Wie groß ist das Potenzial der Geothermie – oberflächennah und in der Tiefe – in Deutschland? Und wie sieht es in Bayern aus? Was ist nötig, um den Wärmeschatz aus dem Untergrund zu heben? Und was kann die Politik dafür tun? Um die Abgeordneten in diesen Themen auf einen guten Informationsstand zu bringen, hatte der Bayerische Landtag Experten eingeladen und berichtet darüber auf seiner News-Seite.
Tiefe Geothermie kann 25 Prozent des deutschen Wärmebedarfs decken
Noch arbeitet ein Großteil der insgesamt 42 deutschen Geothermieanlagen in Bayern – 24 Anlagen sind hier in Betrieb und liefern 82 Prozent der elektrischen sowie 96 Prozent der thermischen Leistung Deutschlands. Das Ausbaupotenzial ist groß, was die stattliche Anzahl an neuen Geothermieprojekten in verschiedenen Stadien der Projektentwicklung zeigt.
Doch auch für die gesamte Bundesrepublik kann die Geothermie in der Wärmwende eine wichtige Rolle spielen. 25 Prozent des Wärmebedarfs könne die Tiefengeothermie decken, sagte Prof. Dr. Rolf Bracke, Institutsleiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, im Fachgespräch des Landtags. Die oberflächennahe Geothermie könne zudem bis zu 75 Prozent der Bestandsgebäude versorgen. Notwendig dafür sei allerdings ein massiver Ausbau der Kapazitäten.
Fachkräfte ausbilden, Genehmigungsverfahren beschleunigen, Risiken absichern
Wie die Weichen zu stellen sind, damit die Geothermie ihr Potenzial auch entfalten dann, darüber waren sich die eingeladenen Experten im Landtagsausschuss weitgehend einig. Nach Prof. Dr. Bracke sprachen Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke München SWM, Dr. Maximilian Keim, Projektleiter der Geothermie-Allianz Bayern an der TU München, Dr. Erwin Knapek, Ehrenpräsident des Bundesverbandes Geothermie, und Helmut Mangold, Geschäftsführer von Innovative Energie für Pullach (IEP).
Ein drängendes Problem sei der Fachkräftemangel. Zehn- bis zwanzigtausend Menschen pro Jahr müssten ausgebildet werden, sagte Erwin Knapek. Prof. Dr. Bracke schlug eine Weiterbildungsverpflichtung für Fachhandwerker:innen vor.
Helge-Uve Braun zählte als weitere Faktoren für eine zügige Erschließung des geothermischen Potenzials die Genehmigungsverfahren auf, die beschleunigt werden sollten. Projektentwickler benötigten auch valide Geodaten, die beispielsweise das Land gewinnen und bereitstellen könne. Zudem brauche es eine Absicherung des Fündigkeitsrisikos.
Geodaten liefern, Weichen stellen
Gerade im Norden Bayerns sei die Datenlage sehr dünn, wie die Experten in der anschließenden Fragerunde darstellten. Man schätze das Potenzial als hoch ein, aber noch sei Bayern nördlich der Donau geothermisch gesehen „ein Stück weit weiße Landkarte“.
Dr. Maximilian Keim forderte zur Erschließung des Potenzials den Bau großer Verbundleitungen. Ein Gutachten der Geothermie Allianz Bayern dazu liegt dem Wirtschaftsministerium vor. Schließlich habe Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, bis 2050 ein Viertel des Wärmebedarfs in Bayern mit Erdwärme zu decken zu wollen.
Es sei jetzt an der Politik, die richtigen Weichen zu stellen, sagte auch die Vorsitzende des Fachausschusses Kerstin Schreyer (CSU) zum Abschluss.