Potenzialgebiet für Geothermie am Oberrhein identifiziert

30.09.2021 | Erkundung & Analyse | Karin Jehle
Regierungspräsidium Freiburg

Auf Basis der bisherigen Untersuchungen konnte der Energieversorger badenovaWÄRMEPLUS ein 70 Quadratkilometer großes Gebiet mit hohem Potenzial für die geothermische Wärmenutzung identifizieren. Bürgerschaftsräte sollen in den weiteren Prozess eingebunden werden.

Wie die badenova-Tochter badenovaWÄRMEPLUS in einer Pressemeldung mitteilte, konnte sie in den vergangenen Monaten wertvolle Erkenntnisse rund um die Nutzung von regenerativer Wärme aus der Tiefe gewinnen. Sie habe ein Potenzialgebiet identifiziert, in welchem weitere Untersuchungen stattfinden sollen. Mit der Gründung eines „Bürgerschaftsrats“ wolle man von Beginn an Bürgerinnen und Bürger im betreffenden Gebiet einbinden. Hierfür plane die badenovaWÄRMEPLUS verschiedene Veranstaltungen, um über den weiteren Fortgang ihres Projekts transparent zu informieren.

Große Potenziale am südlichen Oberrhein identifiziert

Die ersten Untersuchungen im knapp 320 Quadratkilometer großen Aufsuchungsgebiet für die Wärmegewinnung aus der Tiefe am Oberrhein waren laut Angaben der badenovaWÄRMEPLUS positiv: Die bisherigen Erkenntnisse hätten sich erhärtet und bestätigt. Auf Basis der Untersuchungen konnte ein Potentialgebiet von ca. 70 Quadratkilometern für die Geothermie-Nutzung erfolgreich abgesteckt werden. Die weiteren Potentialanalysen laufen nun auf den Gemarkungen der sieben Kommunen Breisach am Rhein, Merdingen, Freiburg, Schallstadt, Ehrenkirchen, Bad Krozingen und Hartheim.

„Ein erster wichtiger Meilenstein auf dem gemeinsamen Weg zur regenerativen Wärmegewinnung für die Region ist geschafft“, so Heinz-Werner Hölscher, Vorstand der badenova. Denn die Energiewende in Deutschland sei nur zu schaffen, wenn neben der Stromwende auch die Wärmewende eingeläutet werde. „Bereits 50 Prozent des Stroms kommen hierzulande aus erneuerbaren Energiequellen, bei der Wärme liegen wir aber immer noch bei mageren 15 Prozent“.

Die Nutzung von Tiefengeothermie könne eine der zentralen Lösungen sein. Und sie ist nichts grundlegend Neues in der Region: Die beliebten Thermalbäder – vom Freiburger Eugen-Keidelbad über die Vita Classica in Bad Krozingen, die Cassiopeia Therme in Badenweiler bis hin zur Balinea Therme in Bad Bellingen – machen es im Kleinen vor: Sie nutzen erfolgreich die Wärme aus dem Erdinnern, die bereits die Römer für ihre Badekultur zu schätzen wussten. 

Was bisher geschah:

Für die Identifikation der geothermischen Potenziale in der Region hatte die badenova-Tochter vom Regierungspräsidium Freiburg (RP) bzw. dem dort ansässigen Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) eine Aufsuchungserlaubnis erteilt bekommen. Ein knapp 320 km² großes Gebiet wurde im Rahmen einer so genannten „Prospektion“ in den vergangenen Monaten intensiv untersucht. Unter anderem wurden bereits existierende Daten von 2D-Seismiken analysiert.

Neue Gravimetrie-Messungen flossen in die Analyse ebenfalls mit ein. Bei diesen gravimetrischen Untersuchungen werden mit speziellen Messgeräten, die nach dem Prinzip der Federwaage funktionieren, Veränderungen des Schwerefeldes im Untergrund untersucht. Um die Datenlage noch weiter zu verdichten, wurden diese Messungen durch eine Aero-Magnetik ergänzt. Dabei flog ein Helikopter ein definiertes Gebiet ab und erhob mit einem Messgerät Parameter des Erdmagnetfeldes. 

In der nun folgenden Phase werden im Potenzialgebiet 3D-Seismik-Messungen durchgeführt. Sie geben Aufschluss, ob vor Ort geeignete geologische Strukturen für eine Erschließung der Wärme aus dem Erdinneren vorhanden sind.

Bürger*innen einbeziehen

In der südbadischen Bevölkerung ist einerseits ein großes Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz vorhanden und auch eine große Expertise – andererseits begleiten Klimaschutzaktive die Aktivitäten von Stadt und dem lokalen Energieversorger durchaus kritisch. Ebenfalls sind Vorbehalte gegenüber der Geothermie vorhanden, auch wenn die Hebungen in Staufen nach unsachgemäß ausgeführten Bohrungen für Erdsonden (oberflächennahe Geothermie) rein gar nichts mit der geplanten Nutzung von tiefer Geothermie zu tun haben.

Um die Bürgerinnen und Bürger in den sieben Kommunen von Anfang an transparent in die laufenden Untersuchungen einzubinden, plant die badenovaWÄRMEPLUS daher, einen Bürgerschaftsrat zu gründen. In diesem solle ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung vertreten sein. Die Teilnehmer*innen werden über ein Zufallsprinzip ausgewählt. Ziel ist ein Austausch zu möglichen Fragen sowie eine Meinungsbildung der teilnehmenden Bürger*innen unter Anhörung von Kritiker*innen, Befürworter*innen, Wissenschaftler*innen, Projektierer*innen sowie Vertreter*innen von Verbänden oder Organisationen.

Informationsveranstaltungen

Rund um die aktuell landesweit laufenden Untersuchungen zur Tiefengeothermie gibt es begleitend eine Reihe von Informationsveranstaltungen. So findet heute von 18:00 bis 20:30 Uhr eine Online-Veranstaltung des Landes Baden-Württemberg inklusive Beteiligung des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) statt. Zur Anmeldung geht es hier: www.dialogbasis.de/RPF

Darüber hinaus veranstaltet badenovaWÄRMEPLUS am Montag, 11. Oktober die dritte Online-Regionalkonferenz. Auch hier gibt es weitere Informationen zu den aktuellen Erkenntnissen hier in der Region. Unter folgendem Link kann man sich dazu anmelden: ww.dialogbasis.de/tiefengeothermie.

Weitere Informationen zum Thema Geothermie sowie zur Potenzialstudie der badenovaWÄRMEPLUS gibt es unter www.badenovawaermeplus.de/geothermie