Nachfrage seit März sprunghaft angestiegen

03.05.2022 | Anlagenbetrieb | Karin Jehle
Christian Maier Energiewende Garching

Ebenso wie die anderen von uns befragten Geothermieunternehmen aus dem Münchner Raum berichtet auch Christian Maier, Geschäftsführer der Energiewende Garching GmbH & Co. KG nördlich von München, dass viele Bürger:innen in Zeiten hoher Gas- und Ölpreise nun auf Grüne Fernwärme aus Geothermie umsteigen möchten. Wir publizieren die Interviews in der Reihenfolge ihres Eintreffens.

Enerchange: Herr Maier, für einen Drei-Personen-Haushalt nennt der BR einen Fernwärmepreis von aktuell gut 2.200 Euro pro Jahr bei den SWM.  Was kostet Fernwärme für einen Drei-Personen-Haushalt bei Ihnen jährlich?

Christian Maier, Energiewende Garching: Unter der Annahme von 10 kW und 1.000 Vollbenutzungsstunden kostet bei der EWG die Fernwärme für drei Personen jährlich etwa 1.150 EUR brutto.

Wie hoch ist der Anteil der Geothermie an der Fernwärme in Ihrem Unternehmen?

Der Anteil der Geothermie bei der EWG beträgt ca. 75 Prozent.

Welchen Einfluss hat das auf die Preise?

Unser Arbeitspreis wird anhand einer festgelegten Preisänderungsformel berechnet, die die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Indices für Gas, Strom und den Wärmepreis berücksichtigt. Denn auch die Geothermie hat zur Herstellung der Fernwärme Kosten für Energie und ist nicht ganz unabhängig von den Energiepreisen. Aber in Relation zu den fossilen Energieträgern für Gas- oder Ölheizungen, die zu 100 Prozent von den aktuellen Preissteigerungen betroffen sind, ist sie um einiges preiswerter. Hinzu kommt, dass unsere GRÜNE WÄRME zu den erneuerbaren Energien zählt und somit die CO2-Steuer entfällt.

Welche anderen Energieträger nutzen Sie für die Wärmeproduktion?

Zur Herstellung unserer GRÜNEN WÄRME benötigen wir Strom zum Betrieb unserer Heizzentrale und für die Pumpen zur Förderung und für das Fernwärmenetz. Auf dem Dach unserer Heizzentrale ist eine PV-Anlage installiert, deren Strommenge ist aber nicht ausreichend für unseren Bedarf. An besonders kalten Tagen im Winter brauchen wir außerdem Gas zur Zuheizung, um die vertraglich festgelegte Vorlauftemperatur liefern zu können.

Spüren Sie auch Auswirkungen der derzeitigen Energie- und Rohstoffkrise? Wirkt sich das auf den Ausbau des Fernwärmenetzes aus?

Die Energiepreise explodieren. Der Preis der EWG ist auf 7,6 ct./kWh gestiegen. Ein solcher Anstieg ist in der Geschichte der EWG noch nie vorgekommen. Trotzdem sind wir deutlich günstiger als alle anderen Lösungen.
Beim Ausbau unseres Fernwärmenetzes haben wir bereits mit Liefer- und Kapazitätsengpässen zu kämpfen, die unsere Arbeit erschweren und die Kosten erhöhen. Mit der zusätzlichen Leistung von ca. 6.000 kW durch Neukunden in 2022 sind wir voll ausgelastet. Ein weiterer Ausbau in diesem Jahr ist nicht mehr möglich.

Haben Sie vermehrte Kundenanfragen, seit die Energiepreise so stark steigen und die Menschen sich der Abhängigkeit von russischen Gasimporten bewusst werden?

Ja, die Nachfrage ist seit März sprunghaft angestiegen. Sehr viele Garchinger Bürgerinnen und Bürger rufen an und möchten nun an unser Fernwärmenetz angeschlossen werden oder zumindest vorsorglich einen Anschluss legen lassen. Dies ist aber leider von heute auf morgen nicht so einfach realisierbar. Aus diesem Grund müssen wir die Interessenten vorerst vertrösten und um Geduld bitten.

Wie viel Potenzial die Geothermie auszubauen haben Sie noch und wie kann der Ausbau beschleunigt werden?

Aktuell prüfen wir, im nächsten Jahr die geothermische Quelle um 50 Prozent von 100 Liter auf 150 Liter/sec zu erhöhen. Parallel arbeiten wir mit dem Kooperationspartner CAVERION daran, exergetische sekundäre Optimierungen durchzuführen, um den Rücklauf auf 45 Grad zu reduzieren. Wenn die TUM sich noch 2022 für GRÜNE HEIMISCHE GRUNDLAST entscheidet, dann würden wir umgehend die Planung einer weiteren Bohrung umsetzen. Das positive Gutachten liegt schon vor.

Quelle:

Enerchange

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