Erste Soultz Geothermal Conference verdeutlicht die Bedeutung der geothermischen Pilotanlage in Soultz

13.10.2011 | Veranstaltungen | Jochen Schneider

Vom 5. bis 6. Oktober 2011 fand die erste Soultz Geothermal Conference statt, die von der Géothermie Soultz organisiert wurde. Diese sieht sich im Zusammenhang mit den Vorgänger-Veranstaltungen der EHDRA Scientific Conferences, die von 2004 bis 2008 in Soultz-sous-Forêts stattfanden. Über 150 Teilnehmer aus Wissenschaft und Industrie diskutierten zwei Tage lang über die Geothermie im Oberrheingraben.

Vom 5. bis 6. Oktober 2011 fand die erste Soultz Geothermal Conference statt, die von der Géothermie Soultz organisiert wurde. Diese sieht sich im Zusammenhang mit den Vorgänger-Veranstaltungen der EHDRA Scientific Conferences, die von 2004 bis 2008 in Soultz-sous-Forêts stattfanden. Über 150 Teilnehmer aus Wissenschaft und Industrie diskutierten zwei Tage lang über die Geothermie im Oberrheingraben.

Der vom Veranstalter formulierte Rahmen, der Fokussierung auf die tiefengeothermischen Aktivitäten im Oberrheingraben von der Exploration bis zur Förderung wurde dabei vollständig erfüllt. Mit einem umfangreichen Programm von wissenschaftlichen Vorträgen zu den verschiedenen Forschungsarbeiten in Soultz-sous-Forêts, aber auch in Bruchsal, Insheim und Landau wurde die Bedeutung für die Entwicklung der tiefen Geothermie im Oberrheingraben deutlich.

Gleich zu Beginn wurden die Geothermie-Projekte im Oberrheingraben vorgestellt. Neben dem Übersichtsvortrag über das Geothermie-Projekt in Bruchsal durch Dr. Thomas Kölbel von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG,  stellte Dr. Jörg Baumgärtner von Bestec das Projekt in Insheim vor.  Markus Häring von Geothermal Explorers ging sowohl auf das Projekt in Basel als auch auf die Pläne von sieben Schweizer Energieversorgern - unter ihnen auch die Basler Energieunternehmen - ein, die sich in Geo-Energie Suisse AG zusammengeschlossen haben, um in den nächsten Jahren EGS-Projekte in der Schweiz zu verwirklichen. In einem weiteren Vortrag wurde das Projekt ECOGI vorgestellt, das nördlich von Soultz-sous-Forêts in Rittersheim über EGS geothermische Wärme erschließen soll und dabei die 15 km entfernte Fabrikanlage des Stärkeproduzenten Roquette mit Wärme versorgen soll. Die Bohrungen hierfür sollen 2012 beginnen. Unter dem Namen ECOGI haben die Partner Energie de Strasbourg, Roquette Frères und des privaten Investors Caisse de Dépot ein Joint Venture gegründet. Das Projekt wird von der französischen Umwelt- und Energie Management Agentur ADEME gefördert.

In dem letzten Vortrag des Einführungsblocks ging Dr. Albert Genter auf die Bedeutung von Soultz für die Wissenschaft ein und verwies auf über 41 Doktor- und noch mehr Diplomarbeiten, sowie 235 wissenschaftliche Veröffentlichungen in internationalen Zeitschriften. Hier ist ein enormes Wissenspotenzial entstanden, das für alle Projekte im Oberrheingraben eine hervorragende Ausgangslage bildet, die weltweit einmalig sein dürfte.

In den folgenden wissenschaftlichen Vorträgen wurde der Umfang dieser geleisteten Grundlagenforschung deutlich, die in Zusammenarbeit mit der Géothermie Soultz, aber auch der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Bruchsal durchgeführt wurden. Einen wesentlichen Beitrag leisteten zudem die französische BRGM und das Institut für Angewandte Geowissenschaften des KIT, das seit 2010 unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Kohl über einen eigenständigen Fachbereich Geothermie verfügt. Aber auch andere Institute wie beispielsweise das EOST der Université de Strasbourg  und das Schweizer Laboratorium für Geothermie an der Université de Neuchâtel, die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sowie das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) sind an der Erforschung des Oberrheingrabens beteiligt und stellten ihre Ergebnisse vor. Die Bandbreite ist dabei erstaunlich. So wurden aktuelle Studien zur Anlagen-Überwachung ausgehend von hydraulischen und seismischen Untersuchungen vorgestellt sowie über das Verhalten verschiedener Gesteine während der Stimulation referiert. Weitere Themen waren Reservoirmodellierung, Voruntersuchungen, hydro-geochemische Fragestellungen wie Korrosion und Ausfällungen und technische Fragestellungen, die sich mit dem Anlagenbetrieb ergeben. Zudem wurde auf sozio-ökonomische Aspekte eingegangen. Hierbei standen vor allem die Thematiken der gesellschaftlichen Akzeptanz und Finanzierung im Vordergrund.

Die vielschichtigen Themen der Konferenz verdeutlichen, dass die Geothermieanlage in Soultz ein außergewöhnliches Forschungsprojekt ist, das neben den geologischen Grundlagen für zahlreiche Geothermieprojekte im Oberrheingraben, in Bezug auf EGS auch weltweit Maßstäbe setzt. Der Veranstalter Dr. Albert Genter betont, dass er sich vor allem über die hohe Qualität der Vorträge, über die gemeinsamen Diskussionsrunden mit dem Publikum sowie über die rege Teilnahme der Sessionleiter gefreut habe. Darüber hinaus war nach seiner Ansicht auch der Austausch zwischen Wissenschaft und Industrie, aber auch der Administration sehr gut. Es bleibt auf jeden Fall die Hoffnung auf eine Fortsetzung.