Rainer Baake wird als Staatssekretär zuständig für die Energiewende

16.12.2013 | Politik | Jochen Schneider

Gestern Abend gab der designierte Bundeswirtschaftsminister, Sigmar Gabriel, in dessen Ressort zukünftig auch die Verantwortlichkeit für die Energiewende fällt, im Bericht aus Berlin in der ARD bekannt, dass Rainer Baake, Direktor von Agora Energiewende, Staatssekretär wird. Agora Energiewende machte im Oktober umfassende Vorschläge zur Stabiliserung der EEG-Umlage und für ein EEG 2.0.

"Ich freue mich auf die Möglichkeit, an zentraler Stelle gemeinsam mit Minister Gabriel und der neuen Bundesregierung, der Energiewende in Deutschland zum Erfolg zu verhelfen. Zugleich danke ich der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation für das Vertrauen, das sie mir in den letzten Jahren entgegengebracht haben", so Rainer Baake in einer Pressemeldung von Agora Energiewende. "Mit Agora Energiewende konnten wir in den vergangenen zwei Jahren wichtige Diskussionsbeiträge liefern."

Der diplomierte Volkswirt Rainer Baake wurde 1991 von Joschka Fischer zum Staatssekretär im hessischen Umweltministerium berufen. Unter Bundesumweltminister Jürgen Trittin war Baake von 1998 bis 2005 verbeamteter Staatssekretär. In dieser Zeit hatte er die Verantwortung für die umweltpolitischen Großprojekte der damaligen Bundesregierung: Atomausstieg, Erneuerbare Energien-Gesetz, Emissionshandel und Kyoto-Protokoll. Von 2006 bis 2012 war Baake Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe und beschäftigte sich dort schwerpunktmäßig mit Klima- und Energiefragen. Seit April 2012 leitet er als Direktor das Denk- und Politiklabor Agora Energiewende, das von der Mercator Stifung und European Climate Foundation gegründet wurde, um die Energiewende in Deutschland voranzubringen. Dafür haben die beiden Stiftungen 14 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Baake machte sich im August dieses Jahres in einem Interview mit der deutschen Welle für flexible Gaskraftwerke, Lastmanagement und Ausbau der Speicherkapazitäten stark. "Der derzeitige Strommarkt in Deutschland ist nicht geeignet für die Zukunft und braucht ein neues Marktdesign", so Baake in dem Interview weiter. Er verweist darauf, dass Deutschland mit der Energiewende eine Riesenverantwortung übernommen habe: "Wenn wir diese Energiewende auch ökonomisch zu einer Erfolgsgeschichte machen, dann wird das möglicherweise eine der größten Einflüsse, die wir auch klimapolitisch global ausüben können." Grundsätzlich geht Baake davon aus, dass die Energiewnde zu schaffen ist, vor allem weil es eine große Unterstützung in der Bevölkerung gibt. Als größte Risiken sieht er die Versorgungssicherheit und die Preisentwicklung, die man in Griff bekommen muss.

Agora Energiewende hat zum weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien verschiedene Studien erarbeitet. In einer Studie von Anfang März 2013 empfiehlt sie den verbrauchsnahen Ausbau von erneuerbaren Energien. Detailliert verglichen wurden zwei realistische Ausbaupfade bei Wind- und Solaranlagen in Deutschland: einerseits orientiert an den besten Standorten (Windkraft vor allem in Norddeutschland, Photovoltaik vor allem im Süden) und andererseits an den Verbrauchszentren. Es zeigt sich, dass beide Wege für das Gesamtstromsystem in etwa zu den gleichen Kosten führen. Zwar müssen im Szenario „verbrauchsnaher Ausbau“ insgesamt etwas mehr Wind- und Solaranlagen gebaut werden. Da diese aber zu unterschiedlichen Zeiten Strom produzieren und näher am Verbrauch ins Netz einspeisen, entlasten sie das Stromsystem und müssen deutlich seltener gedrosselt werden als die Anlagen im Szenario „bester Standort“.

In einem Vorschlag zum EEG 2.0 stellt Agora Energiewende im Oktober 2013 Maßnahmen vor, um die EEG-Umlage auf 6,0 bis 6,5 Cent pro Kilowattstunde zu stabilisieren. Unter anderem soll es zur Kostensenkung ein einheitliches EEG mit einer Vergütung von 8,9 Cent pro Kilowattstunde geben, eine zubauabhängige Degression der Vergütungssätze und für steuerbare EE-Anlagen (insbesondere Biomasse) eine Ausschreibung einer Kapazitätsprämie von maximal 500 Euro pro Kilowatt für maximal 100 Megawatt pro Jahr.

Für die Marktheranführung schlägt Agora Energiewende unter anderem die Abschaffung aller Boni für Neuanlagen und verpflichtende Direktvermarktung für alle Neuanlagen ab einer Größe von einem Megawatt vor. Ausserdem soll die Finanzierung Energiewende zukünftig solidarisiert werden.

Quelle:

Interview Deutsche Welle, Pressemitteilung von Agora Energiewende