Projekt „GIGA-M“ für den geothermischen Ausbau in München

29.11.2023 | Erkundung & Analyse | Rachel McRae
BMW Standort München

Gemeinsam mit der Technischen Universität München (TUM) sowie mehreren Landkreisen und Gemeinden in der Region möchten die Stadtwerke München (SWM) untersuchen, wie das geothermische Potenzial im Raum München besser genutzt werden könne. Das dafür ins Leben gerufene Projekt „GIGA-M“ soll hierbei die gewonnenen Potenziale einzelner Förderanlagen vernetzen und auf das gesamte Erlaubnisfeld ausweiten.

Der Münchner Raum verfügt über optimale geologische Voraussetzungen für die Förderung von Erdwärme. Die wasserführenden Schichten in Tiefen zwischen 2.000 bis 3.000 Metern können für die Wärmeversorgung und teilweise auch für die Stromerzeugung genutzt werden.

Mithilfe der Kampagne „GIGA-M“ möchten die Stadtwerke München (SWM) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) sowie mehreren Landkreisen und Gemeinden in der Region weitere Standorte für die geothermische Nutzung erkunden. Im Raum München seien bisher etwa 400 Megawatt erschlossen, mithilfe des Vorhabens hoffen die Projektbeteiligung das Potenzial auf ein Gigawatt zu erhöhen. Darüber hinaus sollen bereits bestehende Geothermieanlagen vernetzt und auf das gesamte Erlaubnisfeld ausgeweitet werden. Die Forschungsarbeiten belaufen sich hierbei auf vier Jahre.

Im Sinne des geothermischen Ausbaus wäre dies ein „Game-Changer“, da nur wenige Kommunen über eigene geothermische Kraftwerke verfügen und auch die Nahwärmenetze in der Regel auf die Gemeindegrenzen begrenzt sind. Eine große Hürde für Kommunen stellen besonders die hohen Anfangsinvestitionen dar. Laut der SWM könne bei ausreichendem Wärmeverkauf über das Netz die anfänglichen Kosten für Bohrungen und Netzausbau reduziert werden und so mehr Kommunen motiviert werden ebenfalls auf Geothermie zu setzen.  

Neben rund 70 Städten und Gemeinden im Großraum München hat mitunter auch der Weßlinger Gemeinderat den Erlaubnisantrag für die Aufsuchung von Erdwärme zu wissenschaftlichen Zwecken der SWM erhalten. Laut aktueller Planung werden Krailing und Gauting ebenfalls Teil des weitreichenden Untersuchungsfelds sein. Entscheidend für das Vorhaben ist neben der Zustimmung der betroffenen Kommunen zudem die Einwilligung der Schürfrecht-Inhaber. In Gauting sind dies die Asto Park Gauting Entwicklungsgesellschaft mbH mit Silenos Energy GmbH sowie in Gauting-West die Heizwerk Management GmbH. Laut eines Artikels der Süddeutschen Zeitung wird eine Beteiligung der betroffenen Kommunen im Rahmen eines Betriebsplanverfahrens erfolgen.  

Geplantes Vorgehen

Vor dem Projektstart wird zunächst ein Naturschutzgutachten erstellt, eine Stellungnahme der Behörden und der betroffenen Kommunen eingeholt sowie die Öffentlichkeit informiert. Darüber hinaus werden bereits vorhandene Daten und Studien zum Untersuchungsgebiet recherchiert und zusammengeführt.

Im Rahmen einer ebenfalls geplanten 3D-Seismik werden seismische Wellen mithilfe sogenannter Vibro-Trucks in den Untergrund gesendet. Diese werden daraufhin an den unterschiedlichen Gesteinsschichten reflektiert und können anschließend von Geophonen an der Erdoberfläche aufgezeichnet werden. So lassen sich Rückschlüsse über die Beschaffenheit der unterirdischen Gesteinsschichten und die geologischen Strukturen ziehen.

Nach Abschluss der Messungen und Auswertung der gewonnenen Daten soll mithilfe einer Software ein dreidimensionales Modell der wasserführenden Schichten im tieferen Untergrund generiert werden und somit als Grundlage für eine spätere Standortsuche dienen. Je tiefer sich das Thermalwasser befindet, desto höher ist die zu erwartende Temperatur. Die SWM gehen von Temperaturen zwischen 90 und 150 Grad Celsius im Messgebiet aus.