Förderprogramme schließen eine Lücke für reine Wärmeprojekte

06.05.2021 | Politik | Karin Jehle
Bernhard Gubo Geschäftsführer der Geoenergie Bayern

Für das aktuelle Thema im Fokus „Grüne Fernwärme effektiv fördern“ haben wir die Geothermiebranche um ihre Einschätzung der Lage gebeten. In loser Folge veröffentlichen wir nun die vollständigen Interviews im Wortlaut. Den Anfang macht Bernhard Gubo, Geschäftsführer der Geoenergie Bayern.

Wie wichtig ist die „Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW)“ für die Entwicklung Ihrer eigenen Projekte bzw. der von Ihnen beratenen Unternehmen? Inwieweit greifen Sie auf bisher bestehende Förderprogramme, wie „Wärmenetze 4.0" oder das KFW-Programm 272 „Erneuerbare Energien Premium" zurück?

Die Förderprogramme schließen eine Lücke für reine Wärmeprojekte ohne Verstromung der geothermalen Wärmeenergie. Wir verfolgen erfolgversprechende Fernwärmeprojekte, die in das Förderregime fallen. Die Fördermodule decken zum Teil auch technische Innovationen und Kooperationen mit Hochschulen ab, was beides sehr wichtig ist. Für die Geothermie sind diese Programme im Einzelfall das entscheidende Momentum.

Der BEE als Interessensvertretung der gesamten Erneuerbare-Energien-Branche beklagt in einem Positionspapier, dass fehlende Regelungen für die Übergangszeit, bis die BEW in Kraft tritt, Investoren und Betreiber verunsichere und sie bei der Entwicklung neuer Projekte daher erst mal abwarten würden. Ist dies nach Ihren Erfahrungen in der Geothermiebranche mit ihren vergleichsweise langen Entwicklungszeiten auch der Fall?

Uns fehlt der Überblick über alle relevanten Förderprogramme, um hierzu eine Aussage machen zu können.

Der BDEW fordert ein Fördervolumen im BEW von mindestens einer Milliarde Euro pro Jahr bis zum Jahr 2030 für alle regenerativen Energien im Wärmebereich. Welcher Teil davon wäre für die Entwicklung geothermischer Projekte notwendig, wenn bis dahin tatsächlich 10 TWh jährlich aus geothermaler Fernwärme stammen sollen, wie es die Studie „Klimaneutrales Deutschland 2050" anvisiert?

Um dieses Ziel für die tiefe Geothermie zu erreichen, scheint mir eine jährliche Fördersumme von ca. 200 Millionen Euro sinnvoll zu sein. Diese Aussage ist aber nur eine sehr grobe Schätzung ohne Bezug auf genauere Berechnungen.

Für die „Bundesförderung energieeffiziente Gebäude (BEG)“ schlägt der BDEW vor, den Anschluss von Einzelgebäuden an ein Fernwärmenetz nicht vom aktuellen Anteil erneuerbarer Energien abhängig zu machen, sondern von einem ausgearbeiteten Transformationsplan für das gesamte Netz. In Fernwärmegebieten sollten dezentrale Heizungssanierungen sogar von der Förderung ausgenommen werden. Halten Sie das für einen guten Ansatz, um mehr Haushalte zum Anschluss an die Fernwärme zu bewegen?

Für urbane Gebiete könnte dieser Ansatz durchaus ein wichtiger Beitrag sein. Für ländliche Strukturen ist er aus meiner Sicht jedoch zu eng gefasst. Hier könnte der bereits jetzt schon mögliche Anschlusszwang helfen, um die Aufrechterhaltung CO2-intensiver Strukturen zu unterbinden, vor allem wenn Fernwärmenetze sich bereits im Entstehen befinden.

Quelle:

Enerchange