Finanzierung von Geothermieprojekten: Mit Risikomanagement und individuellen Finanzierungslösungen zum Erfolg

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Der Markt für tiefe Geothermie hat ein enormes Potenzial. Mit Unterhaching, Landau und Neustadt Glewe sind landesweit bereits drei Geothermiekraftwerke zur Strom- und Wärmegewinnung in Betrieb, weitere befinden sich in der Entwicklung. Entsprechend wächst das Interesse am Finanzmarkt. Doch das Risiko, bei den kostenaufwendigen Tiefenbohrungen nicht fündig zu werden, schreckt noch immer viele Investoren und Banken ab und erweist sich als das derzeit größte Hindernis für die Finanzierung von Geothermieprojekten. "Die Lösung des Problems sehen wir in einer angemessenen Risikoverteilung zwischen Finanzpartnern, Technologieanbietern und Anbietern von Versicherungskonzepten, wie z. B. Versicherungsgesellschaften oder andere‚Äù, sagt Anton Berger von der Beratungsgesellschaft Rödl & Partner, das für das Gesamtprojektmanagement Unterhaching verantwortlich ist. Laut BMU ist das Vorhaben Unterhaching als internationaler Durchbruch zu bewerten. Durch den Abschluss einer Versicherung auf privatwirtschaftlicher Basis sei es hier europaweit zum ersten Mal gelungen, eine faire Risikoverteilung aller Beteiligter herbeizuführen.
Wichtig für Investoren sind unter anderem die politischen Rahmenbedingungen, klar definierte Vorgaben des Bergrechts und ein liberalisierter Energiemarkt. Zu den weiteren Voraussetzungen für einen Investor gehört die Zusammenarbeit mit qualifizierten Projektentwicklern, Versicherungs- und Technologieanbietern sowie eine gute Lobbyarbeit. Das Finanzierungspaket wird je nach Projektumfang geschnürt und kann mitunter stark die Eigeninteressen des Kapitalgebers wiederspiegeln. Eine Standardlösung für die Finanzierung von Geothermieprojekten gibt es nicht.
Für das Vorhaben Unterhaching beispielsweise wurde durch die Gemeinde eigens das Unternehmen "Geothermie Unterhaching GmbH & Co. KG" gegründet. Unter diesem gemeinsamen Dach bildeten Investor und Projektentwickler eine Einheit. "Diese Konstellation hat den Vorteil, dass der Entwickler das Risiko mitträgt", beurteilt Markus Wiendieck vom britischen Unternehmen Rhine Capital. Dies wirke sich stets positiv auf projektrelevante Entscheidungen aus. Neben Banken und Investoren zeigt auch die Industrie Interesse an der finanziellen Beteiligung an Geothermieprojekten.
Mit der Investmentgesellschaft Siemens Project Ventures GmbH beispielsweise will Siemens durch die Beteiligung an der Projektfinanzierung der firmeneigenen Kalina-Technologie zum Durchbruch verhelfen. Unabhängig von Rahmenbedingungen, Projektumfang und Interessenschwerpunkt des jeweiligen Kapitalgebers sind alle Investoren an einer Zusammenarbeit mit Entwicklern interessiert, die eine Vielzahl von Projekten in der Pipeline haben, um so ihre Finanzierungsrisiken streuen zu können.
Die Bausteine einer Finanzierung von Geothermieprojekten sind vielfältig. Neben Risikokapital von institutionellen Investoren kommen öffentliche Gelder, klassische Darlehen oder Mezzaninkapital in Frage. Auch die Finanzierung über geschlossene Fonds und damit private Anleger ist eine Option. Jörg Weber, Herausgeber und Chefredakteur des Online-Magazins Ecoreporter.de ist allerdings der Meinung, dass Entwicklung und Bau von Geothermiekraftwerken nicht geeignet sind, um mit privatem Kapital finanziert zu werden. "Meiner Erfahrung nach gibt es derzeit genug Risikokapital auf dem Markt, das hierzu verwendet werden kann‚Äù, so Weber, der regelmäßig über geschlossene Fonds im Bereich erneuerbare Energien berichtet.
Mehr zur Finanzierung von Geothermiekraftwerken erfahren Sie auf der 4. Internationalen Geothermiekonferenz, die am 24. April in Freiburg statt findet. Experten aus der Finanzbranche, Industrie und Wirtschaft informieren aus erster Hand über mögliche Finanzierungsformen und stehen für Diskussionen und Erfahrungsaustausch zur Verfügung. Das Konferenzprogramm und ein Online-Anmeldeformular finden Sie unter www.geothermiekonferenz.de.
Bitte beachten Sie: Die reguläre Anmeldefrist endet am 17. April 2008.

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