Das Geothermieprojekt in Allerding, im Norden der Gemeinde, war das Hauptthema der öffentlichen Gemeinderatssitzung, wie die Passauer Neue Presse am 25. Juni berichtete. Das öffentliche Interesse ist groß, was die hohe Anzahl an Besucher*innen in der Sitzung zeigte. Ebenso waren auch einige Vertreter des Projektentwicklers ecoprime als Ansprechpartner zum Thema vor Ort.
Deutlich wurde in der Sitzung dass sich der Gemeinderat Palling noch weiter über das Geothermieprojekt informieren möchte. Während Bürgermeister Franz Ostermaier einen positiven Beschluss zum gesamten Projekt vorgeschlagen hatte, stellte der Gemeinderat diesen vorerst noch zurück, um zunächst weitere Fragen zu klären und zu diskutieren. Beschlossen wurde jedoch eine Stellungnahme im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange zum Bohrplatz, wie auch die Erdwärme Chiemgau GmbH in einer Pressemitteilung darstellte.
Strom für 30.000 - Wärme für 10.000 Haushalte
Im Gemeinderat präsentierte der Geschäftsführer der Erdwärme Chiemgau GmbH, Gregor Gruber, die Eckdaten des Projekts: Rund 14 Megawatt elektrischer Leistung und 100 Megawatt thermischer Leistung erwartet der Projektierer. Dies entspreche einem Strombedarf von 30.000 oder einem Wärmebedarf von 10.000 Haushalten aller denkbarer Kombinationen aus beiden Energieformen.
Der besondere Vorteil einer kombinierten Wärme- und Stromerzeugung sei, so Gruber, dass bei geringem Wärmebedarf im Sommer die Stromerzeugung erhöht werden könne und so die wertvolle Energie aus dem Erdinneren nicht ungenutzt bleibe. Im Gegensatz zu allen anderen regenerativen Energieträgern sei die Geothermie grundlastfähig, das heißt, sie stehe jeden Tag und rund um die Uhr in gleicher Intensität zur Verfügung.
Bohrplatzbau im August 2020
Mit dem Bau des Bohrplatzes bei Allerding will die Erdwärme Chiemgau GmbH schon im August 2020 beginnen, im Oktober ist der Start von voraussichtlich vier Bohrungen geplant. Im zweiten Quartal 2021 sollen die Bauarbeiten für die Geothermieanlage starten und ein Jahr später ist die Inbetriebnahme geplant.
Das für den Fall einer erfolgreichen Genehmigung vorgesehene Bohrunternehmen sei die renommierte und erfahrene Daldrup & Söhne AG, die kürzlich im Auftrag der Stadtwerke München Deutschlands die sechs Bohrungen für Deutschlands größte Geothermieanlage erfolgreich durchgeführt hat, berichtet die Erdwärme Chiemgau in ihrer Pressemitteilung.
Geschäftsführer Gruber ging in seiner Präsentation auch auf mögliche Risiken des Vorhabens ein, die über verschiedene Haftpflichtversicherungen umfassend abgesichert seien, meinte er. So werde auch von Subunternehmen durch den Projektträger der Nachweis einer ausreichenden Betriebshaftpflichtversicherung gefordert. Sowohl für den Grundwasserschutz als auch für die Überwachung etwaiger seismischer Ereignisse würden, den sehr strengen Vorgaben der zuständigen Behörden entsprechend, umfangreiche Vorkehrungen getroffen.
Wärmelieferung im Fokus
Ein wichtiger Diskussionsgegenstand für die Mitglieder des Gemeinderats und Bürgermeister Franz Ostermaier war die Wärmelieferung. Viele Anfragen und Anregungen zu den unterschiedlichsten Themen kamen hier auf. Bürgermeister Ostermaier erwähnte auch die steuerlichen Auswirkungen des Projekts für die Gemeinde Palling, welche während der Betriebsphase auf einen hohen sechsstelligen Betrag geschätzt würden, vorausgesetzt, die erhofften Kapazitäten könnten erreicht werden. Des Weiteren erwarte man sich positive Effekte für die regionale Wirtschaft in der Bauphase.
Die Gemeinderät*innen befragten Gruber intensiv zur möglichen Versorgung Pallings und weiterer Gemeinden durch geothermische Fernwärme. Der Sprecher des Projektträgers Erdwärme Chiemgau GmbH versicherte, dass auf eigene Kosten eine Wärmeleitung bis ins Ortsgebiet Palling gebaut würde, sofern die Gemeinde Palling dies wünsche. Für die weitere Verteilung der Wärme sei dann die Gemeinde oder ein anderer Netzbetreiber verantwortlich.
Laut einer vom Projektträger beauftragten Studie einer Planungsgesellschaft für Wärmetrassen sei auch eine Anbindung der Stadt Trostberg mit ihrem hohen Wärmebedarf technisch möglich. Diese wünsche sich auch der Projektträger, betonte Gruber. Entscheidend für alle diese Überlegungen sei jedoch das Vorliegen der Leistungsdaten der ersten Bohrung. Erst dann könne mit Kommunen und etwaigen privaten Abnehmern über eine konkrete Ausgestaltung gesprochen werden.
Einstimmig verabschiedete der Gemeinderat dann die Stellungnahme der Gemeinde im Rahmen des Betriebsplanverfahrens. Über eine grundsätzliche Position zur Geothermie erfolgte laut PNP jedoch noch keine Abstimmung.