Bereits seit über zehn Jahren bestehen die Vorplanungen für eine geothermische Nutzung in Gräfelfing. So wurden beispielsweise im Jahr 2009 reflexionsseismische Untersuchungen in Gräfelfing durchgeführt, um die geologischen Strukturen bis in einer Tiefe von 4.000 Metern zu erkunden. Die daraufhin erhaltenen Ergebnisse sahen vielversprechend aus, allerdings lag das Bohrrecht bis dato nicht in den Händen der Gemeinde. Erst 2016 erhielt die Gemeinde die Aufsuchungserlaubnis von dem zuständigen Bergamt. Ein Grundsatzbeschluss des Gemeinderats im Sommer 2017 eröffnete ein mehrjähriges Verfahren mit EU-weiter Ausschreibung für die Suche eines geeigneten Generalunternehmers.
Laut Bürgermeister Peter Köstler habe es nun Fortschritte in der Projektplanung bezüglich der Partnersuche gegeben. „Die Gemeinde Gräfelfing braucht für ihr Geothermie-Projekt einen starken, erfahrenen Partner, der das technische Knowhow mitbringt und das Betriebskonzept unterstützt“, erklärt Bürgermeister Peter Köstler. Hierbei sei die Entscheidung der Gemeinde bei der Partnerwahl jetzt auf die Silenos Energy GmbH & Co. KG, einem Tochterunternehmen des Strabag-Konzerns, gefallen. Diese wird als Generalunternehmer die Bohrarbeiten sowie die Implementierung und den Betrieb des Fernwärmenetzes übernehmen. Neben Gräfelfing ist Silenos Energy zudem in diversen anderen Geothermie-Projekten in Bayern involviert, darunter Gauting, Garching an der Alz sowie Fürstenfeldbruck.
Am 28. April dieses Jahres hat die Gemeinde Gräfelfing gemeinsam mit der Silenos Energy die Projektgesellschaft Gräfelfing GmbH & Co. KG gegründet. Als Hauptgesellschafter und 100-prozentige Tochter der Gemeinde erhält die Fernwärmenetz Gräfelfing GmbH hierbei 51 Prozent und Silenos 49 Prozent. Ziel ist die Versorgung der Gemeinde Gräfelfing mit umweltfreundlicher Wärme aus Tiefer Geothermie. Laut eines Artikels im Merkur erfolge das gesamte Vorgehen in den einzelnen Stufen in gemeinsamer Abstimmung mit den Gremien und dem Gemeinderat. „Nun sind wir endlich in der Spur und können mit Hochdruck an der Umsetzung arbeiten“, so der Bürgermeister.
Die nächsten Schritte
Im Rahmen einer Genehmigungs- sowie einer Detailplanungsphase stehen zunächst Wirtschaftlichkeitsberechnungen an. Finanzielle Unterstützung erfährt das Projekt durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Nach Angaben des Bürgermeisters belaufen sich die Gesamtkosten bislang auf rund 70 Millionen Euro sowohl für die Bohrungen als auch für den Netzaufbau. Der Betrag sei dabei auf mehrere Jahre verteilt und schließe öffentliche Fördergelder mit ein. Für das Projekt habe der Gemeinderat Gräfelfing bereits 12 Millionen Euro für die nächsten Jahre eingeplant.
Laut dem aktuellen Zeitplan könne 2024 mit den Bohrarbeiten begonnen werden. Die Bohrdauer wird bisher auf rund sechs Monate angesetzt. „Ende 2024 können wir hoffentlich das erste Warmwasser aus eigener Geothermie einspeisen. […] wir müssen da jetzt ran, gerade vor dem Hintergrund der Ereignisse, die die Energieversorgung betreffen“, erklärt Peter Köstler.
Das Projekt bietet große Chancen für die Region, auch darüber hinaus. So stehe es nach Angaben des Bürgermeisters der Projektgesellschaft frei, die geförderte Wärme auch Planegg oder den Stadtwerken zur Verfügung zu stellen.