Geothermiebohrungen in Bochum erfolgreich abgeschlossen

14.03.2022 | Erkundung & Analyse | Karin Jehle
2. Bohrung erfolgreich

Stadtwerke planen Energieversorgung der 5. Generation mit Wärme und Kälte aus Grubenwasser für Gewerbekunden in neu entstehendem Innovationsquartier.

Wie die Stadtwerke Bochum in einer Pressemeldung berichteten, haben sie mit ihrem Tochterunternehmen FUW GmbH auch die zweite Geothermiebohrung in rund 820 Meter Tiefe erfolgreich abgeschlossen. Die erste Bohrung erreichte im Februar 340 Meter Tiefe. Jetzt wird zunächst der Bohrturm abgebaut. Danach sind Pumpversuche vorgesehen, um die Ergiebigkeit des Grubenwassers besser einschätzen zu können. Zuvor haben die FUW GmbH und die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG gemeinsam die Nutzung von Grubenwasser erkundet und mit der Bohrfirma MND Drilling das Bohrkonzept umgesetzt.

Innovatives Wärme- und Kältekonzept

Die beiden Bohrungen werden Teil einer energiesparenden Wärme- und Kälteversorgung der sogenannten 5. Generation für die Gewerbekunden am Standort MARK 51°7. Das neu entstehende Gewerbegebiet ist eines der größten Innovations-Quartiere in Deutschland. Moderne, technologieorientierte Unternehmen finden auf dem knapp 70 Hektar großen Areal ebenso Platz wie Institute und Forschungseinrichtungen, die einen engen Kontakt zur Wirtschaft suchen.
Teil des Konzepts ist die innovative Energieversorgung. „Wir freuen uns, zusammen mit den Stadtwerken auf MARK 51°7 diesen überregional bespielhaften Innovationsbeitrag leisten zu können und damit Geothermie, Wärmenetze, Untergrundspeicher und Großwärmepumpen in einem Vorzeigeprojekt für die kommunale Wärmewende in Deutschland zu vereinen“, sagt Prof. Dr. Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG mit Sitz in Bochum. „Die Wärmewende anzupacken drängt heute mehr als jemals zuvor. Geothermie vereint alle Eigenschaften, die wir für einen zukunftssicheren Standort benötigen, denn sie ist nachhaltig, regional, wetterunabhängig und unabhängig von Rohstoffimporten wie Öl und Gas.“

Für die Wärmeversorgung soll das rund 30 Grad Celsius warme Grubenwasser der ehemaligen Zeche Dannenbaum über Wärmepumpen auf ca. 45 Grad Celsius erwärmt und anschließend in das Netz abgegeben werden. Auch für die Kälteversorgung der entstehenden Immobilien wird das Grubenwasser genutzt. Dafür wird aus einer Tiefe von etwa 340 Metern ca. 18 Grad Celsius kaltes Wasser gefördert.

Potenzial optimal nutzen

Das natürliche Energiepotenzial des Grubenwassers wird Prognosen zufolge durch diese optimale energetische Ausnutzung zu mehr als 75 Prozent den Wärme- und Kältebedarf der angeschlossenen Abnehmer decken. Der verbleibende Wärmebedarf wird aus dem Fernwärmenetz der FUW GmbH gedeckt. Kältemengen, die an sehr heißen Tagen zusätzlich erforderlich sind, werden über konventionelle Kälteanlagen an das Kältenetz von MARK 51°7 übergeben.
Das neue Energiekonzept leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Dank der Nutzung der nachhaltigen und erneuerbaren Energiequelle des Grubenwassers werden klimaschädliche Treibhausgasemissionen, verglichen mit einer konventionellen Wärme- und Kälteversorgung mit Erdgasbetrieb und elektrischen Kompressionskältemaschinen, in Summe um rund 3.200 Tonnen pro Jahr reduziert.

Der Aufbau der innovativen Wärme- und Kälteversorgung für MARK 51°7 wird aus Mitteln des EU-Interreg-Programms North-West Europe und des BMWi-Förderprogramms „Wärmenetze 4.0“ unterstützt.