Spannende Workshops beim Praxisforum Geothermie.Bayern

27.10.2021 | Veranstaltungen | Karin Jehle
Workshops Praxisforum Geothermie.Bayern

Den Auftakt zum neunten Praxisforum Geothermie.Bayern machten zwei Workshops am Nachmittag des 27. Oktober im Bürgerhaus Pullach. Rund 40 Teilnehmer:innen verfolgten live und online die Vorträge. Themen waren Lösungen für Herausforderungen im Thermalwasserkreislauf und bei Bohrungen.

Workshop I – Herausforderungen im Thermalwasserkreislauf

Eine immer wiederkehrende Herausforderung beim Betrieb einer Geothermieanlage stellen Ausfällungen im Thermalkreislauf dar. Auch Probleme mit der Förderpumpe sind ein relevantes Thema für Betreiber von Geothermieanlagen. Der erste Workshop stellte aktuelle Entwicklungen zur Verhinderung von Ausfällungen und im Bereich der Pumpentechnologie vor.

Johannes Schneider vom Bayerischen Landesamt für Umwelt präsentierte in seinem Vortrag „Calcit-Inhibierung in Kreisläufen der Tiefengeothermie“ das Verfahren der CO2-Injektion zur Verhinderung von Ausfällungen aus umwelt- und genehmigungsrechtlicher Sicht. Zwar bevorzugt das LfU Verfahren zur Ausfällungsvermeiden, die gänzlich ohne die Einleitung von Stoffen auskommen, doch mit CO2 ist ein Inhibitor gefunden, der auch natürlicherweise zum Stoffbestand des Grundwassers gehört. Ein gründliches Monitoring sowie eine Einzelfallbetrachtung in Verfahren zur Erteilung einer Erlaubnis sind dennoch erforderlich.

Im zweiten Vortrag berichtete Geschäftsführer Andreas Utz von der Geothermischen Kraftwerksgesellschaft Traunreut (GKT) von seinen Erfahrungen mit einer CO2-Inhibierung unter Tage im Geothermiekraftwerk Traunreut. Benedikt Broda von den Stadtwerken München stellte anschließend erste Erfahrungen zur Scalingvermeidung aus dem EvA-M2-Forschungsprojekt vor. Hier kamen ein spezieller Kalkinhibitor und CO2 zur Verhinderung von Ausfällungen zum Einsatz.

Im zweiten Teil des ersten Workshops referierte zunächst Matthias Möller von der Firma GeoESP über die vielfältigen Belastungen, denen Pumpen in Geothermieanlagen ausgesetzt sind. Eine Reihe von Maßnahmen können jedoch helfen, die Laufzeit von Tauchkreiselpumpen zu verlängern. Hierzu gehört zunächst die Schadensanalyse, dann eine Behebung von Fehlerquellen und letztendlich auch die Entwicklung neuer Materialien. Schließlich stellten Thomas Paetzold von Siemens und Hans Sjerps von Halliburton ihre Erfahrungen im neuen Geothermiekraftwerk Bruck in Garching an der Alz vor, wo Siemens und Halliburton ein Servicekonzept zur Synchronisierung zwischen Pumpe und Umrichter entwickelt haben.

Workshop II – Sicherheit geothermischer Bohrungen

Nach der Kaffeepause thematisierte Workshop II die derzeitigen Standards zur langfristigen Absicherung von Bohrungen gegen das Austreten von Tiefengrundwasser in andere Gesteinsschichten. Freiherr Peter von Pastor, Regierung von Oberbayern, stellte vor, wie die Bohrungsintegrität im Betriebsplanverfahren nachzuweisen ist und welche Auflagen es von Seiten der Behörden gibt.  Dr. Michael Drews von der Technischen Universität München (TUM) präsentierte geomechanische Post-Drill-Analysen, um Druck- und Spannungszustände prognostizieren zu können und so die Bohrlochstabilität und -integrität zu optimieren.

Zwei Praxisbeispiele rundeten den Workshop ab: Claus Chur von CCConsulting berichtete als Sachverständiger für Tiefbohrtechnik über das Geothermiekraftwerk Insheim und wie dort der Nachweis der Bohrungsintegrität im Rahmen der Betriebsplanzulassung gelungen ist. Wie im Geothermiekraftwerk Bruck in Garching an der Alz der Leitfaden Bohrungsintegrität angewendet wurde, zeigte Oliver Tausch von RED Drilling Services GmbH als letzter Referent auf. Dabei stellte der Leitfaden Bohrungsintegrität eine Orientierungshilfe sowie ein Informationsdokument dar. Wichtig ist es auch, Integritätsbelange bereits bei der Planung einer Bohrung zu berücksichtigen.

Im Anschluss an die Workshops kommen viele der Teilnehmer:innen jetzt noch zum Icebreaker-Event zusammen, um sich auszutauschen. Morgen geht es weiter mit dem Kongresstag.

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