Für eine erfolgreiche Energiewende bedarf es auch eines Wandels im Wärmesektor. Laut Zahlen des KIT verursacht die Erzeugung von Raumwärme, Warmwasser und industrieller Prozesswärme etwa 50 % der Kohlenstoffdioxid-Emissionen in Deutschland. Obwohl die Nutzung Tiefer Geothermie hierbei einen bedeutenden Beitrag leisten kann, steht die Technologie vielerorts noch immer in der Kritik. So waren Bürgerschaft und Kommunen oftmals unzufrieden darüber, dass sie bei der Planung von Geothermieprojekten nicht ausreichend in Entscheidungsprozesse einbezogen wurden.
Modellprojekt GECKO
Mithilfe des 2019 gegründeten Projekts GECKO („Nutzung der Geothermie für eine klimaneutrale Wärmeversorgung am Campus Nord des KIT – inter- und transdisziplinäres Co-Design eines Umsetzungskonzepts“) soll das anders werden, wie das KIT in einer Pressemeldung bekanntgibt. So solle bei der Tiefengeothermie-Anlage am Campus Nord des KIT die Planung von Infrastrukturen für die Förderung und Nutzung Erneuerbarer Energien transparenter und partizipativer gestaltet werden. Drei Teilprojekte im KIT in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut e. V. sollen die geologischen, ökologischen, technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren vereinen.
Unter dem Motto „Wärmewende zum Mitmachen“ wurden mithilfe eines online durchgeführten „Szenarien-Workshops“ am 15. Oktober Stakeholder:innen und Bürger:innen zu einer gemeinsamen Diskussion mit Fachkräften des KIT eingeladen. Dabei ging es primär um die Ausgestaltung verschiedener Szenarien der geplanten Wärmeversorgung am Campus Nord des KIT. Die Teilnehmer:innen hatten die Möglichkeit, persönliche Bedenken und Interessen bezüglich des Vorhabens sowie sicherheitstechnische Fragestellungen zu äußern.
Bereits im Vorjahr habe es zwei sogenannte „Kriterien-Workshops“ gegeben, wobei einer für die Beschäftigten des KIT und ein weiterer für interessierte Bürger:innen, Stakeholder:innen und Kommunen der Region galt. Hierbei konnte ein transparentes Gesamtbild des Projekts einschließlich des Planungsprozesses, der Bürgerbeteiligung, der Rechts- und Versicherungsaspekte, der Wirtschaftlichkeit und des Risikomanagements der künftigen Anlage übermittelt werden. Diesbezüglich habe das Institut für Nukleare Entsorgung die technischen Parameter und Randbedingungen bestimmt. Auf Grundlage dieser konnten in einem weiteren Schritt drei verschiedene Nutzungsszenarien erstellt werden, welche jeweils in Modellierungen und auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden können.
Das vorrangige Ziel sei, Betroffene und Fachleute bereits im Vorfeld zusammenzuführen. Laut Dr. Christine Rösch (Leiterin der Forschungsgruppe „Nachhaltige Bioökonomie“ am Institut für Technikfolgeabschätzung und Systemanalyse des KIT) hätten die Teilnehmenden sich wertgeschätzt gefühlt und die aktive Miteinbeziehung sehr begrüßt. Professorin Eva Schill (Leiterin der GeoEnergie Gruppe am Institut für Nukleare Entsorgung des KIT) erklärte, dass das geplante Geothermie-Projekt neben dem KIT die umliegenden Gemeinden interessiere, da auch diese mit der Frage einer Energie- bzw. Wärmewende konfrontiert seien. „In diesem Zusammenhang ist das Bestreben des KIT zu verstehen, auch die Umlandgemeinden von der Technologieentwicklung und der Erdwärme im Allgemeinen profitieren zu lassen“, so Schill.