Die Erfolgssträhne am Kurort Bad Urach geht weiter. Nachdem bereits im November 2021 die Bohrung Urach 3 erfolgreich auf Thermalwasser gestoßen ist (wir berichteten), erweist sich auch die zweite Bohrung Urach 4 als fündig. Das Schauspiel kann nahe dem Kurpark in Bad Urach betrachtet werden, wo aus einer Tiefe von bis zu 700 Metern circa 57 Grad Celsius warmes Wasser aus dem Untergrund sprudelt (RTF.1).
Besonders Projektleiter Andreas Streble freut sich über den positiven Projektausgang. Die erschlossenen Tiefenwasservorkommen könnten zum einen eine Nahwärmeversorgung in Bad Urach ermöglichen, als auch die 50 Jahre alten Bohrungen ersetzen, welche bisher die nah gelegenen Albthermen mit heißem Wasser versorgen.
Die Frage welche Bohrung künftig für die Nahwärmeversorgung oder für die Versorgung der Thermalbäder genutzt wird, bleibt allerdings vorerst noch offen. Dies sei maßgeblich von der Entnahmemenge sowie von den Durchmessern beider Bohrungen abhängig. Mit einem Durchmesser von 340 Millimeter stellt die Bohrung Urach 3 die größere der beiden Bohrungen dar, während Urach 4 einen Durchmesser von 225 Millimeter aufweist. Laut Ingenieur Friedrich Cammerer benötige das Thermalbad einen Volumenstrom von etwa acht bis zwölf Liter pro Sekunde, weshalb voraussichtlich diejenige Bohrung mit geringerem Durchmesser dafür genutzt werden sollte. Eine endgültige Entscheidung sei aber erst nach Abschluss der Auswertungen gegen Ende März oder Anfang April möglich.
Um die Ergiebigkeit im Untergrund zu überprüfen, werden derzeit Pumpversuche an der Bohrung Urach 4 durchgeführt. Dabei zeigt sich bisher eine Förderrate von etwa 16,4 Liter pro Sekunde.
Sobald alle Ergebnisse vorliegen, wird mit den Vorbereitungen eines Nahwärmenetzes begonnen. Laut Bürgermeister Elmar Rebmann seien dafür allerdings noch weitere Planungen und Investitionen erforderlich. Dies liege vor allem daran, dass für den Aufbau eines Nahwärmenetzes nicht nur eine, sondern zwei Bohrungen erforderlich sind. Dabei gebe es eine Produktionsbohrung zur Förderung des Tiefenwassers sowie eine Injektionsbohrung, über welche das abgekühlte Wasser in den Untergrund zurückgeleitet werden kann. Sollte die Entscheidung für eine Produktionsbohrung beispielsweise auf die Bohrung Urach 4 fallen, so müsse eine zugehörige Injektionsbohrung im etwa 800 - 1000 Meter entfernten Maisental niedergebracht werden, erklärt Cammerer.
Entscheidend für den Aufbau eines Nahwärmenetztes ist zudem eine geeignete Abnehmerstruktur. Dies bereite nach Meinung des Bürgermeisters jedoch keine Probleme, da die Geothermie als regenerative Energiequelle ganz im Sinne des Klimaschutzes sei. Sofern die Auswertung weitere positive Ergebnisse erzielt, könnten künftig rund 500 Haushalte im geplanten Neubaugebiet in Bad Urach mit geothermischer Wärme versorgt werden.