-Klasse an einem durchschnittlichen Binnenlandstandort entspricht. Dabei ist zu beachten, dass die Anlage in Unterhaching wärmegeführt ist, die Stromproduktion also erst nachrangig zum Zuge kommt. Die in 2010 abgegebene Wärmemenge in Unterhaching lag bei ca. 85 GWh, was rein rechnerisch etwa dem Wärmebedarf von 8.000 Haushalten in Mehrfamilienhäusern entspricht. In Landau wird Wärme erst seit September 2011 ausgekoppelt.
Im vergangenen Jahr konnten die beiden deutschen Geothermiekraftwerke nicht ganz an die sehr guten Vorjahresergebnisse anschließen: In Landau führte ein technischer Defekt im Kraftwerk zu einem längeren Stillstand, in Unterhaching wurde eine neu entwickelte, leistungsfähigere Pumpe installiert, was ebenfalls die Verfügbarkeit minderte. Beide Kraftwerke zeigten aber immerhin noch eine Betriebszeit von rund 7.000 Stunden. Trotz der insgesamt reduzierten Verfügbarkeit leistete das Kraftwerk in Unterhaching in der Heizperiode 2011 ganze Arbeit und verzeichnete - bei gleichzeitig reduzierter Stromproduktion - sogar eine noch höhere Wärmeabgabe als in 2010.
Insgesamt zeigt sich bei der Auswertung der Betriebsergebnisse: Die Geothermieanlagen in Deutschland zeigen eine sehr hohe Verfügbarkeit und stellen ihre Energie in der Regel fast rund um die Uhr zur Verfügung. Verfügbarkeitseinbußen waren in den vergangenen beiden Jahren nicht auf Probleme mit dem geothermischen System zurückzuführen, sondern auf technische Probleme in den obertägigen Installationen. Auch ist es an keiner der Anlagen durch Abkühlung des Untergrunds zu Leistungseinbußen gekommen.
Im Laufe des Jahres 2012 werden einige weitere Geothermieanlagen in Produktion gehen – sowohl Wärme-produzierende Anlagen wie in Waldkraiburg, als auch Geothermiekraftwerke wie in Sauerlach, Insheim oder Dürrnhaar. Deren Inbetriebnahme verspricht somit noch mehr kalkulierbaren Strom für die Netzbetreiber, und auch einen verlässlichen Beitrag in der regernativen Wärmeversorgung.
Erfahrungen mit dem Betrieb geothermischer Anlagen wird auch ein Thema des Kongresstags der 8. Internationalen Geothermiekonferenz sein, die vom 22. Bis 25. Mai in Freiburg stattfindet. Referenten dieses Forums werden unter anderem Wolfgang Geisinger, Dr. Albert Genter und Dr. Thomas Kölbel sein. Darüber hinaus bietet die Konferenz erneut vielfältige Möglichkeiten, sich mit der tiefen Geothermie auseinanderzusetzen – Themen sind zum Beispiel Kosteneffizienz, Finanzierung, Entwicklung der Geothermie in der trinationalen Region des Oberrheingrabens, der Einsatz von Geothermie in Kommunen, Pumpentechnologie und Öffentlichkeitsarbeit. Das Programm und die Möglichkeit zur Online-Anmeldung finden Sie unter www.geothermiekonferenz.de