Preise für Geothermie an Öl- und Gasmarkt gekoppelt

03.11.2023 | Finanzierung | Rachel McRae

Seit des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und Inflationsbedingt schießen die Kosten für Öl und Gas regelrecht in die Höhe. Zum Trotz von Geothermie-Kunden sind auch die Kosten für geothermische Fernwärme mit zum Teil 30 bis 40 Prozent signifikant angestiegen. Die Geothermie ist ebenfalls in ihrer Preisgestaltung an den Öl- und Gasmarkt gekoppelt. Den Betreibern selbst bleibt hierbei keinerlei Spielraum.

Durch Inflation und dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 haben sich die Energiepreise in Deutschland deutlich erhöht. Neben konventionellen Energieträgern, wie Erdgas und Erdöl, ist auch die Geothermie betroffen. Die Geothermie Unterhaching GmbH & Co. KG stieß mit ihrer Preissteigerung zunächst auf Unverständnis. Wolfgang Geisinger, Geschäftsführer der Geothermie Unterhaching, geht auf die Nachfragen und Beschwerden ein: „Wir haben ein Kommunikationsproblem […]. Es ist schwierig, die Fernwärmepreise zu transportieren.“ Neben den konventionellen Energiequellen, sei ebenso die Geothermie vertraglich verpflichtet, ihre Preisstruktur regelmäßig zu überprüfen und anzupassen. Laut des Fernwärmeanbieters geschehe dies einmal jährlich am 1. Oktober.

Die Preisentwicklung ist in einer Preisgleitklausel festgelegt und gilt auch für Anbieter erneuerbarer Energien. Parameter wie Grund-, Arbeits-, CO2- und Messpreise sind an verschiedene Indizes gekoppelt. Die Berechnung erfolgt mithilfe der öffentlich zugänglichen Statistiken des Statistischen Bundesamtes, wobei der jeweilige Fernwärmeversorger seine veröffentlichten Indexwerte lediglich in die Formel einsetzt. „Da haben wir keinen Spielraum“, erklärt Geisinger.

Einseitige Preisanpassungen, wie beispielsweise bei der Strom- und Gasversorgung, seien bei der Fernwärmeversorgung nicht möglich, da sich diese an die Fernwärmeverordnung richten müsse. Gemäß der Verordnung, müssen sowohl die Kosten für die Erzeugung und Bereitstellung der Fernwärme abgebildet, als auch das Marktelement, das heißt die Verhältnisse auf dem Wärmemarkt, berücksichtigt werden. Gleichzeitig ermögliche die Verordnung längere Vertragslaufzeiten von bis zu zehn Jahren abzuschließen. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen, müssen die Preissteigerungen auf dem Energiemarkt auch bei den Fernwärmepreisen erkennbar sein. Das entspricht aktuell etwa 30 bis 40 Prozent. „Wir haben uns mit 30 Prozent ans untere Ende gelegt […]. Wir sind gezwungen, hoch zu gehen, allerdings geschieht das bei uns zeitversetzt“, so Geisinger.

Weitere Einflussfaktoren auf die Kostenentwicklung

Abgesehen davon gehe auch die Finanzierung des beschlossenen Vollausbaus in Unterhaching und die Verdreifachung des Personals sowie Tariferhöhungen um 10 Prozent in die Kostenentwicklung ein. Gleichzeitig seien die Kosten für neue Kredite, mit welchen der Netzausbau finanziert wird, etwa um den Faktor drei angestiegen. Wie ein Hackerangriff auf die Erdwärme Grünwald im vergangenen Jahr gezeigt hat, rechne man darüber hinaus mit Mehraufwand für die IT-Sicherheit und Digitalisierung.

Für den geplanten Vollausbau in Unterhaching ist der Fernwärmeversorger auf Fördergelder angewiesen. „Ohne geht es nicht, denn die Geothermie konnte sich keinen Speck anfressen, unsere Eigenkapitalquote ist einstellig“, sagt Geisinger.  Bisher wurden bereits 990 Übergabestationen von insgesamt 1800 Gebäuden eingebaut. Das entspricht etwa der Hälfte. Da allerdings große Objekte mit einbezogen sind, deckt die Geothermie jetzt schon 70 Prozent des Unterhachinger Wärmebedarfs.

Der Energieversorger hat das Tempo beim Ausbau deutlich erhöht. Neben anfänglich 50 Anschlüssen pro Jahr, wurden in diesem Jahr bereits 170 Anschlüsse erreicht. 2024 plane das Unternehmen bis hin zu 250 Anschlüssen. „Bis zum Ende des Jahrzehnts wird der Ausbau komplett sein […] und dann haben wir auch mehr Spielraum", so der Geschäftsführer.

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