Geothermieprojekt in Wilhelmsburg stößt auf thermalwasserführende Sandsteinschicht

22.07.2022 | Projekte | Rachel McRae
Bohrplatz Wilhelmsburg

Nach Beginn der Bohrarbeiten Anfang des Jahres ist die Hamburg Energie Geothermie GmbH jetzt auf eine thermalwasserführende Sandsteinschicht in einer Tiefe von 1.300 Metern gestoßen. Die Durchlässigkeit konnte bereits durch erste Fördertests bestätigt werden. Eine zweite Bohrung soll nun mehr Aufschluss über die zu erwartende Förderrate und Temperatur geben.

Mit dem Ziel einer klimafreundlichen, geothermischen Wärmeversorgung des Hamburger Stadtteils Wilhelmsburg laufen bereits seit dem 27. Januar dieses Jahres die Bohrarbeiten der Hamburg Energie Geothermie GmbH im Projekt IW³ (wir berichteten). Seit gestern gibt es große Neuigkeiten!

„Wir sind fündig!“, verkündete die Projektgesellschaft in ihrem Projekttagebuch. In einer Tiefe von 1.300 Metern ist das Projektteam auf eine etwa 130 Meter mächtige wasserführende Sandsteinschicht gestoßen. Die Durchlässigkeit der Gesteinsschicht konnte bereits durch erste Fördertests bestätigt werden.

Begleitendes Forschungsprogramm mesoTherm

Das Forschungsprojekt mesoTherm begleitet die Bohrarbeiten, um Erkenntnisse über das geothermische Potenzial im Norddeutschen Becken zu gewinnen. Im Zuge der Bohrarbeiten wurden daher eine Vielzahl an Bohrkernen aus unterschiedlichen Gesteinsschichten entnommen. Dabei zeigte sich, dass in über 3.000 Metern tief liegende Sandsteinschichten keine ausreichenden Thermalwasservorkommen aufweisen und somit nicht für eine geothermische Nutzung in Frage kommen.

Anders sieht es für die mächtige Sandsteinschicht in rund 1.300 Metern aus. Nach Angaben von Inga Moeck, Professorin für Geothermie an der Georg-August-Universität Göttingen und Leiterin des wissenschaftlichen Begleitprogramms mesoTherm, handele es sich hierbei um eine rund 45 Millionen Jahre alte Sandsteinschicht, welche ursprünglich den Strandbereich der jungen Nordsee bildete. Die entsprechende Gesteinsschicht werde nun erstmals mithilfe von Bohrkernen und hydraulischen Tests auf ihre geothermisches Potential hin untersucht. Generell sei hier eine Temperatur des Tiefenwassers von 45 bis 50 Grad Celsius zu erwarten. „Mit dem Thermalwasser aus dieser Schicht wollen wir möglichst viele Menschen mit erneuerbarer Wärme versorgen“, so Inga Moeck.

Zweite Bohrung

Nach Angaben der Projektgesellschaft könne nun mit der Planung für eine zweite Bohrung begonnen werden. Diese solle mithilfe einer seitlichen Ablenkung bis in eine Tiefe von etwa 1.400 Metern in das Reservoir niedergebracht werden.

Ziel der zweiten Bohrung sei es mehr Aufschluss über das geothermische Potential in Wilhelmsburg zu gewinnen, insbesondere hinsichtlich der zu erwartenden Temperatur und Förderrate des Tiefenwassers. „Wir dürfen hoffen, auch diese Möglichkeiten nutzen zu können, um uns so zügig wie möglich von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen“, erklärt Hamburgs Umwelt-Staatsrat, Michael Pollmann. Im Falle des Erfolgs könne über die zweite Bohrung künftig heißes Tiefenwasser gefördert und in einem geschlossenen Kreislauf über die bereits abgeteufte erste Bohrung (Injektionsbohrung) wieder in den Untergrund geführt werden. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit bis zu 22,5 Millionen Euro.

Aktuell arbeitet das Projektteam an diversen technischen Lösungen, welche ebenfalls den Einsatz von Wärmepumpen in Betracht ziehen. Bis Herbst dieses Jahres können abschließende Ergebnisse im Projekt bereitgestellt werden.

Schlagworte