Beginn der Bohrarbeiten in Lavey-les-Bains

28.01.2022 | Projekte | Rachel McRae
Lavey les Bains

Am 17. Januar 2022 haben die Bohrarbeiten am Standort Lavey-les-Bains in der Schweiz begonnen. Je nach geologischen Voraussetzungen wird die Bohrung bis zu einer Tiefe von 3000 Meter abgeteuft. Nach Abschluss der Bohrarbeiten soll ein geothermisches Kraftwerk errichtet werden, welches künftig rund 900 Haushalte mit nachhaltiger Wärme und Strom versorgt.

Mit bis zu 110 Grad Celsius weisen die Thermalwasservorkommen im Untergrund der schweizerischen Gemeinde Lavey die bisher höchsten Temperaturen von Tiefenwässern in der Schweiz auf. Die Bohrarbeiten, welche Beginn letzter Woche aufgenommen wurden, sind Teil des Projekts AGEPP (Alpine Geothermal Power Production).

Im Falle günstiger geologischer Gegebenheiten, könne mit einer Förderrate von ca. 40 Litern pro Sekunde jährlich bis zu 4,2 Gigawattstunden Strom und zusätzlich 15,5 Gigawattstunden Wärmeenergie produziert werden. Die Stromerzeugung soll dabei über eine ORC-Anlage (Organic Rankine Cycle) erfolgen. Neben der Versorgung des Thermalbads Les Bains de Lavey und den umliegenden Gemeinden Lavey-Mocles und Saint-Maurice, soll die Restwärme für die Beheizung von Gewächshäusern sowie für die Fischzucht genutzt werden.  

Bohrarbeiten in Etappen geplant

Nach Angaben der AGEPP SA erfolgen die Bohrarbeiten in mehreren Etappen.

Im ersten Abschnitt wird die Bohrung bis zu einer Tiefe von 1800 Metern vertikal abgeteuft. Daraufhin sollen geologische Untersuchungen festlegen, in welche Richtung die Bohrung abgelenkt wird, um möglichst viele Frakturen zu durchteufen, welche im Nachhinein als Wegsamkeiten für das Thermalwasser dienen. Sollte die erwartete Förderrate und Temperatur in einer Tiefe von 2.500 Metern noch nicht erreicht sein, wird die Bohrung bis auf eine Tiefe von 3.000 Metern erweitert.

Für den Abschluss der Bohrarbeiten sowie für die Errichtung des geothermischen Kraftwerks ist derzeit die zweite Hälfte des Jahres 2023 vorgesehen.

Das Projekt, das sich aktuell auf mehr als 40 Millionen Franken beläuft, erhält Zuwendung vom Bundesamt für Energie und im Teilprojekt der Stromerzeugung ebenfalls eine finanzielle Förderung durch das Kanton Waadt.

Bei dem vorliegenden Aquifer handelt es sich um kristallinen Gneis, welcher voraussichtlich hohe Durchlässigkeiten aufweist. Laut der AGEPP SA sei daher keine hydraulische Stimulation des Felsmassivs geplant. Gegebenenfalls wird eine Entkalkung in Betracht gezogen, um den an der Felsoberfläche vorhandenen Kalkstein aufzulösen und so die Zirkulation des geothermischen Wassers zu fördern.

Auch das Thema Seismizität sei unter der Aufsicht des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) eingehend untersucht worden. Diesbezüglich wurde bereits im Vorfeld ein Netzwerk installiert, welches besonders während der ersten Betriebsjahre die seismische Aktivität überwachen soll. Im Falle einer anormalen seismischen Aktivität könne somit die sofortige Einleitung geeigneter Maßnahmen erfolgen.

Quelle:

ee-news, AGEPP