Wuppertaler Stadtwerke und Frauenhofer IEG untersuchen Geothermiepotenzial

23.11.2022 | Erkundung & Analyse | Enerchange

Die Wuppertaler Stadtwerke GmbH (WSW) haben sich im letzten Jahr Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 und die Dekarbonisierung von Energieerzeugung und ÖPNV in Wuppertal als strategische Ziele gesetzt.

„Das bedeutet, dass wir uns als Unternehmen verändern müssen, und zwar in manchen Bereichen grundlegend.", so der Vorstandsvorsitzende der Wuppertaler Stadtwerke Markus Hilkenbach dem Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) gegenüber. Vor dem Hintergrund der Energie- und Verkehrswende steht das klassische Geschäftsmodell der Stadtwerke auf dem Prüfstand.

Die Phase der Strategiekonzepte und Maßnahmenplanung ist so gut wie abgeschlossen und erste Umsetzungsprojekte haben bereits begonnen. In den nächsten Wochen und Monaten sollen weitere Projekte gestartet werden und zudem neue Produkte bzw. Services vorgestellt werden.

Geologischer Standortvorteil Wuppertal

Die Dekarbonisierungsstrategie bildet in diesem Kontext auch den Rahmen für das gemeinsame Geothermie-Projekt von WSW und der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG zur Untersuchung des Geothermie-Potenzials für die Wärmeversorgung in Wuppertal. Durch die Lage Wuppertals im Bergischen Land, das im Untergrund mit den insbesondere über 380 Millionen Jahre alten Kalksteinen aus dem Erdzeitalter des Devons für die Geothermie interessante Gesteine aufweist, erhoffen sich die WSW einen Standortvorteil, den sie gerne für das Erreichen ihrer Klimaziele nutzen möchten.

"NRW mit seiner starken Tradition als Energie-, Industrie- und Bergbaustandort hat alles, um die Herausforderungen der Wärmewende zu meistern", ist sich Gregor Bussmann, Projektleiter am Fraunhofer IEG, sicher. "Die Geothermie kann in NRW über 70 Prozent des kommunalen Wärmebedarfes decken. Ich freue mich, dass die WSW mit der Machbarkeitsanalyse den ersten Schritt machen, um ihre Kunden nachhaltig, bezahlbar und versorgungssicher mit geothermaler Wärme zu versorgen. Gemeinsam gestalten wir die klimaneutralen Energiesysteme der Zukunft."

Erste Ergebnisse der Potenzialanalyse voraussichtlich Anfang 2023

Für die geologische Machbarkeitsstudie, die jetzt durchgeführt wird, muss aber noch nicht gebohrt werden. Dabei geht es erstmal nur um die Erhebung von vorhandenen geologischen Daten und die Erstellung von Modellen des Untergrundes. Die tiefere geologische Untergrundstruktur im Wuppertaler Stadtgebiet ist weitgehend unerforscht. Das Potenzial möglicher Wärmequellen in bis zu 5000 Meter Tiefe werden die WSW nun gemeinsam mit dem Fraunhofer IEG genauer untersuchen. „Bei der so genannten hydrothermalen Geothermie wird über Bohrungen heißes Tiefenwasser an die Oberfläche gepumpt. Dem Wasser wird die Wärme entzogen, dann wird es abgekühlt wieder in den Untergrund zurück gepumpt“, erklärt Dominik Pröpper, Leiter Energieerzeugung der WSW, eine Technologie, die zur Anwendung kommen könnte.

Untersucht wird außerdem, wie die Erdwärme in Wuppertal überhaupt mit Leitungsnetzen verteilt und von welchen Verbrauchern sie genutzt werden könnte. Dabei spielen ökologische, technologische, infrastrukturelle und auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Erste Ergebnisse und Unter-Tage-Modelle sollen im Frühjahr 2023 vorliegen.

Erdwärme bisher nur untergeordnete Rolle auf dem Wärmemarkt

„Eine Nutzung von Geothermie im großen Maßstab ist auf jeden Fall mit hohen Investitionen verbunden“, so Hilkenbach. Dies ist mit ein Grund dafür, warum Erdwärme bisher nur eine untergeordnete Rolle auf dem Wärmemarkt spielt.

Die WSW hoffen, aufbauend auf der Potenzialanalyse auch Aussagen zu möglichen Über-Tage-Anwendungs- und Anlagenkonzepten treffen zu können. „Entscheidende Aspekte bilden dabei das nutzbare Temperaturniveau und die Einbindung ins bestehende Wärmenetz oder die Schaffung zusätzlicher Nahwärmenetze“, erklärt Dominik Pröpper, Leiter Energieerzeugung der WSW. Im nächsten Schritt würden dann auch Probebohrungen und seismische Untersuchungen durchgeführt, um die Umsetzung konkreter Projekte der kommenden Jahre vorzubereiten.

Quelle:

www.wsw-online.de