Neue Karten sollen Einstieg in Erdwärmeprojekte in Niedersachsen erleichtern

24.04.2020 | Erkundung & Analyse | Valerie Hecht

Um die Stagnation der Entwicklung der tiefen Geothermie in Niedersachsen zu beenden, stellt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) jetzt Informationen zur Verfügung, die den Einstieg in die tiefe Geothermie erleichtern sollen. Dazu zählt beispielsweise eine jetzt im Internet verfügbare Kartenserie, die Regionen zeigt, die möglicherweise besonders gut für die Gewinnung von Erdwärme aus mehr als 400 Metern geeignet sind.

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Die jetzt vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) veröffentlichten „Zahlen und Fakten zur Tiefengeothermie in Niedersachsen 2019″ verdeutlichen, das es bisher nur schwer gelingt Projekte zur Nutzung von Wärme aus dem tiefen Untergrund zu realisieren. Und das, obwohl Städte und Gemeinden, Wärmeversorger sowie Einrichtungen mit hohem Wärmebedarf – dazu zählen Krankenhäuser, Gartenbaubetriebe oder Schwimmbäder – großes Interesse an der Nutzung von Wärme aus dem tiefen Untergrund zeigen. Neben generellen wirtschaftlichen Gesichtspunkten spielt unter anderem die schwierige Suche nach geeigneten Standorten eine Rolle. So ist die Umsetzung von tiefen Geothermieprojekten nur dort möglich, wo lokaler Wärmebedarf und geologische Bedingungen zusammenpassen.

Die neue Kartenserie des LBEG beschreibt die rund 135 Millionen Jahre alte Schichten der Unterkreide. Sie enthalten in wenigen hundert bis 1.500 Metern Tiefe wasserdurchlässige Sandsteine, die lokal sehr gute Voraussetzungen für eine Erdwärmegewinnung bieten. In diesen Schichten herrschen Temperaturen von circa 20 bis etwa 55 Grad Celsius. Die neue Kartenserie weist für Niedersachsen drei Gebiete mit solchen Sandsteinen aus: Im Westen die Region zwischen Bad Bentheim und Meppen, ein weiteres Gebiet von Goldenstedt über Sulingen bis etwa Nienburg sowie im Osten die Region zwischen Celle, Gifhorn und Peine.

Bei einer geothermischen Nutzung kann das in den Sandsteinschichten vorhandene Thermalwasser über mindestens eine Bohrung gefördert und über mindestens eine zweite Bohrung zurück gebracht werden. Ein Teil der darin gespeicherten Wärme wird an der Erdoberfläche über Wärmetauscher entzogen. Damit können Wärmenetze oder Einzelabnehmer mit großem Wärmebedarf, wie beispielsweise Gewächshäuser oder Schwimmbäder, versorgt werden. Das Verfahren wird bereits in mehr als 20 Anlagen in Mecklenburg-Vorpommern, in den Niederlanden und in Dänemark erfolgreich genutzt. Ebenfalls über 20 Tiefengeothermieprojekte gibt es in Bayern, wo die geologischen Voraussetzungen besonders im Raum um München noch günstiger sind als in Norddeutschland.

Für die Erstellung der Karten werteten die Geothermieexpertinnen und -experten des LBEG, Daten von mehr als 500 Tiefbohrungen in Niedersachsen aus. Die Daten stammen größtenteils aus der Kohlenwasserstofferkundung und -gewinnung. Ihre Verwendung erfolgte mit Zustimmung des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG). Die Informationen dienen vor allem Kommunen, Planern und Unternehmen für eine effiziente und zielorientierte Vorerkundung nach geeigneten Standorten für Geothermieprojekte. Sie ebnen einer zukünftigen Entwicklung der Tiefengeothermie in Niedersachsen neue Wege.

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