Wirtschaftsminister Aiwanger verleiht geothermische Energiepreise Bayern an Waldkraiburg und Laufzorn

06.10.2022 | Veranstaltungen | Karin Jehle
Preisträger Bayrische Energiepreise auf dem Praxisforum Geothermie 2022

Über 1,5 Terawattstunden (TWh) Wärme und 149.400 Megawattstunden (MWh) Strom haben die Geothermieanlagen in Bayern 2021 erzeugt. Damit haben sie ihre Rolle in der Energieversorgung des Landes noch einmal ausgebaut. Die effizientesten Anlagen in den Kategorien Wärme und Strom wurden auf dem Praxisforum Geothermie Bayern am 06. Oktober 2022 in Pullach ausgezeichnet. Den Christian-Hecht-Preis für die beste nachwuchswissenschaftliche Arbeit gewann Felix Schölderle. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger würdigte die Preisträger und betonte die wichtige Rolle der Geothermie in Bayern.

Wolfgang Geisinger von der Geothermie Unterhaching begrüßte die Teilnehmer:innen und insbesondere den eigens angereisten Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Dass dieser das Praxisforum nun schon zum zweiten Mal beehrt, zeige die Bedeutung, welche die Geothermie auch in der Landesregierung einnehme. „Nutzen Sie das Privileg, das Bayern hier mit seiner Geologie hat“, sagte an den Minister gerichtet.

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger würdigt Geothermie

Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger betonte in seiner Ansprache: „Schon jetzt ist Bayern Vorreiter bei der Nutzung von Erdwärme. 85 Prozent der in Deutschland aus Geothermie gewonnenen Wärme liefern die 24 Geothermieanlagen im Freistaat, von denen sieben zusätzlich Strom erzeugen. Doch Geothermie hat ein noch viel größeres Potenzial. Insbesondere das im südbayerischen Molassebecken eingeschlossene siedend heiße Thermalwasser ist eine strategische, klimafreundliche und grundlastfähige Energiereserve, die wir in noch viel größerem Umfang nutzen müssen als bisher. Wir könnten ein Viertel des bayerischen Wärmebedarfs über Geothermie decken, dieses Ziel müssen wir jetzt in Angriff nehmen. Indem wir den Ausbau der Geothermie mit Hochdruck vorantreiben, zahlen wir nicht nur auf das Konto unserer Klimaziele ein. Wir machen Bayern auch weiter unabhängig von Energieimporten aus dem Ausland und stärken die regionale Wertschöpfung."

Der Minister bat auch um Input aus der Geothermiebranche. Wolfgang Geisinger nutzte die Steilvorlage und sprach das Thema Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) an. Für Bayern forderte er einen Vorrang der Geothermie vor Gas, sodass nicht durch die Gasförderung mögliche Geothermiebohrungen verbaut werden. Zudem gebe es in Bayern zuhauf Geothermieprofis aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen. Diese gelte es zu bündeln, zu fördern und zu vernetzen.

 Ein weiterer Wunsch an den Minister war eine zusätzliche Förderung der geothermischen Wärmeerzeugung, beispielsweise durch den freiwilligen Verkauf von Zertifikaten für vermiedene Emissionen, analog zur Wasserstoffförderung. Hier könne der Freistaat Bayern mittels der „Premiumwärme Geothermie“ eigene Emissionen kompensieren.

Betreiberdaten zeigen die Leistungsfähigkeit der Geothermie in Bayern

Zum fünften Mal hat die Enerchange GmbH & Co. KG als Veranstalterin des Praxisforums Geothermie.Bayern die Betriebsdaten der bayerischen Geothermieanlagen abgefragt. „Jedes Jahr wächst der Beitrag der geothermischen Energieerzeugung in Bayern“, konstatierte Geschäftsführer Dr. Jochen Schneider. „Die Prämierung der beiden Anlagen ist nicht nur eine Würdigung ihrer individuellen Leistungen, sondern immer wieder ist auch die Gesamtleistung der bayerischen Geothermiebranche zutiefst beeindruckend. Die Auswertung der Betreiberdaten zeigt, dass die Tiefengeothermie in Bayern eine Schlüsselrolle in der Energieversorgung und vor allem in der Wärmewende einnehmen kann.“

Nach Auswertung der Betreiberdaten erreichte die effizienteste geothermische Wärmeanlage in Bayern im abgefragten Zeitraum sensationelle 8.714 Betriebsstunden. Bei 8.760 Stunden, die ein Jahr insgesamt zählt, lief die Anlage also fast durchgehend. Die höchste Fernwärmeeinspeisung eines einzelnen Heizwerks lag im Jahr 2021 bei 183.600 Megawattstunden (MWh). Hochgerechnet erzeugten die bayerischen Geothermieanlagen über 1,5 Terawattstunden Fernwärme – zuverlässig, klimafreundlich und preisstabil.

Und auch in der Stromerzeugung waren die Zahlen beachtlich. So produzierten sechs bayerische Geothermieanlagen stolze 149.400 Megawattstunden klimafreundlichen Strom. Die Kraftwerke liefen dafür durchschnittlich 7.200 Stunden im Jahr. Neben der Verfügbarkeit des Heiz- oder Kraftwerks und der Leistungszahl (COP-Zahl) fließt dieses Jahr der Jahresnutzungsgrad der Geothermieanlage in die Gesamtwertung mit ein – immer unter dem Aspekt „Wer nutzt seine gegebene Ressource am optimalsten?“

Ausgezeichnete Geothermieanlagen: Waldkraiburg und Laufzorn

Als effizienteste geothermische Wärmeanlage schnitt das Heizwerk in Waldkraiburg ab. „Waldkraiburg hat gezeigt, dass Sie Ihr Reservoir optimal nutzen können“, würdigte Dr. Erwin Knapek, Ehrenpräsident des Bundesverbandes Geothermie (BVG), den Preisträger in seiner Laudatio. „Es war an der Zeit, dass Sie diesen Preis gewinnen.“ Der Geschäftsführer des Heizwerks in Waldkraiburg, Herbert Lechner, bedankte sich für die Wertschätzung: „Vielen Dank für die Auszeichnung. Wir haben uns lange sehr abmühen müssen, unsere Wärme zu verkaufen. Aber in letzter Zeit hat sich das Interesse stark erhöht und wir sind aktuell daran eine zweite Dublette zu planen.“

Die Auszeichnung „Goldenes Kraftwerk“ erhielt in diesem Jahr zum nunmehr zweiten Mal die Anlage der Erdwärme Grünwald GmbH in Laufzorn. „Wir haben bei der Wärmewende große Defizite und dafür brauchen wir die Geothermie“, so Dr. Knapek. „Aber die Geothermie Grünwald zeigt, wie man an gezielten Orten optimal auch Strom erzeugen kann, gerade in der Kooperation mit anderen Anlagen.“ Geschäftsführer Andreas Lederle nahm die Auszeichnung entgegen und sagte „Ich nehme den Preis heute in Vertretung für viele Menschen entgegen, die beharrlich und überzeugt jahrelang an den Projekten gearbeitet haben. Wir beweisen mit der Geothermie, dass wir in der Lage sind, zu sozialverträglichen Preisen, langfristig und mit lokalen Ressourcen die Bevölkerung zu versorgen.“

Wissenschaftlicher Nachwuchs mit innovativer Forschung

Gewinner des diesjährigen Christian-Hecht-Preises, einer Nachwuchsförderung für Forschungsprojekte, die einen bedeutenden Beitrag zur geothermischen Nutzung des bayerischen Molassebeckens oder Oberrheingrabens leisten, ist Felix Schölderle. Seine Arbeit „Faseroptisches Monitoring in einer tiefengeothermischen Förderbohrung im oberjurassischen Aquifer in Süddeutschland: Ergebnisse vom Stillstand, unter Injektionsbedingungen und während der Förderung“ ist im Rahmen seiner Promotion am Lehrstuhl für Hydrogeologie der Technischen Universität München (TUM) entstanden. Die Arbeit begleitete den Einbau eines Glasfaserkabels in eine Tiefengeothermiebohrung, über dieses nun zahlreiche Daten gewonnen werden können.

„Die Arbeit zeigt, wie vielfältig die Forschung zur Geothermie ist. Mit dem daraus gewonnenen Datenschatz können wir nun vielfältige Prozesse überwachen. Das hilft uns, unsere Anlagen sicherer und auch nachhaltiger zu betreiben“, sagte Dr. Christian Pletl von den Stadtwerken München in seiner Laudatio.

Weitere Informationen erhalten Sie auf www.praxisforum-geothermie.bayern

 

Quelle:

Enerchange

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