Die IGC behauptet sich als wichtigste Veranstaltung für Entscheider in der tiefen Geothermie in Europa

17.05.2013 | Veranstaltungen | Diethard Weber

Auf der 9. Internationalen Geothermiekonferenz diskutierten die Experten und Akteure unterschiedlicher Disziplinen über aktuelle und kommende Herausforderungen für die Branche.

Mit über 200 Teilnehmern aus 14 Ländern ist die 9. Internationale Geothermiekonferenz (IGC 2013) heute in Freiburg zu Ende gegangen. 59 Referenten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft boten einen differenzierten und fundierten Blick auf den aktuellen Stand der tiefen Geothermie. Zentrale Themen waren Betriebserfahrungen, Kosteneffizienz, politische Rahmenbedingungen und die Entwicklungen von Geothermieprojekten im Oberrheingraben.

Der Vormittag des ersten Konferenztags gehört traditionellerweise dem Short Course, bei dem sich die Teilnehmer in diesem Jahr vertieft dem Bau von Kraftwerken auseinandersetzten. Am Nachmittag bot das deutsch-französische Oberrhein-Forum einen guten Überblick über die Nutzung der tiefen Geothermie in der Region. Seit 2011 wurden im Elsass sechs Aufsuchungserlaubnisse erteilt, berichtete Xavier Arnoult von der regionalen Umweltbehörde in seinem Vortrag über die gesetzlichen Regelungen in Frankreich. Damit hat die Entwicklung im Elsass derzeit mehr Dynamik als auf der anderen Seite des Rheins. Die Behörden in Baden-Württemberg forderte Dr. Ulrich Lotz vom Projektentwickler GeoEnergy auf, rascher als bisher Genehmigungen zu erteilen. Infolge der Erschütterungen in Landau im Jahr 2009 dauerte es in Brühl vier Jahre. Inzwischen konnte GeoEnergy die erste Bohrung niederbringen, die eine der höchsten Produktivitäten in Deutschland aufweist. Auch der Injektionstest wurde erfolgreich abgeschlossen, ohne dass seismische Ereignisse gemessen werden konnten.

Den Auftakt zum Kongresstag bildeten am Vormittag des zweiten Tags die Keynote Speakers. Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbands Erneuerbare Energien, forderte die Bundesregierung auf, für Investitionssicherheit zu sorgen. „Für die Erneuerbaren brauchen wir auch künftig das EEG, wenn auch in einer modernisierten Form. Denn als verlässliches Finanzierungsinstrument ist das EEG mit seinen Kernelementen Einspeisevorrang, feste Vergütung, Degression und Technologiedifferenzierung immer noch unschlagbar“, so Schütz in seiner Rede auf der Konferenz.

Um die Akzeptanz und damit um die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ging es in der zweiten Keynote von Professor Peter Wiedemann, Experte für Risikokommunikation am Karlsruher Institut für Technologie. Statt die Bevölkerung von der Beherrschbarkeit der Risiken überzeugen zu wollen, sollten Projektbetreiber den unmittelbaren Nutzen und das eigene Verantwortungsgefühl gegenüber der Bevölkerung verdeutlichen. Es gehe darum, so Wiedemann, miteinander ins Gespräch zu kommen und eine authentische Geschichte zu erzählen, bei der die Verbundenheit mit der Region eine zentrale Rolle spiele.

Die Foren zur zweiten Hälfte des Vormittags waren wieder technischen Fragestellungen gewidmet. Neben der Bohrtechnik ging es um die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Anlagenbetrieb. Aus Landau und Insheim beispielsweise berichtete Dr. Jörg Baumgärtner von Bestec, wie durch eine „sanfte Betriebsweise“, also durch ein langsames Herunterfahren der Anlage oder einer stufenweise Leistungssteigerung bei der Inbetriebnahme eines neu erschlossen Reservoirs, seismische Ereignisse vermieden werden können. Die Erschütterung in Insheim Mitte Februar waren denn auch nicht durch unvorhergesehene Reservoirveränderungen hervorgerufen worden, sonern durch einen kurzen Stromausfall, der zu einem plötzlichen Anlagenstopp und in der Folge zum Defekt der Pumpe führte.

Vor dem Hintergrund der Projekte aus Island und den USA, die sich durch eine Vielzahl von Bohrungen und meist mehreren Kraftwerke auszeichnen, stellte Dr. Hartwig Schröder von enpros consulting die Frage, ob sich die Vorteile nicht auch in Deutschland nutzen ließen. Neben einer höheren Gesamtverfügbarkeit würde der Vorteil darin liegen, dass eine speziell auf die lokalen Gegebenheiten angepasste Kraftwerks-Konfiguration mehrfach angewendet werden könne. Außerdem könne die Fördermenge auf mehrere Bohrungen und Pumpen verteilt werden.

In seiner Key Note am Nachmittag gab Dr. Thomas Kölbel von der EnBW Energie Baden-Württemberg indirekt eine Antwort. Ausgehend von Stromgestehungskosten auf Basis von Zahlen des Wirtschaftsforum Geothermie von derzeit etwa 22 Cent je produzierter Kilowattstunde gab er als Ziel aus, die Kosten bis 2020 zu halbieren. Das größte Einsparpotenzial sah Kölbel unter anderem in größeren Kraftwerken und einer größeren Anzahl Bohrungen.

Den Schlusspunkt der Konferenz setzten noch einmal zwei Foren. Zum Thema Effizienzsteigerung sprachen beispielsweise Hafsteinn Helgason von Efla Consulting aus Island über seine Erfahrungen mit Bohrpreisen auf dem internationalen Markt und Professor Reiner Homrighausen von der GWE-Gruppe darüber, wie Bohrungen durch den Einsatz modernster Gerätetechnik wirtschaftlich ausgeführt werden können. Das Forum zum Thema  Seismizität machte deutlich, dass die Reaktionen des Untergrunds auf Änderungen der Druckverhältnisse inzwischen sehr gut modelliert werden können und damit mögliche seismische Ereignisse durch den Betrieb geothermischer Anlagen sehr vel besser beherrschbar sind.

Auch in diesem Jahr gab es viel Lob für die Referenten: „Die Qualität der Präsentationen hat uns beeindruckt“, sagte Bruno Brethes vom französischen Turbinenbauer Cryostar, der die Veranstaltung seit vielen als Sponsor begleitet und dessen Schwesterfirma Linde Dresden auf der Konferenz erstmals öffentlich vorgestellt hat, dass die beiden Unternehmen schlüsselfertige Geothermiekraftwerke anbieten. Auch für einen führenden Anbieter von Produkten und Dienstleistungen zur Erschließung geothermischer Energie ist die IGC ein Muss, resümierte Dr. Wolfgang Schoebel von Baker Hughes, dem zweiten Goldsponsor der Konferenz.

Mit zwei Exkursionen ging am Freitag die Konferenz zu Ende. Dabei konnte zum ersten Mal auch eine Besichtigung des Geothermiekraftwerks der EnBW Baden-Württemberg in Bruchsal angeboten werden, das Ende 2012 in den Dauerbetrieb ging und nach Unterhaching die zweite Kalina-Anlage in Deutschland ist. Die zweite Exkursion führte zum EGS-Forschungsprojekt Soultz-sous-Forêts nach Frankreich.

Die kompletten Konferenzunterlagen können für 250 zzgl MwSt. über agentur [at] enerchange.de bestellt werden. Die nächste Internationale Geothermiekonferenz findet vom 14. bis 16. Mai 2014 statt. 

Quelle:

Enerchange

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