Im Gegensatz zur vertikalen Förderbohrung wurde die Injektionsbohrung am Standort Sportpark Lankow als doppelt abgelenkte Richtbohrung ausgeführt. Ziel war es in den Postera-Sandsteinen einen Abstand von ca. 1.100 Metern zwischen den beiden Bohrendpunkten zu erreichen, um eine nachhaltige Nutzung des Thermalwassers zu gewährleitsten. Ab einer Tiefe von 410 Metern wurde die Bohrung hierzu bis zu einer Neigung von 30 Grad abgelenkt. Nach ca. 550 weiteren Bohrmetern wurde die Bohrrichtung ein zweites Mal geändert und wieder schrittweise in die Vertikale zurückgeführt. Der Nutzhorizont der Postera Sandsteine wurde in einer Tiefe von 1.220 Metern angetroffen.
Die Postera-Sandsteine wurden im späten Obertrias (vor ca. 205-200 Millionen Jahren) sedimentiert. In einem weitläufigen Flusssystem, welches unter anderem durch die Gegend Schwerins führte, lagerten sich über die Zeit mächtige Sandlagen ab, die im Stadtgebiet von Schwerin mehr als 40 Meter mächtig sein sollen. . Die feinkörnigen Postera-Sandsteine sind nur schwach verfestigt und weisen äußerst günstige hydraulische Eigenschaften auf, die für eine effektive geothermische Energiegewinnung essenziell sind, wie der Projektentwickler GTN auf seiner Webseite mitteilt.
Meilenstein für eine nachhaltige Wärmewende in Norddeutschland
„Das Geothermieprojekt in Schwerin ist ein wichtiger Meilenstein für die Wärmewende in Norddeutschland hin zu einer CO2-neutralen Wärmeversorgung. Wir sind stolz, dieses Leuchtturmprojekt von Anfang an betreut zu haben“, sagt Dr. Peter Seibt, Geschäftsführer der Geothermie Neubrandenburg GmbH. „Es zeigt, dass auch Thermalwasserhorizonte mit einer geringeren Tiefe eine sinnvolle Option sein können.“ Viele Projekte in Deutschland nutzen Horizonte von mehr als 3.000 Meter Tiefe. Das Projekt Schwerin nutzt den Postera-Sandstein, der bei 1.200 Meter Tiefe erreicht wird. Die Bohrkosten fallen durch die geringere Bohrtiefe deutlich niedriger aus und sorgen trotz niedrigerer Temperaturen für eine wirtschaftliche Umsetzung.
56 Grad Celsius warm ist das Grundwasser der Förderbohrung die zuerst erschlossen wurden. Die Temperatur wird vor der Einspeisung ins Fernwärmenetz durch Wärmepumpen auf 80 Grad Celsius erhöht. Damit können die Stadtwerke Schwerin 10 Prozent des Wärmebedarfs der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern mit Geothermieheizwerk decken. Mit weiteren Erdwärmeprojekten könnten es bis zu 60 Prozent der benötigten Wärme sein.
Ein ähnliches Projekt im schweizerischen Riehen nutzt seit 25 Jahren 65 Grad Celsius warmes Tiefenwasser, um es mit einer Wärmepumpe auf das Fernwärmeniveau zu erhöhen.