Seismische Messungen des Wärmeverbunds Riehen starten im Februar

14.01.2022 | Erkundung & Analyse | Rachel McRae

Bis 2050 möchte das Kanton Basel-Stadt eine klimafreundliche Wärmeversorgung gewährleisten. Diesbezüglich soll in Riehen die geothermische Nutzung ausgebaut werden. Die dafür im Vorfeld geplanten 3D-seismischen Messungen schließen auch die deutsche Nachbargemeinde Grenzach-Wyhlen mit ein.

Vergangenen Mittwoch organisierten Vertreter:innen des Wärmeverbunds Riehen und der Industriellen Werke Basel (IWB) eine Informationsveranstaltung für interessierte Bürgerinnen und Bürger in Grenzach Wyhlen, um gezielt auf deren Bedenken und Fragen einzugehen. Nach Angaben der Gemeindeverwaltung befürchteten Anwohner:innen vor allem größere Eingriffe und damit einhergehende Belastungen.

Zu Beginn der Veranstaltung erklärte Thomas Schaal (IWB) die Grundlagen der bisherigen Nutzung von Erdwärme in Riehen. Seit 1994 versorge die Geothermie aus eher geringen Tiefen die Gemeinde mit nachhaltiger Wärme. Aktuell seien etwa 40 % der Haushalte in Riehen an das geothermische Fernwärmenetz angeschlossen. Um die Ziele des Kantons Basel – eine klimafreundliche Wärmeversorgung bis 2050 – zu erreichen, bedarf es allerdings einen beschleunigten Netzausbau für die Geothermie. Mithilfe reflexionsseismischer Untersuchungen sollen dabei geeignete Standorte für die Erschließung von Erdwärme erkundet werden.

Ziel der seismischen Untersuchungen im Umkreis von Riehen ist es die, für eine geothermische Nutzung relevanten, wasserführenden Gesteinsschichten bis in Tiefen von circa 1.500 Metern zu ermitteln.     

Somit sei das Vorhaben auch nicht vergleichbar mit den Vorfällen in Basel vor 15 Jahren, bei welchen im Zuge der Erkundung und geothermischen Exploration Erschütterungen erzeugt wurden.

Die Vorarbeiten der Reflexionsseismik beginnen am 17. Januar mit der Vermessung der Anregungs- und Empfangspunkte. Anschließend werden ab dem 20. Januar für eine Woche im gesamten Untersuchungsgebiet, einschließlich der Ortschaften Riehen, Bettingen, Birsfelden, Münchenstein und Muttenz sowie der angrenzenden deutschen Gemeinde Grenzach-Wyhlen, rund 9.000 Geophone ausgelegt. Die seismischen Messungen werden voraussichtlich zwischen dem 3. und 19. Februar durchgeführt. Speziell in Grenzach-Wyhlen werden für die Messungen zwei bis drei Tage vorgesehen, wobei die genauen Zeiten noch bekannt gegeben werden. Planmäßig zwischen dem 19. bis 24. Februar werden die Geophone im gesamten Gebiet wieder abgebaut.

Für die Durchführung der Messungen werden spezielle Vibrationsfahrzeuge eingesetzt, welche in einem Intervall von 20 Metern Schallwellen in den Untergrund senden. Die Dauer der Vibrationen pro Messpunkt beträgt etwa eine Minute, wobei die Frequenz von 5 auf 100 Hertz zunimmt. Diese Erschütterungen werden im Untergrund entlang der verschiedenen Gesteinsschichten reflektiert und können daraufhin von den Geophonen aufgezeichnet werden.

Die vorab festgelegte Fahrroute verläuft ausschließlich über Straßen. Verkehrsbehinderungen zum Zeitpunkt der Messungen seien allerdings möglich, da die Messfahrzeuge weder ausweichen noch zurückfahren können. Laut Ordnungsamtsleiter Jürgen Käufling habe das Landratsamt als zuständige Genehmigungsbehörde einige Straßen aus verkehrlichen oder baulichen Gründen nicht zugelassen. Der genaue Befahrungsplan werde durch die Gemeindeverwaltung zeitnah veröffentlicht.  

Zur Überwachung der erzeugten Vibrationen werden im Nahbereich der Messroute begleitend Erschütterungsmessungen durch die Geotest AG durchgeführt. Im Falle extremer Belästigung oder gar Gefährdungen an Bauwerken, wird der Messvorgang unterbrochen. Nach Angaben der Badischen Zeitung (BZ), hafte die IWB für jegliche Schäden im Zusammenhang mit den seismischen Messungen.

"Die Auswertung der gewonnenen Daten wird aktuell auf ein Jahr angesetzt. Bisher sei nur wenig über den Ostrand des oberrheinischen Grabens von Hörnle über den Hang des Dinkelbergs bis ins Wiesental bekannt", erklärte Felix Bussmann von der Geotest AG. Die 3D-seismischen Untersuchungen seien daher nicht nur für den Ausbau von Geothermie, sondern auch für ein besseres Verständnis des geologischen Aufbaus des Untergrunds notwendig.

Schlagworte