Bohrtechnische Verzögerungen in Trebur

03.08.2016 | Reservoirerschließung, Projekte, Hydrogeothermie | Sabine Volland

Zum zweiten Mal muss der Bohrpfad im Geothermieprojekt Trebur wegen bohrtechnischer Probleme geändert werden. Ob die Bohrung erfolgreich sein wird, entscheidet sich in den nächsten Wochen.

Bereits im Juni zeigten sich in der ersten Bohrung, noch vor Erreichen der Zielteufe, ungünstige geologische Verhältnisse, wie der Betreiber Überlandwerk Groß-Gerau GmbH (ÜWG) in einer Pressemitteilung des letzten Monats erklärte. Im fünften und letzten Bohrabschnitt war der Fund von Tonmineralen der entscheidende Grund dafür, diesen Bohrlochabschnitt aufzugeben und einen Sidetrack, ausgehend von der dritten Sektion desselben Bohrlochs, anzusetzen. Die offenen Teilabschnitte Vier und Fünf wurden mit Zement verfüllt. Wie es in der Pressemitteilung der ÜWG heißt, sollte der Sidetrack 800 Meter Richtung Nordosten verlaufen und schräger als ursprünglich geplant gebohrt werden. Dazu war eine Genehmigung der Bergbehörde nötig, die der ÜWG kurzfristig erteilt wurde.

Wie der Betreiber nun mitteilte, hat sich im Sidetrack ein Teil des Bohrgeräts in einer Tiefe von ca. 3.700 Meter festgefressen. Versuche, das Gerät auszubauen, blieben erfolglos, so dass dieser Bohrabschnitt nun umfahren werden muss, um mit der Bohrung fortfahren zu können. Der neue Pfad soll nur wenige Meter parallel zur ursprünglich festgelegten Strecke verlaufen, so der Betreiber in seiner Pressemitteilung Anfang dieser Woche. Dazu sei eine weitere Änderung des Bohrpfades nötig, die bei der Bergbehörde bereits beantragt und genehmigt wurde. Erst die nächsten Wochen werden Aufschluss darüber geben, ob die erste Bohrung im Geothermieprojekt Trebur erfolgreich sein wird.

In allem Unglück für die ÜWG gab es aber für die mineralogische Forschungswelt Anlass zur Freude. Bei den Tonmineralen, die den Betreiber im Juni zur Aufgabe des fünften Bohrabschnitts zwangen, handelt es sich um Palygorskit, ein sehr seltenes Schichtsilikat, dass in den Sedimenten des Rotliegenden vorkommt. In Deutschland gab es bislang nur drei bekannte Fundstellen. Der Fund in Trebur verrät den Forschern einiges über den Untergrund und wird Anlass zur näheren Untersuchung geben. Möglicherweise kann Trebur dann als Namensgeber und Typlokalität Einzug halten in die international einschlägige Literatur.