Berlin übernimmt Fernwärmenetz von Vattenfall

02.05.2024 | Marktentwicklung | Enerchange
Brandenburger Tor Berlin

Wie der rbb berichtete, übernimmt Berlin die Kraftwerke und Leitungen von Vattenfall. Diese Entscheidung stößt auf Unterstützung seitens der Opposition und Umweltschützer, die den Rückkauf des Fernwärmenetzes befürworten. Sie äußern jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Effektivität und Nachhaltigkeit des geplanten Umbaus des Wärmesystems. 

Der Eigentümerwechsel des Fernwärmenetzes soll gebührend im Heizkraftwerk Mitte gefeiert werden. Es sei eine der wichtigsten energiepolitischen Weichenstellungen dieses Jahrzehnts, so Franziska Giffey. Die ehemalige Bürgermeisterin, nun SPD-Politikerin, hatte den Deal bereits damals eingeleitet. Heute kann sie die erfolgreiche Umsetzung verkünden. Wie wir berichteten, hatte am neunten April der Senat in seiner Sitzung die Finanzierung der Maßnahmen in der „Roadmap Tiefe Geothermie Berlin“ mit einem Budget von 98 Millionen bewilligt. Dies soll dabei helfen, die effektive Integration der Tiefengeothermie zur Erreichung der Energie- und Klimaziele gemäß dem Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz zu gewährleisten. 

Rekommunalisierung allein nicht genug 

Gemäß einem Bericht des rbb werden viele Aktivisten von Greenpeace, Nabu und BUND nicht bei der Feier im Kraftwerk teilnehmen, obwohl auch sie für die Rekommunalisierung gewesen sind. Stattdessen positionierten sie sich vor einigen Tagen mit Plakaten vor dem Roten Rathaus. Die Umweltschützer sind besorgt, dass bisher lediglich ein Dekarbonisierungsfahrplan vorliegt. In diesem Plan skizziert das Unternehmen, wie der Fernwärme-Sektor Berlins auf klimaneutrale Weise umgestaltet werden könnte. Obwohl die Schweden bereits einige Fortschritte vorweisen können - wie den vollständigen Ausstieg aus der Braunkohle in den Berliner Kraftwerken - gibt es noch einiges zu tun. 

Heizkraftwerke immer noch mit fossilen Energieträgern betrieben

Im Jahr 2024 werden laut dem rbb die Heizkraftwerke überwiegend mit Steinkohle und Gas betrieben. Nach den Plänen von Vattenfall sollen die fossilen Energieträger bis 2040 schrittweise durch eine Vielzahl alternativer Energieträger ersetzt werden. Dazu gehören unter anderem Geothermie und Wärmepumpen. Laut Vattenfall-Sprecher Christina Jekat wird zum einen die Elektrifizierung des Wärmesektors verfolgt, zum anderen wird die Notwendigkeit von speicher- und lagerfähigen erneuerbaren Brennstoffen erkannt. Diese erneuerbaren Brennstoffe umfassen Wasserstoff und Biomasse. Der rbb hebt hervor, dass nach dem Dekarbonisierungsfahrplan Biomasse bis zu 15 Prozent des Energieanteils im Jahr 2045 ausmachen wird. Wasserstoff könnte für 20 bis 40 Prozent der Wärmeerzeugung genutzt werden. 

Kritische Stimmen zur Wasserstoff-Strategie

Diese beiden Energieträger lösen Bedenken bei den Klimaschützern und Experten aus. Franziska Holz vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) betont, dass sich der Wärmebedarf von Berlin weitgehend aus einer Mischung von Geothermie, Flusswärmepumpen und Anlagen, die Abwärme von Datenzentren nutzen, decken ließe. Eine Wärmeversorgung aus Wasserstoff unterstützt die Professorin nicht. Es könne sehr teuer werden und die Stadt von Lieferungen abhängig machen, betont sie. Ihre Argumente sprechen gegen die Vattenfall-Pläne. Wie der rbb berichtete, warnen die oppositionellen Grünen ebenfalls vor den Risiken der Wasserstoffstrategie für die Bürger. Letztendlich müssten die Bürger die teuren Kosten tragen, kritisiert Fraktionschef Werner Graf. 

Erhebliche Mengen an Biomasse vonnöten 

Laut rbb betont Vattenfall die Vielfalt der Biomasse und seine Verpflichtungen zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards. Derzeit werden Kurzumtriebsplantagen und Sträucher in Brandenburg geerntet und das Unternehmen plant den Ausbau des Holzbau,  erklärt Unternehmenssprecher Jekat. Künftig wird Biomasse in zwei Großkraftwerken an den Standorten Reuter West und Klingenberg verfeuert. Der Bericht des rbb hebt hervor, dass in den zwei Großkraftwerken viermal mehr Biomasse als heute in den kleineren Heizkraftwerken im Märkischen Viertel und Moabit verbrannt wird. Nicht nur Umweltaktivisten bezweifeln, dass sich die großen Mengen an Biomasse im weiteren Umfeld von Berlin auf ökologisch vertretbare Art und Weise beschaffen lassen. 

Potsdam vertraut auf Tiefengeothermie

Eine andere Strategie fährt Potsdam. Laut rbb haben die Stadtwerke frühzeitig auf Tiefengeothermie gesetzt und erste Bohrungen durchgeführt. Das Potential sei wesentlich größer als ursprünglich vermutet, betont Eckard Weil, Geschäftsführer bei Energie und Wasser Potsdam. Er hält es für möglich, zukünftig 60 Prozent der Fernwärme über die Tiefengeothermie zu gewinnen. Grün-Abgeordneter Stefan Taschner bekräftigt die Übernahme der Fernwärme und das weitere Verfahren mit den Plänen von Vattenfall. 

Quelle:

Rbb

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