Rittershoffen/ ÉCOGI

Projektgebiet:
Brunnenköpfe der Bohrungen in Rittershoffen (2015)
Status
in Betrieb
TH 1 in m (MD)
2580
TH 2 in m (MD)
3196
Nutzungsart
Hydrothermal, Dublette
Temperatur in °C
165
Förderrate in L/s
80
Zielnutzhorizont
Buntsandstein
Installierte thermische Leistung in MW
25

Kontakt

ES-Géothermie
26, bld Wilson,
67000 Strasbourg, France

Phone: +33 (0)3 88 20 72 88

www.es-geothermie.fr

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Die Geothermieanlage im elsässischen Rittershoffen versorgt über eine 15 Kilometer lange Fernwärmeleitung die Stärkefabrik der Firma Roquette in Beinheim mit geothermischer Wärme. Die Geothermieanlage in Soultz-sous-Forêts stand dabei Pate.

Der Stärkehersteller Roquette Frères, das Energieunternehmen Electricité de Strasbourg (Groupe ES) und als Finanzierer die Caisse des Dépôts haben sich zu dem Gemeinschaftsunternehmen ÉCOGI (Exploitation de la Chaleur d’Origine Géothermale pour l’Industrie / dt: Nutzung von Erdwärme für die Industrie) zusammengeschlossen. ÉS und Roquette halten jeweils 40 Prozent an ECOGI, die Caisse des Dépôts die restlichen 20 Prozent.

Weitere 55 Millionen Euro wurden durch zwei französische, staatlich geführte Agenturen beigesteuert.

Die ADEME, eine Umwelt- und Energieagentur die vom französischen Staat betrieben wird, steuerte 25 Millionen Euro zu dem Projekt bei und gab Garantien in Höhe von weiteren 13 Millionen Euro zur Absicherung des geologischen Risikos, sollten die Bohrungen nicht ergiebig genug sein. Die französische Region „Grand Est“ sicherte mit weiteren zwei Millionen Euro ebenfalls das geologische Risiko ab.

Mit der Erkundung für die Bohrungen wurde 2007 begonnen. Zunächst wurden bereits existierende seismische Daten überarbeitet und für die Fragestellung neu ausgewertet. 2008 wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt und das Firmengelände von Roquette Frères in Beinheim genauer untersucht. Nach Aufarbeitung der Daten und Fertigstellung der Interpretation wurden 2012 die Genehmigungsverfahren für 2D-seismische Untersuchungen des Untergrunds in Rittershoffen in die Wege geleitet. Mithilfe der so gewonnenen Daten konnte dann die genaue Position der geplanten Bohrungen festgelegt werden.

In den Jahren 2011 bis 2016 wurden, neben dem Einholen von Genehmigungen bei den Behörden, die Bohrstrecken und ihr Verlauf festgelegt, weitere technische und wissenschaftliche Untersuchungen zu dem geplanten Heizwerk durchgeführt, der Bau des Heizwerks und der Leitungsrohre geplant und errichtet, die Bohrungen GRT-1 und GRT-2 abgeteuft und hydraulische Test durchgeführt und ausgewertet, sowie die Störungen im Bereich den Bohrungen genauer untersucht und die Daten ausgewertet. ÉS fungierte als Projektkoordinator.

Zudem wurde eine Studie zur Untersuchung der Auswirkungen des Heizwerks auf die Umwelt durchgeführt. In den Jahren 2012 bis 2013 wurde ein seismisches Netzwerk installiert mit dem der Untergrund durch seismisches Monitoring permanent beobachtet wird.

Die beiden Bohrungen durchteufen den Buntsandstein welcher auf dem geklüfteten kristallinem Gestein liegt. Aufgrund einer unter natürlichen geologischen Bedingungen geringen Injektivität wurde GRT-1 chemisch und hydraulisch stimuliert. Dadurch konnte eine Verbesserung der Injizierbarkeit um den Faktor fünf erreicht werden, was zu einer Durchflussrate von mehr als 70 Litern pro Sekunde führte.

Die hydraulische Stimulation hatte keine Auswirkungen auf die Umwelt.

Während dem Abteufen der Bohrungen in den Jahren 2013 bis 2014 wurde zur Überwachung ein zusätzliches seismisches Netzwerk aufgebaut, mit dem der Untergrund während der Bohrphase genauer beobachtet wurde. Es konnte keine induzierte, also durch die hydraulische Stimulation hervorgerufene, Seismizität festgesellt werden.

Für die chemische Stimulation wurden umweltverträgliche Chemikalien eingesetzt, die zum Lösen von im thermalen Wasser befindlichen Mineralien dienen. Diese können existierende Risse und Klüfte verschließen und dadurch die Durchlässigkeit verringern. Nach den erfreulichen Ergebnissen der ersten Bohrungen wurde dann die GRT-2, welche als Produktionsbohrung dient, abgeteuft.

Am 7. Juni 2016 wurde das Heizkraftwerk in Rittershoffen von der damaligen französischen Umweltministerin Ségolène Royal eingeweiht. Seither ist das Heizwerk mit seiner Dublette in Betrieb versorgt die Stärkefabrik Roquette Frères.

Die gewonnene geothermische Wärme deckt 25 Prozent des Bedarfs von der Stärkefabirk Roquette, die etwa 15 Kilometer von dem Heizwerk entfernt gelegen ist, ab. Der jährliche Wärmeertrag liegt bei 190.000 Megawattstunden, genug um 27.000 Haushalte zu versorgen. Roquette kann damit seine jährlichen CO2-Emissionen um 39.000 Tonnen reduzieren.

Im Mai 2024 kam es das erste mal zu kleinen Erdbeben der Stärke 2 ausgelöst durch die Geothermieanalge.