Unternehmen will Gasfeld unter Holzkirchen nutzen

12.09.2022 | Politik | Rachel McRae
Geothermie Holzkirchen

Angesichts der aktuellen energiepolitischen Situation möchte das Unternehmen Terrain Energy ein weitreichendes Erdgas-Feld im Untergrund von Holzkirchen erschließen. Die Gemeinde steht dem Vorhaben kritisch gegenüber und befürchtet negative Auswirkungen für die bestehende Geothermieanlage in Holzkirchen.

Nach langjähriger Vorarbeit wurde die Geothermieanlage Holzkirchen im Dezember 2018 in Betrieb genommen und versorgt die Gemeinde seitdem mit klimafreundlicher Fernwärme. Seit Juli 2019 wurde die geothermische Anlage um eine ORC-Anlage ergänzt, um neben der Wärmeversorgung auch Strom zu produzieren. Nun möchte die Firma Terrain Energy ein weitreichendes Erdgas-Aufkommen nahe des Geothermie-Standorts angesichts der aktuellen Energiekrise erschließen.

Marcus Endres, Geschäftsführer der Terrain Energy Germany GmbH mit Sitz in München, zeigt sich zuversichtlich: „Wir stehen in den Startlöchern.“ Noch im September dieses Jahres wolle sein Unternehmen die Bohrerlaubnis beantragen. „Im Idealfall fördern wir 18 Monate später Holzkirchner Gas“, so Endres. Nach Angaben des Unternehmens befinde sich das Gas-Areal in etwa 4.200 Meter Tiefe unterhalb des nördlichen Ortskerns der Gemeinde Holzkirchen und erstrecke sich bis Föching und bis zur Bundesstraße B 318. Dabei gehe Terrain Energy von rund 650 Millionen Kubikmeter Gas aus.

Die Gemeinde ist skeptisch

Die Gemeinde Holzkirchen zeigt sich dem Vorhaben gegenüber skeptisch, da eine Gasförderung die örtliche Geothermie gefährden könne. Wie der Münchner Merkur berichtet, habe die Gemeinde bereits rund 70 Millionen Euro in die Geothermie Holzkirchen investiert.

„Es wäre ja ein Treppenwitz der Geschichte, wenn wir ausgerechnet mit einer Bohrung nach fossiler Energie unsere regenerative und zukunftsfähige Geothermie gefährden“, so Robert Wiechmann, politischer Sprecher der Grünen. Auch Fraktionssprecher des Marktgemeinderats und Bürgermeister, Christoph Schmid (CSU), stehen einer Erdgasexploration in Holzkirchen kritisch gegenüber. „Wir brauchen Sicherheiten, dass eine Gasbohrung die Geothermie nicht beeinträchtigt“, erklärt der Bürgermeister. Darüber hinaus müsse im Notfall ausreichend Schadenersatz garantiert sein. Auch Elisabeth Dasch, Sprecherin der SPD, ergänzt: „Wir brauchen verbindliche Bürgschaften.“ Wenn die Staatsregierung bayerisches Gas gefördert haben wolle, „müssen wir darüber sprechen, welche Sicherheiten wir bekommen“.

Laut einer Berichterstattung des Münchner Merkurs habe Terrain Energy bereits 1,5 Millionen Euro in das Vorhaben investiert und auch die, für eine Gasbohrung erforderlichen, 10 Millionen Euro seien verfügbar. Trotzdem hofft das Unternehmen auf eine Zusammenarbeit mit der Gemeinde und stellte dabei einige Millionen Euro Gewinnbeteiligung in Aussicht. Besonders hinsichtlich der Akquise eines Bohrplatzes, der Nutzung bestehender seismischer Daten sowie für eine öffentliche Akzeptanz, könne die Unterstützung der Gemeinde zum Erfolg des Vorhabens verhelfen. Laut Wiechmann obliege die Entscheidung darüber dem Gemeinderat.

Terrain Energy legt Unbedenklichkeitsgutachten vor

Aktuell liegt dem Rathaus ein Unbedenklichkeitsgutachten von Terrain Energy vor, welches von der Firma Erdwerk, die das Geothermieprojekt begleitet, geprüft wird. Bis zur Vorstellung des Projekts durch Endres im Herbst dieses Jahres, soll die Einschätzung dem Gemeinderat vorliegen.

Laut FWG-Sprecher Torsten Hensel sei das nicht genug: „Wir brauchen aber mehr Infos. […] auch für mich ist klar: Die Sicherung unserer Geothermie genießt absolute Priorität.“

„Ein Gutachten allein genügt uns nicht. Wir als Gemeinde hatten ja auch gedacht, dass wir bei der Geothermie-Bohrung nicht auf Gas stoßen – und passiert ist es trotzdem“, pflichtet Wiechmann bei. Dabei spielt Wiechmann auf die Vorkommnisse während der Bohrarbeiten für das Geothermieprojekt im Jahr 2016 an. Trotz umfangreicher Vorerkundung habe es in etwa 4.200 Meter Tiefe einen unerwarteten Gaszutritt gegeben, welcher die Bohrung zum Erliegen gebracht hatte. Somit musste die Bohrung seitlich abgelenkt werden, der Schaden belief sich hierbei auf drei Millionen Euro. Was für die Gemeinde damals einen Rückschlag bedeutete, war für Terrain Energy Hinweis auf ein weitreichendes Gasaufkommen.

Tatsächlich liegt dem Unternehmen die Aufsuchungserlaubnis für Gas und Öl im Erlaubnisfeld Egmating bereits seit einigen Jahren vor. Auch die Gemeinde Holzkirchen befindet sich im südwestlichen Randbereich des Erlaubnisfeldes. Gespräche bezüglich einer Gasbohrung im Projektgebiet laufen bereits seit einigen Jahren. Angesichts der aktuellen Energielage möchte Marcus Endres sein Vorhaben beschleunigen.

Was ist der Plan?

„Wir brauchen Gas in Deutschland – und hier hätten wir es vor der Haustür“, wirbt Endres für sein Vorhaben. Laut aktuellem Plan solle die gewonnene Energie in eine Hochdruckleitung der Bayernets GmbH, rund zwei Kilometer östlich von Holzkirchen, eingespeist werden.

Mit Ausnahme der dreimonatigen Bohrarbeiten, seien im unmittelbaren Umfeld der Gasbohrung keine auftretenden Emissionen zu erwarten, versichert Endres. Vielmehr gehe es darum, eine konventionelle Bohrung abzuteufen, erklärt der Geschäftsführer: „Fracking-Technologie lehnen wir ab.“ Nach Einschätzung von Terrain Energy, sei eine Gasförderung in Holzkirchen auf etwa 12 bis 17 Jahre ausgelegt.

Derzeit stehen drei potenzielle Standorte zur Diskussion. Den Favoriten stellt hierbei eine Fläche in der Alten Au in nordwestlicher Richtung der geothermischen Anlage dar. Allerdings hat das Unternehmen auch hier mit Widerstand zu kämpfen. „Diese Nähe gefällt mir gar nicht“, so Schmid. Ein weiterer Standort befinde sich ebenfalls auf Grund der Gemeinde im Ortsteil Marschall. Alternativ sei auch eine Fläche nahe des Teufelsgrabens, am Waldrand im Südwesten des neuen Radwegs denkbar.

Theoretisch ließe sich das Vorhaben auch ohne Einverständnis der Gemeinde umsetzen, sofern der Bohrplatz sich auf Privatgrund befindet. Nach Einschätzung des Geschäftsführers seien die Gründe für das Zögern des Rathauses und Ministeriums mögliche Protestbewegungen von Bürgerinitiativen und Klimaaktivisten. Die Genehmigung obliege allerdings letztlich dem Wirtschaftsministerium.

Projekte zu dieser News

Schlagworte