Stillstand im Geothermiekraftwerk Holzkirchen: Achillesferse Pumpe

07.11.2022 | Anlagenbetrieb | Enerchange

Seit einer Woche steht das Geothermiewerk Holzkirchen still. Wieder einmal ist die Pumpe kaputt – der fünfte Defekt in vier Jahren. Ein teueres Unterfangen für die Gemeindewerke in Holzkirchen: Etwa 15 000 Euro täglich verlieren sie durch die fehlende Einspeisevergütung.
 

Die Wärmeversorgung der ans Fernwärmenetz angeschlossenen Kunden übernehmen aktuell die gasbetriebenen Blockheizkraftwerke und  der Heizkessel. Knapp 25 Kilometer lang ist das Holzkirchener Fernwärmenetz derzeit, der Ausbau ist in vollem Gange. „Wir kommen der Nachfrage nach einem Anschluss nicht hinterher“, sagt Christoph Schmid (CSU), Bürgermeister der Gemeinde Holzkirchen laut einem Bericht des Münchner Merkurs. Er ist überzeugt, dass Geothermie funktionieren kann - Achillesferse der Anlage bleibe lediglich die Förderpumpe.

Geothermie-Pumpen stammen aus der Ölförderung, weshalb ihr Material den höheren Temperaturen der Geothermie nicht angepasst ist. Die Gewinnung von Tiefenwärme ist noch immer ein Experimentierfeld. Dass die innovative Technologie dieses Pilotprojekts Lehrjahre voraussetzt, sei klar. „Aber die Lehrjahre werden ein bisschen lang“, so Schmid. „Das bereitet uns Sorge.“ Er hofft, dass es bei der Entwicklung der Technologie bald Fortschritte gibt.Die aktuelle Pumpe stammt vom US-amerikanischen Hersteller Halliburton. Genau wie die Ersatzpumpe, die schon bereit liegt. Zuvor war eine Pumpe der texanischen Firma Baker Hughes im Einsatz.

Der Austausch der defekten Pumpe, welche in 550 Metern Tiefe hängt, sollte am vergangenen Wochenende stattgefunden haben. Eine Ersatzpumpe des gleichen Herstellers lagert bereits vor Ort. Möglich ist allerdings, dass diese gar nicht zum Einsatz kommt, sondern die defekte Pumpe repariert und dann wieder eingesetzt werden kann. Es wird ein Problem an der Elektrik erwartet. Schmid rechnet damit, dass eine weitere Woche erforderlich ist, um das Werk wieder zum Laufen zu bringen, das jetzt bereits seit einer Woche stillsteht.

Da während des Stillstands kein Strom gewonnen und ins Netz eingespeist werden kann, erhalten die Gemeindewerke auch die staatliche Einspeisevergütung nicht. Auf diese Weise gehen ihnen derweil durchschnittlich 15 000 Euro pro Tag verloren, mit denen sie ihre Investition von mehr als 40 Millionen Euro abzahlen wollen.

Dass Holzkirchen das Geothermiewerk aus wirtschaftlichen Gründen stilllegt, wenn es keinen Fortschritt bei der Technologie gibt, schließt Schmid in seinem Interview mit dem Münchner Merkur aus: „Das sehe ich im Augenblick nicht angezeigt.“ Vor allem wegen der politischen Großwetterlage sei es fast alternativlos, auf eigene Energieressourcen zu setzen. „Außerdem sind die Parameter unser Anlage, wie Wassertemperatur und -menge super. Wir können damit 50 000 Liter Heizöl täglich einsparen, das ist eine tolle Sache“, schwärmt er. Außerdem könne die Geothermie 40 Prozent des Strombedarfs der Marktgemeinde decken. Viele andere Werke, etwa die Stadtwerke München, beneideten Holzkirchen um seine Parameter.

Quelle:

Merkur.de

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