Angaben zum Wärmefluss ermöglichen Aussagen über die Beschaffenheit von verschiedenen Gesteinsschichten im Untergrund, sowie geologische und tektonische Prozesse und Strukturen. Regionen mit Granitgesteinen, wie das Erz- und Fichtelgebirge oder das Fränkische Becken, verfügen beispielsweise über einen besonders hohen Wärmestrom. Auch tektonische Schwächezonen, wie der Oberrheingraben, sind von wärmeren Temperaturen gekennzeichnet.
Laut GFZ zeigt die Neuanalyse bestehender und zusätzlicher Daten einen Wärmefluss von 66 Milliwatt pro Quadratmeter bis 83 Milliwatt pro Quadratmeter. Hieraus ergibt sich eine flächengewichtete mittlere Wärmestromdichte von 78 Milliwatt pro Quadratmeter, 20 Prozent höher als ursprünglich angenommen. Grundlage für die Untersuchungen ist eine neue Datenbank, die derzeit im Rahmen des europäischen Global Heat Flow Data Assessment Projekts aufgebaut wird. So soll für die Zukunft eine verlässliche Quelle für Wärmefluss-Daten geschaffen werden.
Die fehlerhafte ursprüngliche Bewertung des durchschnittlichen deutschen Wärmeflusses ist vor allem auf Qualitätsunterschiede bei den Messungen zurückzuführen. Der Wärmefluss wird aus dem tiefenabhängigen Temperaturgradienten und der Wärmeleitfähigkeit des Gesteins am Probenort berechnet. Letzteres hängt sowohl von der Gesteinsart, als auch dessen Wassergehalt ab. Werden die Gesteinsproben in getrocknetem Zustand untersucht, so kann die Wärmeleitfähigkeit leicht unterschätzt werden.