Kontakt
Gemeindewerke Holzkirchen GmbH
Industriestraße 8
83607 Holzkirchen
Tel.: 08024/9044-0
E-Mail: geothermie [at] gw-holzkirchen.de (geothermie(at)gw-holzkirchen.de)
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Nach langer Vorarbeit und Kalkulationen seitens der Bürgervetreter, haben sich die Holzkirchner Marktgemeinderäte mit 17 zu acht Stimmen in der öffentlichen Sondersitzung vom 30. April 2015 für das kommunale Geothermieprojekt ausgesprochen.
Um die volle EEG-Vergütung zu erhalten, musste jedoch ein straffer Zeitplan eingehalten werden. Sprich, das Kraftwerk sollte bis Ende 2017 in Betrieb gehen. Diese Frist wurde mit dem neuen Einspeisegesetz EEG bis Ende 2020 verlängert.
2006 erstellte ERDWERK für Holzkirchen eine Machbarkeitsstudie zur Nutzung der Tiefengeothermie. Eigentlich war die Entscheidung für das Geothermieprojekt bereits schon einmal, am 22. März 2012, gefallen. Die Kosten für das damals deutlich größer dimensionierte Projekt wurden auf rund 70 Millionen Euro kalkuliert. Wegen der Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) im Frühjahr 2013, die sich bis August 2014 hinzog, musste die damalige Projektplanung und -finanzierung neu durchdacht werden. Da das EEG regelt die Einspeisevergütung für Strom, bei der eine Kürzung befürchtet wurde. Zudem hatte sich während der Phase des Stillstandes der Versicherer, mit dem die Gemeindewerke Holzkirchen wegen der Fündigkeitsversicherung in Verhandlung waren, aus diesem Markt zurückgezogen.
Das Erdwärme-Erlaubnisfeld Holzkirchen (Geothermie-Claim) umfasst insgesamt rund 126 Quadratkilometer und ist im Alleinbesitz der Marktgemeinde Holzkirchen. Der Besitz eines Claims ermöglicht die Aufsuchung von den beantragten Bodenschätzen, in diesem Fall von heißem Thermalwasser. Die neuen 3D-seismischen Untersuchungen fanden auf rund 65 Quadratkilometern in und um die Marktgemeinde Holzkirchen statt.
Aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen wurden in Zusammenarbeit mit einem Beratungsunternehmen alternative Projektvarianten erarbeitet (Aufwältigung und Vertiefung einer ehem. Erdölbohrung, Bohrung einer "schlanken" Dublette) und deren Wirtschaftlichkeit dargestellt. Nach Abschluss der durch das Planungsbüro durchgeführten Detailplanung und der EU-weiten Ausschreibung, konnte im Herbst 2015 mit dem Bau des Bohrplatzes begonnen werden.
Am 27.01.2016 wurde mit den Bohrarbeiten begonnen. Die Bohrarbeiten der Bohrung Th1 verliefen zunächst sehr gut, wurden jedoch im März 2016 durch einen unerwarteten Gaszutritt im Rupel-Bändermergel in ca. 4.200 m zum Erliegen gebracht. Ein Sidetrack (Th1a) war notwendig, welcher bis Mitte Mai 2016 erfolgreich bis auf Endteufe (5.600 m) abgeteuft werden konnte. Die im Juni 2016 durchgeführten Pumpversuche erbrachten letztlich den Nachweis zur Fündigkeit der Bohrung.
Auch bei der zweiten Bohrung hatte man nach zunächste erfolgreichem Bohrbeginn Probleme mit sich verhakenden Casings, was den Zeitplan um mehrere Monate nach hinten verwarf.
Anfang März 2017 traten bei einer Endteufe von 6.084 m (MD) große Spülungsverluste auf. Die darauf folgenden Kurzzeitpumpversuche ergaben eine Thermalwassertemperatur von mehr als 150 °C. Die ersten Messungen zur Förder- und Injektionsrate ergaben eine Schüttung von circa 50 l/s.
Im Dezember 2018 wurde zunächst die Heizzentrale in Betrieb genommen und versorgt seitdem die Gemeinde Holzkirchen mit Fernwärme. Die zusätzlich an das System gekoppelte Stromproduktion findet seit Juli 2019 mithilfe der vom italienischen Kraftwerkshersteller Turboden errichteten ORC-Anlage statt.
Parallel erfolgt weiterhin die Auskopplung von Fernwärme an die angebundenen Kunden. Das Fernwärmenetz umfasst mehr als 25 km.
Die beantragten Forschungsgelder für die ausfallanfällige Thermalwasserpumpe wurden im Juni 2024 abgelehnt.